Sanierung tat not

Hausputz bei Koralle und Co. in Eichstätt: Neues Aquarium für Bayerns größtes Riff

4.2.2022, 14:29 Uhr
Museumsleiterin Privatdozentin Dr. Christina Ifrim und Aquarienbauer Lars Hopf beim Umzug von Korallen in das neue Aquarium.  Foto: Klenk/upd

© Christian Klenk Museumsleiterin Privatdozentin Dr. Christina Ifrim und Aquarienbauer Lars Hopf beim Umzug von Korallen in das neue Aquarium.  Foto: Klenk/upd

Das ursprüngliche Aquarium war seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1976 in Betrieb und musste dringend ersetzt werden. Das neue Becken hat nun ein noch größeres Fassungsvermögen von fast 7000 Litern, schreibt die Pressestelle der Katholischen Universität Eichstätt - Ingolstadt in einer Presse-Mitteilung.

Besserer Einblick ins Innere

Es bietet den Besuchern nun durch größere Glasflächen besseren Einblick in die tropische Korallenlandschaft. Auch die jüngeren Museumsgäste können so die mehr als 60 Arten an Korallen, Salzwasserfischen, See-Igel und weiteren Riffbewohnern besser bewundern. Der Blick in das Aquarium ist zugleich eine Zeitreise zurück in die Welt vor 150 Millionen Jahren, aus der die im Museum ausgestellten Fossilien stammen. Denn in diesem Erdzeitalter erstreckte sich über Süddeutschland mit dem Jura-Meer eine Landschaft aus Inseln, Riffen und Lagunen.

Eine Woche dauerte das Befüllen mit Wasser, das für die sensiblen Bewohner in allerbester Qualität aufbereitet werden muss.

Eine Woche dauerte das Befüllen mit Wasser, das für die sensiblen Bewohner in allerbester Qualität aufbereitet werden muss. © Christian Klenk

„Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Projekt nach eineinhalb Jahren nun zu einem guten Ende führen konnten. Die Besucher erwartet ein wirklich tolles Aquarium“, sagt die wissenschaftliche Leiterin des Museums, Privatdozentin Dr. Christina Ifrim. Man könne nun nicht nur wieder Biodiversität unmittelbar erleben, sondern zum Beispiel auch besser beobachten, wie sich feinkörnige Kalke zwischen den Korallen ablagern, ähnlich wie die, in denen sich einst die einzigartigen Versteinerungen bildeten.

Hoher fünfstelliger Betrag

Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen hatten das Vorhaben kräftig finanziert: Sie investierten einen hohen fünfstelligen Betrag, um das Riff wieder für die Museumsgäste sichtbar zu machen.

Bei der Handarbeit galt es, behutsam und vorsichtig vorzugehen, da viele Korallen zum Teil scharfkantig sind und stark nesseln.

Bei der Handarbeit galt es, behutsam und vorsichtig vorzugehen, da viele Korallen zum Teil scharfkantig sind und stark nesseln. © Christian Klenk

Die Sanierung des alten Aquariums sei unumgänglich gewesen: Im Betonsockel, der permanent mit Salzwasser in Kontakt war, hatten sich große Risse gebildet und das Material bröckelte. Da es außerdem durch die aktuellen Sanierungsarbeiten auf der Willibaldsburg zu Erschütterungen kommt, war zu befürchten, dass sich die Risse vergrößern.

Riffbarsche und Lippfische

Im Juni 2020 erfolgte somit der Umzug der Korallenstöcke und der farbenprächtigen Riffbewohner, zu denen unter anderem Traumkaiserfische, Riffbarsche und Lippfische gehören. Das Evakuierungsbecken im Vorraum des Museums bot ihnen zwar eine Bleibe für die Zeit der Sanierung, jedoch war es aus Gründen der Betriebssicherheit nicht zugänglich für die Museumsgäste.

Das neue Becken lädt nun wieder ein, über 60 verschiedene Arten zu beobachten und sich auf Zeitreise in die tropische Rifflandschaft zu begeben, die vor 150 Millionen Jahren Süddeutschland prägte. 

