Homo-Ehe: Alois Karl ist gegen Gleichstellung

28.6.2017, 09:21 Uhr
Alois Karl spricht sich gegen die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aus.

© Anestis Aslanidis Alois Karl spricht sich gegen die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aus.

"Es ist an der Zeit." So kommentiert eine Landkreisbürgerin, die vor zwei Jahren eine "Lebenspartnerschaft" mit einer anderen Frau eingegangen ist, den Kurswechsel der Kanzlerin. Nimmt man das Erbrecht und Fragen der Adoption aus, dann ist die eingetragene Lebenspartnerschaft der heterosexuelle Ehe heute schon rechtlich gleichgestellt. Es gehe den Betroffenen aber auch um die Gleichbehandlung, betont die lesbische Frau, also um die Signalwirkung. "Unsere Gesellschaft ist da schon weiter als die Politik."

Genau das bezweifelt Monsignore Richard Distler. "Ich glaube nicht, dass eine Entscheidung der Politik pro gleichgeschlechtliche Ehe einen Konsens in der deutschen Bevölkerung in dieser Frage widerspiegelt", sagt der Neumarkter Dekan.

"Mann und Frau"

Die biblisch begründete Position der katholischen Kirche ist eindeutig und hinlänglich bekannt: "Die Ehe besteht aus Mann und Frau", erklärt Distler das christliche Verständnis von Ehe und Familie. "Kinder brauchen Mutter und Vater für eine gesunde, personale Erziehung."

Diese Position, die seiner Meinung nach auch das Grundgesetz für die Ehe als Rechtsinstitut festschreibt, werde die Kirche auch nicht aufgeben, wenn nun die Politik vorpresche. Eines will der Dekan aber klarstellen: "Die Kirche urteilt nicht darüber, wie jemand in einer Partnerschaft leben will. Ihr geht es um die Institution Ehe und damit auch um das Kindeswohl."

Deshalb spielt es bei der Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Bistums Eichstätt keine Rolle, ob ein Paar, das um Unterstützung bei Beziehungsproblemen bittet, gleich- oder verschiedengeschlechtlich ist. "Unser Auftrag ist es, Menschen in Not zu beraten, unabhängig von der sexuellen Ausrichtung oder der Konfession", sagt Alice Sartor-Muswieck, die Leiterin der katholischen Paarberatungsstelle in Neumarkt. Daran werde sich mit der Einführung einer "Ehe für alle" nichts ändern.


Kommentar: Merkels "Ja" zur "Ehe für alle": Nicht wirklich demokratisch


In der evangelischen Kirche ist die Eheschließung eine Segenshandlung und bezieht sich somit nicht auf ein von Gott gegebenes Sakrament wie bei den Katholiken. "Die evangelische Landeskirche ist bei Segnungen von Lebenspartnerschaften schon noch ein bisschen zurückhaltend, sie hängt es zumindest nicht an die große Glocke", sagt der Neumarkter Pfarrer Armin Ehresmann. Er selbst hatte vor eineinhalb Jahren ein lesbisches Paar kirchlich gesegnet. "Die Landeskirche überlässt das der Gewissensentscheidung des jeweiligen Pfarrers."

Seit 2012 dürfen in Bayern sogar homosexuelle Pfarrer und Pfarrerinnen mit ihren Partnern im Pfarrhaus offiziell zusammenleben. Dazu bedarf es aber einer eingetragenen Partnerschaft sowie der Zustimmung von Kirchenvorstand, Dekan, Regionalbischof und Landeskirchenrat. Armin Ehresmann hat das auch schon erlebt: "Ich war vor Neumarkt Pfarrer im Aischgrund, und da gab es in der Nachbargemeinde auch einen Kollegen mit einem männlichen Partner."

Auch Alois Karl soll eine Gewissensentscheidung über die Homo-Ehe treffen. "Ich werde gegen eine völlige Gleichstellung stimmen", kündigte der Neumarkter Bundestagsabgeordnete gestern nach einer zweistündigen Fraktionssitzung in Berlin an.

"So geht also die Koalition zu Ende"

Karl wirft der SPD den Bruch des Koalitionsvertrages vor, wollen die Sozialdemokraten doch heute im Rechtsausschuss den Weg frei machen für eine namentliche Abstimmung am kommenden Freitag, in der letzten Sitzung des Bundestags vor der Sommerpause. "So geht also die Koalition zu Ende", sagt Karl, der mit einer Mehrheit der Befürworter rechnet.

Für den Neumarkter Rechtsanwalt Thomas Förtsch ist die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben hingegen nur die "logische Konsequenz" der dynamischen Entwicklung im Familienrecht. "Ich denke, dieser Schritt ist richtig. Die Gesellschaft ist so weit", sagt das Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Familien- und Erbrecht im Deutschen Anwaltsverein.

Förtsch sieht, rein rechtlich gesehen, keine großen Änderungen, sollte die "Ehe für alle" kommen: "Die Vorschriften sind schon heute nahezu identisch. In Bayern müssen die Paare dann halt nicht mehr zum Notar." Der Familienanwalt weist darauf hin, dass eine Reihe von Ländern diesen Schritt schon vollzogen haben. Selbst das katholische Irland: Die grüne Insel hat neuerdings sogar einen offen schwulen Premierminister. Leo Varadkar ist allerdings noch ledig.

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