Freystadts Bärentreiber: Wilde Gesellen und Kuscheltier

28.2.2017, 10:12 Uhr
Freystadts Bärentreiber: Wilde Gesellen und  Kuscheltier

© Foto: Günter Distler

Alex Kosinski wird schwitzen, viel schwitzen. Kurz vor neun steht er mit dem Rest der Truppe im Friseur-Salon Nieser im dicken braunen Pelz. Acht Kilogramm ist es schwer. "Bei null Grad ist das genau richtig", sagt Kosinski. Doch gestern kletterte das Thermometer auf 14 Grad, da wird es in der Sonne schon gescheit warm unter dem Bärenrock.

Die Musikanten haben es da schon etwas luftiger. Kein Wunder, dass alle Neulinge erst einmal in die Rolle des Bären schlüpfen müssen. Kosinski jagt nun schon seit sechs Jahren mit lautem Brummen und gefährlich-tapsigen Bewegungen die Kinder auf dem Freystädter Marktplatz. Erwischt er eines, bekommt es dicke schwarze Streifen aus schmieriger Schuhcreme ins Gesicht.

"Die Tradition ist bestimmt schon 100 Jahre alt", sagt Oliver Blank. Der Clown und Beckenschläger beteiligt sich schon seit 30 Jahren aktiv an dem Bärentreiben und ist damit der "Dienstälteste". Mit seinen glänzenden Messing-Becken gibt er den Rhythmus vor, Teufelsgeige und Quetschn spielen die Melodie. Mit Klang und Schall ziehen sie am Rosenmontag durch Freystadt.

Etwa um zehn Uhr beginnt der Zug. Vorher treffen sie sich beim Friseur Nieser an der Marktstraße. Bei Kaffee, Krapfen, Cola-Mix und Musik werden den Treibern die Bärte geschminkt, der blonden "Zigeunerin" die Perücke gerichtet, dem Clown das weiße Gesicht gemalt. Und ein erster Tanz gewagt.

Das ist Tradition – seit nunmehr 48 Jahren. "1968 bin ich nach Freystadt gekommen, schon im Jahr darauf haben wir im Geschäft die Bärentreiber vorbereitet", sagt Fritz Nieser, der selbst allerdings nie in das Bärenkostüm geschlüpft ist.

In den Freystädter Geschäften und Gastwirtschaften ist die Gruppe gern gesehen und wird mit Schmankerln verwöhnt. Die Bärentreiber sammeln Spenden für den Kinderfasching, der am Dienstag  mit einem Umzug um 14 Uhr beginnt. Bis 17.30 Uhr hat der Verein "Freyzeit" in der Mehrzweckhalle ein buntes Programm organisiert mit fetziger Musik, lustigen Spielen und einer Maskenprämierung.

"Da sind wir nicht mehr wild, sondern die Kuschelbären", sagt Kosinski. Die Kinder brauchen keine Angst mehr zu haben, ganz im Gegenteil.

Denn mit dem gesammelten Geld haben die Bärentreiber Gutscheine gekauft für eine kleine Brotzeit. Jedes Kind bekommt einen und kann ihn an diesem Tag in den örtlichen Gasthäusern einlösen. Falls dann noch etwas Geld übrig bleibt, spenden die Bärentreiber es für einen sozialen Zweck.

Keine Kommentare