Hof eines Bio-Bauern aus Pilsach ist ein Leuchtturm

5.9.2020, 12:58 Uhr
Hof eines Bio-Bauern aus Pilsach ist ein Leuchtturm

© Jutta Riedel

Entstanden ist eine "wunderbare Kooperation" zwischen der Brauerei und der Bioland-Beratung, im Landkreis Neumarkt ist auch die Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband dazu "fantastisch".

Jahr für Jahr werden vom Verband individuelle Pläne für Artenvielfalt und Kulturlandschaft ausgearbeitet, zwei bis drei Projekte werden jährlich von der Brauerei finanziert, 2500 Euro kommen für einen Kulturlandplan zusammen. Aktuell beteiligen sich an dem Projekt gut 20 der überwiegend aus dem Landkreis Neumarkt stammenden 170 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe (EZÖB), die wie Samberger die Bio-Brauerei beliefern. Alljährlich können sich Landwirte dafür bewerben.

Ackerwildkräuter-Projekt mit Leuchtturm-Funktion

Samberger befasst sich auf seinem Hof seit einigen Jahren mit dem "Ackerwildkräuter-Projekt" – ein Projekt, das laut Schertler nicht direkt zu den Kulturlandplänen zählt, ohne diese jedoch nicht möglich gewesen wäre. Rund 300 Kräuterarten gibt es, davon seien gut 270 empfindlich auf Herbizide und daher in der konventionellen Landwirtschaft verschwunden. Von der Vielfalt der Kräuter und Blüten ist allerdings die Vielfalt der Insekten abhängig, die wiederum notwendig sind für ein Gleichgewicht in der Schädlings-/Gutlings-Population beispielsweise als "Gegenspieler" der Blattläuse.

Wichtig ist die Insektenpopulation aber auch für Vögel wie beispielsweise die Feldlerche. Als einziger Landwirt widmet sich Samberger jetzt seit dem Anbau von Ackerwildkräutern "wie Gemüse in Beeten" als "zweitem Standbein". Vier Kräuterarten, der Acker-Rittersporn, der Acker-Hahnenfuß, die Acker-Lichtnelke und der Frauenspiegel werden – vorgezogen im Gewächshaus – auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern angebaut, in Reinkultur.

Bio-Bauer gibt geerntete Samen weiter

Die geernteten Samen werden an andere Betriebe weitergegeben zur Aussaat in den Feldern, wo sie sich selbst vermehren. Drei bis vier Landwirte können jährlich damit versorgt werden. Die "Ausbeute" liegt heuer bei etwa einem Kilo Hahnenfuß-Samen – die beste Ernte bislang. Die Ernte der Lichtnelkensamen ist noch nicht abgeschlossen, ein Pfund wäre "gigantisch", meinte Schertler.

Abgesammelt werden die Samen von Hand – ein Bio-Bauer sei eben noch ein "echter Handwerker", kommentiert Ehrnsperger. Sein eigenes Engagement sieht Ehrnsperger als "ureigenste Aufgabe": "Wir verkaufen ja Umweltschutz mit unserer Marke, nicht nur Bier". Ein ernstes Problem ist die mittlerweile beachtliche Konkurrenz um Flächen.

In Anbetracht dessen kann Samberger nicht verstehen, warum – wie aktuell mit Chefs Culinar in Pilsach – auf intakten Ackerflächen Gewerbebetriebe angesiedelt werden sollen, in einer Region, in der man sich den "Anstrich von Öko und Quellenreich gibt".

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