Heuer wird es sehr, sehr viele Borkenkäfer geben

25.4.2019, 15:00 Uhr
Heuer wird es sehr, sehr viele Borkenkäfer geben

© André De Geare

Und das Gewusel verheißt für den Wald nichts Gutes: "Ab 3000 Stück pro Woche gilt die Warnstufe rot", erklärt Forstrat Christian Kleiner. Sein Kollege ergänzt: "Und die Saison beginnt erst."

Die Situation mit den Borkenkäfern, so fürchten die Vertreter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Neumarkt, könnte dieses Jahr so krass werden, wie vielleicht nie zuvor – wenn nicht noch eine lange Regenperiode naht.

Da kommt einiges zusammen

Schuld an der aktuellen Situation sind drei Faktoren: Erstens sind durch den extrem trockenen Sommer 2018 viele Bäume vorgeschädigt. Zweitens konnte dies durch die bis jetzt anhaltende ungewöhnliche Trockenheit nicht aufgeholt werden. Drittens haben durch die Wärme überdurchschnittlich viele Schädlinge überwintert.

Das sind schlechte Prognosen für die Fichte, die vorrangig vom Borkenkäfer befallen wird. Die Muttertiere bohren sich in die Rinde, um darin ihre Larven abzulegen. Einzelne Tiere kann ein Baum noch "ausharzen": So wie sie sich einbohren, umhüllt er die bis etwa einen halben Zentimeter großen Tierchen mit einem Tropfen Harz und macht sie somit unschädlich.

Die Menge macht’s

Doch bei zu vielen Tieren hat der Baum keine Chance mehr. Über kurz oder lang unterbrechen die Käfer die Wasserleitungsbahnen des Baumes. Er stirbt ab. "Das charakteristische braune Bohrmehl am Fuße des Baumes verrät den Käfer." Es liegt an den Waldbesitzern, den Borkenkäferbefall zu erkennen. Wer unsicher ist, erhält beim AELF Rat – auch, wie man nach dem Beheben eines großen Befalls am besten weitermacht. Die Waldbesitzervereinigung kann ebenfalls helfen.

Heuer wird es sehr, sehr viele Borkenkäfer geben

© André De Geare

Prinzipiell gilt: "Jeder Waldbesitzer ist dazu verpflichtet, einmal im Monat seinen Bestand – sofern er Fichten enthält – auf einen Borkenkäferbefall zu untersuchen", schildert Revierförster Alexander Mann.

Sollte man fündig werden, bleibt nur Fällen. Schnellstmöglich sollte das befallene Holz aus dem Wald gebracht werden – Mindestentfernung: 500 Meter. Je schneller man reagiert, desto besser: "Jeder Baum, der jetzt gefunden und fachgerecht aufgearbeitet wird, verhindert ein Vielfaches an absterbenden Bäumen im August und September", so Kleiner.

Paletten, Platten oder verschüren

"Außerdem hat auch befallenes Holz noch einen Wert. Der Käfer sitzt ja nur in der Rinde. Den Rest kann man noch für Paletten, Spanholzplatten oder schlechtestenfalls energetisch verwerten", sagt Mann. Allerdings: Der Holzmarkt ist aufgrund des vielen gefällten Holzes immens im Keller. Viel Staat ist damit also gerade nicht zu machen.

"Borkenkäfer" ist übrigens nur der Oberbegriff: Am verbreitetsten sind in unserer Gegend der Buchdrucker und der Kupferstecher. Seit 2018 macht sich noch eine dritte Art breit: der nordische Fichtenborkenkäfer. Das AELF hat bei Pölling für jede Art eine Falle mit Lockstoffen aufgestellt, um die Populationen zu überwachen.

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