Gegen das Tausendblatt ist (noch) kein Kraut gewachsen

15.12.2013, 17:00 Uhr
Gegen das Tausendblatt ist (noch) kein Kraut gewachsen

© Fügl

Das „Tausendblatt“ im Ludwigskanal ist vor allem hinsichtlich seiner enormen Vermehrung noch nicht erfasst, ziemliches Neuland und unerforscht. Eine ehrliche Feststellung bei jener Sitzung: „Es gibt noch kein Patentrezept dagegen. Wer eines hat, soll sich melden“. Besagtes Unkraut legt im Berger Gemeindebereich ein geradezu verheerendes Wachstum an den Tag. Diese Problematik war Grund des Treffs im Rathaus, zu dem Bürgermeister Helmut Himmler geladen hatte. Um ein erfolgversprechendes Mittel gegen das Algenwachstum in der „Königlichen Wasserstraße“ zu finden, oder gegen das Unkraut anzukämpfen.

Versuchsstrecke festgelegt

Simon Hofmeister und Thomas Plagemann vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg, Markus Neuwald und Uwe Oesterling vom Landratsamt Neumarkt sowie Thomas Ring von der Fachberatung für Fischerei Regensburg beschrieben jene Aktionen, die zuvor bei der Kreisbehörde beschlossen worden waren.

Inzwischen wurde eine Versuchsstrecke aus vier Teilbereichen festgelegt, in denen verschiedene Maßnahmen getroffen werden. Die Teststrecke verläuft ab der Loderbacher Brücke bis zur Kettenbach-Überfahrt bei Meilenhofen und wird fünf Jahre „bearbeitet“ und beobachtet.

Das Wasserwirtschaftsamt betont, aus naturschutzfachlicher und -rechtlicher Sicht stelle eine Verkrautung an sich kein Problem dar. Verfolgt werde vor allem das Ziel, die Neophyten zurückzudrängen. Bislang sei vergeblich nach den entscheidenden Ursachen der sicher sehr starken Verkrautung gesucht worden.

Hofmeister und Plagemann betonten auch, dass die Hauptfunktionen des „Alten Kanals“ wie die Wasserversorgung Richtung Nürnberg, die Hochwasserentlastung und die Vorflutfunktion nicht gestört würden und voll funktionierten. Eine Entschlammung wurde abgelehnt. Die rund 30 Zentimeter dicke Schlammschicht müsse als Dichtung erhalten bleiben. Hofmeister: „Die vor einigen Jahren durchgeführte Entschlammung war die erste überhaupt seit 100 Jahren.“ Eine erneute Aktion dürfe auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht erfolgen.

Keine Einwände wurden gegen den Neubesatz mit Gras- oder Silberkarpfen, und das mehrmalige Mähen per Schneideboot vorgebracht. Die Gemeinde Berg wolle und werde den Ludwigskanal weiterhin für die Naherholung und für die Freizeitnutzung erhalten und weiter aufwerten, betonte Helmut Himmler und fügte hinzu: „Die unansehliche Verkrautung ist nicht nur für Fischer ein Übel.“ Auch Erholungs- und Freizeitsuchende nähmen ein negatives Bild mit.

Das Sachgebiet „Natur- und Wasserschutz“ im Landratsamt würde sich einer erneuten Beschneidung während der Winterzeit (Oktober-November) durch eine „Grundsense“ nicht widersetzen. Auch eine größere Menge an Graskarpfen sei vertretbar. Wie das Tausendblatt in diesen Abschnitt gelangte, ist nach wie vor ungeklärt. Das Wasserkraut könnte sich bald in ganz Bayern ausbreiten und zu einem Problem werden, wenn nichts unternommen werde.

Die Fachberatung für Fischerei erklärte, mit Graskarpfen könne das Tausendblatt nicht bekämpft werden.

Zudem sei der Graskarpfen eine artenfremde, ausländische Fischart, die in Bayern genehmigungspflichtig ist. Wenn trotz aller anderen Maßnahmen kein Erfolg eintrete, sei aber dagegen nichts mehr einzuwenden. Die Gefahr bestehe freilich, dass durch Graskarpfen auch das Wachstum von Blaualgen gefördert werde.

Entschieden abgelehnt wurde der Einsatz sogenannter Mikro-Organismen. Hofmeister: „Die Verwendung solch biologischer Mittel ist ungefähr so gefährlich und radikal wie der Einsatz von B- und C-Waffen. Das wäre dann die „große Keule“, das ist viel zu gefährlich“.

Problem unterschätzt

Der Fischereiverein Neumarkt erinnerte daran, dass es diese Probleme vor ein paar Jahren noch nicht gab. Da wurde geschnitten, wurden Streckenbereiche trocken gelegt und entschlammt. Das wäre zum Teil auch jetzt möglich. Noch könne man den Bereich dafür lokalisieren und die Kosten einschätzen. Je länger der Bereich aber sei, desto teurer werde es. Ein Vorhalt der Fischer: Das Wasserwirtschaftsamt habe das Problem, das seit drei bis vier Jahren bekannt ist sehr wohl unterschätzt. Jetzt stünden alle vor einem Dilemma.

Aber wenigstens bewege sich nun etwas. Fünf Jahre zu warten sei eine sehr lange Zeit. „Wir bezweifeln, dass dabei sehr große Erkenntnisse gewonnen werden“, so die Fischerei-Experten. „Wir haben ja nicht erwartet, dass bereits heute große Weisheiten erklärt und Gegenmittel gefunden werden. Aber wir werden weiter drängen, damit dieser Zustand beseitigt wird und das ist auch berechtigt“, sagte Helmut Himmler und fügte hinzu: „Ich werde auch die politische Bühne in Aktion setzen und so lange bearbeiten, bis hier etwas geschieht“.

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