Igel im tödlichen Liebesrausch

28.6.2017, 12:57 Uhr
Gerade im Juni und Juli leben liebeshungrige Igel auf bayerischen Straßen gefährlich. Nur vorausschauendes Fahren hilft.

© dpa Gerade im Juni und Juli leben liebeshungrige Igel auf bayerischen Straßen gefährlich. Nur vorausschauendes Fahren hilft.

So  überqueren Igel im Durchschnitt mindestens zwölf Straßen pro Nacht. Kein Wunder, dass bei  so  gefährlichen  Wanderstrecken  der  Igel  zu  den  am  häufigsten überfahrenen Säugetieren zählt. Diese Erkenntnis stützen auch die Zahlen des LBV-Mitmachprojekts  „Igel  in  Bayern“. 

Auswertungen  der  letzten  drei  Jahre haben  ergeben,  dass  im  Juni  und  Juli  die  meisten  Igel  auf  den  bayerischen Straßen sterben. Die quer durch Bayern gehende Bundesstraße 2 von Hof nach Mittenwald gehört bei den Todesmeldungen zu den traurigen Spitzenreitern.

Bayernweit  haben  Bürgerforscher  dem  LBV  in  diesem  Jahr  über  die  Internetseite „Igel in Bayern“ bisher schon knapp 11.000 Igel gemeldet. „Etwas mehr als ein Viertel davon  sind  Verkehrsopfer,  wobei  es  allein  im  Juni  bislang  schon  1.250  tote  Tiere waren“, so Martina Gehret. Da männliche Igel eine Reviergröße von bis zu hundert Hektar  haben,  was  140  Fußballfeldern  entspricht,  müssen  die  liebestollen  Tiere zwangsläufig gefährliche Straßen und andere Hindernisse überqueren, um passende Weibchen zu finden.  

Stacheln klappern zu laut

„Doch dabei laufen Igel nicht einfach leichtfertig auf die Straße, sondern nutzen ihr hervorragendes Gehör. Manchmal warten sie minutenlang, bis sie den ersten Schritt wagen“,  weiß  die  LBV-Igelexpertin.  Den  häufigen  Straßentod  der  Tiere  hat  eine Schweizer  Untersuchung  darauf  zurückgeführt:  „Wenn  der  Igel  auf  die  Straße losrennt, klappern seine Stacheln für ihn so laut, dass andere Geräusche wie etwa näherkommende Autos übertönt werden“, erklärt Gehret. Nähert sich ein Fahrzeug, spürt der Igel das auch an den leichten Bodenerschütterungen. Die Tiere verharren kurz, versuchen die nahende unnatürliche Gefahr einzuschätzen und wägen ab, ob es sicherer ist, umzukehren oder schnell weiterzulaufen. „Oft ist es dann aber schon zu spät.“

Igel erkennen Straßen durchaus als Gefahr. Sie versuchen dieses Hindernis deshalb zügig  und  auf  dem  schnellsten  Weg  zu  überwinden,  meistens  direkt  im  rechten Winkel.  „Es  ist  tatsächlich  eher  die  Ausnahme,  dass  sich  der  Igel  auf  der  Straße einrollt und man ihn gefahrlos zwischen die Reifen nehmen kann“, so Gehret. „Das
einzige was dem Igel wirklich hilft, wenn er im Scheinwerferlicht um sein Leben rennt, ist Rücksichtnahme und eine vorausschauende Fahrweise.“

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