Historische Narkosemethode demonstriert

27.11.2012, 00:00 Uhr
Historische Narkosemethode demonstriert

© Fritz-Wolfgang Etzold

Der „Romulus“ der Firma Dräger, Baujahr 1952, ist ein dunkelgrün lackiertes Trumm mit zahlreichen analogen Zeiger-Instrumenten, metallenen Einstellknöpfen und zahlreichen Schläuchen, die das alte Narkosegerät wie die Dekoration eines frühen Science-Fiction-Films aussehen lassen. „Bis 1972 war der ,Romulus’ am Klinikum noch im Einsatz“, weiß Vorstandsassistentin Alexandra De’Nicolo.

„Und bei manchen niedergelassenen Ärzten stehen heute noch solche Dinger herum“, ergänzt Jörg Rebhan und lässt keinen Zweifel daran, dass derlei „antike“ Maschinerie nicht einmal annähernd den heutigen Stand der Narkosetechnik widerspiegelt.

Vor allem fehlen Apparaten wie dem „Romulus“ jene Rückmeldungs-Mechanismen, die in der Gegenwart für einen hohen Automatisierungsgrad sorgen. Rebhan führt den Ablauf einer operationsvorbereitenden Anästhesie vor, wie sie einst üblich war: Der Patient — in diesem Fall eine aufwändige Plastikpuppe — wird intubiert, an den Tropfer gehängt und notfalls per Spritze mit weiterem Narkosemittel versorgt.

Hirnstrommessung? Kohlendioxidgehalt im Patientenblut? „Fehlanzeige“, meint Rebhan. Alle jene Diagnose-Hilfen, die im Jahr 2012 dabei helfen, Narkosemittel in möglichst schonender Weise zu verabreichen und bei der Anästhesie einen hohen Automatisierungsgrad ermöglichen, waren in den 1960er und 1970er Jahren noch ferne Zukunftsmusik.

Für Jörg Rebhan ist die Operations-Simulation im historischen Operations- und Kreißsaal des Neumarkter Klinikums im wahrsten Sinn des Wortes eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, denn hier kam er auf die Welt.

Als besonderes Schmankerl führt Rebhan die Sektion eines Schweineherzens vor, das er frisch vom Schlachter bezogen hat — und wird überrascht: Bei der Öffnung des dem menschlichen Herzen sehr ähnlichen Organs stellt Rebhan fest, dass das Schwein vor kurzem eine Lungenembolie gehabt haben musste, denn in einer Herzkammer findet sich ein sogenannter Embolus, eine große Menge gestockten Blutes. „Das Herz hatte noch maximal 40 Prozent seiner ursprünglichen Leistungsfähigkeit“, erklärt Jörg Rebhan und kommt zu dem Schluss, dass das Tier wohl auch ohne menschliche Einwirkung relativ bald gestorben wäre. Zumal in einer Herzspitze schon abgestorbenes Gewebe zu finden war, das auf einen Infarkt hindeutet.

Hier enden allerdings die Parallelen. „Ein Mensch wäre an so etwas sofort gestorben, er wäre mit Schaum vor dem Mund einfach umgefallen“, prognostiziert Jörg Rebhan und fügt hinzu: „Das Schwein hat davon möglicherweise nicht einmal etwas bemerkt.“

Die historische Medizin-Austellung im Klinikum Neumarkt ist aufgrund des großen Publikums-Zuspruchs noch einmal am kommenden Sonntag, 2. Dezember, sowie am darauf folgenden Sonntag, 9. Dezember, jeweils von 13 bis 17 Uhr, zu sehen.

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