Das neue Becken lädt nun wieder ein, über 60 verschiedene Arten zu beobachten und sich auf Zeitreise in die tropische Rifflandschaft zu begeben, die vor 150 Millionen Jahren Süddeutschland prägte.  © Schulte Strathaus/upd

Für den Bau des neuen Aquariums hatte sich Museumsleiterin Christina Ifrim mit Lars Hopf einen Fachmann aus Oettingen geholt. Das Projekt war auch für einen professionellen Aquarienbauer ein besonderer Auftrag: „Ein großes Meerwasseraquarium in einer altehrwürdigen Burg baut man schließlich nicht alle Tage. Noch dazu ist das Museum ein öffentlicher Ort mit vielen Besuchern, die später unsere Arbeit sehen. Da steigt die Anspannung schon ein wenig.“

Wasserqualität gecheckt

Bevor für die Riffbewohner überhaupt der Umzug aus dem Evakuierungsbecken in das neue Domizil vonstattengehen konnte, galt es die Wasserqualität genau im Auge zu behalten, denn gerade Korallen sind sehr anspruchsvoll. Deshalb flossen eine Woche lang pro Minute eineinhalb Liter aufbereitetes Wasser allerbester Qualität in das neue Becken. Für geeignete Beleuchtung, Strömungsverhältnisse und gleichbleibende Wasserqualität sorgen nun LED-Beleuchtung und neueste Aquarientechnik.

Das neue Becken lädt nun wieder ein, über 60 verschiedene Arten zu beobachten und sich auf Zeitreise in die tropische Rifflandschaft zu begeben, die vor 150 Millionen Jahren Süddeutschland prägte. 

Das neue Becken lädt nun wieder ein, über 60 verschiedene Arten zu beobachten und sich auf Zeitreise in die tropische Rifflandschaft zu begeben, die vor 150 Millionen Jahren Süddeutschland prägte.  © Schulte Strathaus / upd

Der eigentliche Umzug in das 24 Grad Celsius warme Wasser erfolgte wie 2020 auch die Umsiedlung ins Evakuierungsbecken binnen eines Tages in vorsichtiger Hand- und Teamarbeit. Gerade bei einigen Korallen ist große Vorsicht geboten, da viele sehr scharfkantig sind und stark nesseln.

Noch nicht endgültig

Auch das neue Aquarium ist noch nicht die dauerhafte Station für das Korallenriff. Es handelt sich um eine Interimslösung, mit der wir die Zeit bis zur Neukonzeption des Museums überbrücken, deren Zeitplan auch vom Fortschritt der Burgsanierung abhängt“, sagt Museumsleiterin Christina Ifrim. Das Aquarium sei daher bewusst so gebaut worden, dass es vollständig reversibel sei und nach der Neukonzeption an anderer Stelle weiterverwendet werden kann.

Solnhofener Plattenkalke

Im Jura-Museum in Eichstätt sind insbesondere Fossilien der Solnhofener Plattenkalke zu sehen, die in den Steinbrüchen der Region zutage gefördert worden sind. Zu den eindrucksvollen Versteinerungen aus der Jura-Zeit vor 150 Millionen Jahren gehören das Eichstätter Exemplar des berühmten Urvogels Archaeopteryx, das Fossil des Jahres 2020, und das weltweit einzige Exemplar des Raubdinosauriers Juravenator. Trägerin des Museums ist die Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der größte Teil der Sammlung befindet sich im Besitz des Bischöflichen Seminars St. Willibald in Eichstätt. Wissenschaftlich betreut werden die Sammlung und das Museum von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.

Das Jura-Museum auf der Willibaldsburg, Burgstraße 19 in Eichstätt, hat täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Im Museum gilt aktuell die 2G plus-Regel. Wer bereits eine Auffrischimpfung erhalten hat, hat 14 Tagen danach auch ohne Testnachweis Zugang zum Museum.

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