Freizeitdruck: Was das Wild in Lebensgefahr bringt

22.1.2021, 09:15 Uhr
Freizeitdruck: Was das Wild in Lebensgefahr bringt

© Foto: imago images/blickwinkel

Gerade jetzt, zur Hauptsaison des Wintersports, sind die Corona-Einschränkungen für viele Familien und Freizeitsuchende besonders hart. Außer Schlittenfahren und vielleicht Langlaufen geht nicht viel. Als Alternative lockt es viele Leute zum Spazierengehen, Joggen oder Mountainbiken hinaus in den Wald. Für die heimischen Wildarten wie Hirsch oder Reh hat das dramatische Folgen, erklärt Lothar Sagerer, Vorsitzender des Kreisverbands der Jäger.

Die Tiere brauchen Ruhe

Denn die Wildtiere fressen sich über den Sommer und Herbst ihren Speck an, von dem sie im Winter zehren müssen. "Deshalb braucht das Wild jetzt unbedingt Ruhe", sagt Sagerer. Je mehr Stress die Tiere haben, desto schneller bauen sie ihre Reserven ab und überleben den Winter womöglich nicht. "Schlimm sind nicht die vielen Spaziergänger", sagt Sagerer, "sondern dass sich die Leute an keine Regeln mehr halten."

Inzwischen gebe es Tag und Nacht Bewegung im Wald, nachts werde mit Stirnlampen durch Feld und Flur gelaufen. Sagerer bittet darum, im Wald die Nachtruhe einzuhalten, zwischen Abend- und Morgendämmerung fernzubleiben.

"Das kann fast jeder"

Auch die Zahl der Mountainbiker im Wald habe stark zugenommen. "Früher konnten ja nur die ganz Sportlichen auf den holprigen Wegen fahren, aber seit es die E-Bikes gibt, kann es fast jeder", bedauert der Jäger.

Auch auf eine Unsitte so mancher Autofahrer ist Sagerer nicht gut zu sprechen. Die parken nämlich nicht etwa 200 Meter vor dem Wald, sondern fahren möglichst weit hinein, um anschließend spazieren zu gehen oder zu sporteln. "Die sagen sich, ich habe einen SUV, also kann ich das", schimpft Sagerer.

Überlebenschancen werden geschwächt

Ein weiterer Störfaktor seien uneinsichtige Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner ohne Leine durch den Wald laufen lassen. "Auch wenn der Hund das Wild nicht erwischt, scheucht er es auf und schwächt seine Überlebenschancen", verdeutlicht der Jäger und mahnt, Hunde grundsätzlich schon 50 Meter vor dem Waldrand an die Leine zu nehmen.

Sagerer bittet darum, auch von Fütterungen oder Kirrungen (als Kirrung bezeichnet der Jäger einen Platz zum Ausbringen von Getreide, wie zum Beispiel Mais, als Lockfütterung) fernzubleiben. Andernfalls werden die Wildfütterungen nämlich nicht mehr angenommen und die Tiere können wegen dieser Störungen nicht mehr genug, für sie überlebensnotwendige, Nahrung aufnehmen.

Eindringlicher Appell

Auch der Bayerische Jagdverband richtet deshalb auf seiner Homepage derzeit einen eindringlichen Appell an Spaziergänger und Wintersportler, Rücksicht auf die Tiere im Wald zu nehmen, Betretungsverbote zu respektieren, sich nicht abseits der Hauptwege zu bewegen und so die heimischen Wildtiere in der harten Jahreszeit zu schützen.

"Das ist uns Jägern eine echte Herzensangelegenheit", sagt Sagerer und betont: "Man tut es ja nicht für uns Jäger, sondern für das Wild."

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