Gärtnern für alle muss in Neumarkt noch warten

29.5.2021, 17:53 Uhr
Gärtnern für alle muss in Neumarkt noch warten

© Foto: Wolfgang Fellner

Zwischen irritiert und enttäuscht schwankt die Stimmung im Vorstand des Vereins, der bald sein 100-jähriges Bestehen feiert. Nach zwei Jahren Verhandlungen mit der Stadt sah man sich auf den letzten Metern der Zielgeraden und wollte endlich mit dem Garteln im öffentlichen Raum anfangen. Doch unter den Bedingungen, die die Stadt dafür einfordere, gehe das nicht, sagt Vorsitzende Luisita Lang energisch.

"Unsere Mitglieder sind im Schnitt nicht mehr die Jüngsten, deshalb ist der Ansatz mit Urban Gardening nicht nur der Versuch, diese Form des Gärtnerns in die Stadt zu bringen, sondern auch, junge Mitglieder für den Verein zu gewinnen", sagt Wolfgang Fesich. Dieser Plan wird aufgehen: Kaum war bekannt, dass der Verein öffentliche Beete anlegen will, meldeten sich auch schon fünf Familien, die mitmachen wollen.

Auch sonst lief alles nach Plan: Die Stadtverwaltung stellte sich hinter das Vorhaben. Es folgten Gespräche, Briefe gingen hin und her, Verein und Stadt einigten sich auf ein Gelände im Stadtgraben neben dem Cafe Immergrün als Keimzelle des Projektes. Das alles füllte das Jahr 2020 gut aus; im Herbst des Jahres wollte der Verein die Nutzungsvereinbarung der Stadt einsehen. Die kam im April 2021 bei Luisita Lang an.

Nach dem Studium waren sich die Vorstandsmitglieder Luisita Lang, Wolfgang Fesich und Toni Stadler einig, dass der Verein nicht, wie von der Stadt verlangt, die Verkehrssicherungspflicht für das Gelände übernehmen kann. Das habe auch eine Rückfrage beim Landesverband in München bestätigt. Die Ortsvereine sind bis zu einem gewissen Grad abgesichert durch Versicherungen, diese würden aber nicht eine Verkehrssicherungspflicht abdecken.

Sieben Hochbeete

Doch das sollte das kleinste Problem sein. Die Änderungsvorschläge gingen an die Verwaltung, bis 11. Mai sollte es eine Antwort geben. Das Gelände im Stadtgraben war derweil vorbereitet, sieben Hochbeete hatte die Stadt gekauft, sie stehen im Bauhof. Am 10. Mai ereilte Luisita Lang ein Anruf aus dem Rathaus, dass sich OB Thomas Thuman selbst mit ihr in Verbindung setzen werde.

In einem Brief an den OB bat Luisita Lang um Aufklärung. Ob die Änderungswünsche zur Nutzungsvereinbarung nicht genehm seien, wo es noch Klärungsbedarf gebe, welche abweichende Position die Stadt vertrete? Die Antwort kam eine Woche später. Nachdem "von der Stadt geeignete Flächen und diverse Dienstleistungen eingefordert werden", schreibt der OB, erlaube er sich, die Zielrichtung der Stadt nochmals zu formulieren: "Aus meiner Sicht halte ich es für unabdingbar die beiden Projekte "Interkulturelle Gärten" und "Urban Gardening" übereinander zu bringen und in die Tat umzusetzen." Nähere Auskünfte dazu werde es von Stadträtin Rita Großhauser geben, die die Integrationsbeauftragte der Stadt ist.

Schon einmal befasst

Mit dem Projekt "Interkultureller Garten" hatte sich der Verein schon einmal in der Vergangenheit befasst. Bereits 2019 war der Vorstand nach Erlangen/Bruck gefahren, um sich dort den Kulturpunkt Bruck/Interkultureller Gemeinschaftsgarten "Unser Garten Bruck" anzusehen. Für den ist die Abteilung Stadtkultur und Kulturförderung im Rathaus der Hugenottenstadt zuständig; die Einrichtung hat ein eigenes Domizil, feste Mitarbeiter leisten Integrationsarbeit, unter anderem beim gemeinsamen Gärtnern im Stadtteilzentrum.

"Das passt mit Urban Gardening nicht zusammen, wir haben eine andere Zielrichtung", sagt Luisita Lang. Das gebe die Satzung nicht her, sagt Wolfgang Fesich. Und auch Walter Laube, der das Projekt Interkultureller Garten Neumarkt vorantreibt, sieht keine Deckungsgleichheit zwischen den Projekten.

Besser am Boden säen

Deshalb will der Verein jetzt alleine durchstarten auf einem eigenen Grundstück. Rund 200 bis 400 Quadratmeter Grund brauche es, vielleicht finde sich ein Neumarkter, der in zentraler Lage helfe. Die Fläche soll allen Bürgern zugänglich sein; vor allem Menschen, die keinen Garten haben, sollen dort gärtnern. Die Hochbeete, sagt Toni Stadtler, könne man selbst bauen aus alten Paletten, noch besser sei, am Boden anzusäen. Und so hoffen sie, dass es jetzt so schnell wie möglich losgeht.

Denn, wie gesagt, es gibt schon Familien mit Kindern, die bei dem Projekt dabei sein wollen. Die sollen nun nicht noch ein Jahr warten müssen. Selbst August oder September sei schon zu spät: "Ausgesät muss jetzt werden", sagt Toni Stadler.

 

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