Gericht Neumarkt: Junger Mann will Sucht abschütteln
2.6.2018, 10:28 Uhr
In Fußfesseln wurde der junge Mann Amtsrichter Rainer Würth vorgeführt. Die hatten ihm Beamte der Justizvollzugsanstalt Nürnberg angelegt, wo er die letzten drei Wochen verbracht hatte. Denn der Verhandlung, die Anfang Mai angesetzt war, war er unentschuldigt fern geblieben. Die Folge war ein Haftbefehl.
Dabei ging es eigentlich um nicht viel. 0,2 Gramm Methamphetamin hatte die Polizei bei ihm gefunden. Und diese geringe Menge dürfte wohl ausschließlich für den Eigenverbrauch gedacht gewesen sein. Der Drogenkonsum ist auch das große Problem des Angeklagten.
Den Richter überraschte er mit dem Geständnis, dass er für die drei Wochen hinter schwedischen Gardinen dankbar sei. Die hätten ihn von den Drogen runtergebracht.
Rückhalt in der Familie
Inzwischen habe er seinen ahnungslosen Eltern erzählt, wie es um ihn gestanden habe. Dass er damals nicht zur Verhandlung erschienen war, sei ebenfalls Schuld der Drogen. Er sei zu diesem Zeitpunkt zugedröhnt gewesen und für nichts zu gebrauchen. Jetzt erfahre er Rückhalt von seiner Familie.
Staatsanwaltschaftsvertreter Thomas Leykam bezog in seine Überlegungen auch die fünf Eintragungen im Bundeszentralregister, davon eine einschlägige, ein und forderte eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu 15 Euro. Denn es habe sich zwar um eine harte Droge gehandelt, aber doch um eine recht geringe Menge.
Zu Therapie geraten
In seinem Schlusswort erklärte der junge Mann, dass er diesen Antrag richtig gut fände. Und das ohne jeden Sarkasmus, aber vielleicht mit etwas zu viel Demut nach außen.
Richter Rainer Würth senkte zwar die Zahl der Tagessätze auf 75, hob aber den Einzelbetrag auf 20 Euro an. Eindringlich bekniete er den Angeklagten, sein Drogenproblem ernsthaft anzugehen und sich um eine stationäre Therapie zu kümmern. Denn, dass er allein aus dieser Abhängigkeit kommt, das traut er dem 26-Jährigen nicht wirklich zu.
Hier geht es zu allen aktuellen Polizeimeldungen.