Immer auf Abruf: Dienst in der Heiligen Nacht

24.12.2005, 00:00 Uhr
Immer auf Abruf: Dienst in der Heiligen Nacht

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„Christbaumbrände gibt es kaum noch“, sagt Manfred Czepl, der an den Feiertagen Dienst in der Feuerwehrzentrale schiebt. Bei ihm landen alle Notrufe, die unter der Nummer 112 abgesetzt werden. Von der Neumarkter Zentrale werden die Wehren in Stadt und Landkreis alarmiert. Früher war dies an den Weihnachstagen häufiger als heute der Fall. Dies liege nicht nur an daran, dass Elektro-Birnchen inzwischen die Kerzen verdrängt haben, meint Czepl. Im Gegenteil, die Wachskerze sei wieder im Kommen. „Aber die Bevölkerung ist aufgeklärt und kennt die Gefahren“, sagt er. 24 Stunden dauert eine Schicht. Auch an Heiligabend wird da keine Ausnahme gemacht.

Beim BRK-Rettungsdienst gibt es einen Familienvater-Bonus: „Wir Jüngeren übernehmen eher die Nachtschichten“, sagt Rettungsassistent Mario Knauer. Acht Sanitäter sind im Einsatz, vier am Tag, vier in der Nacht. Gewöhnlich sind es ruhige Schichten. Wenn doch etwas passiert, sind es selbst für die abgebrühten Rot-Kreuz-Mitarbeiter sehr unangenehme Situationen. Zum Beispiel, wenn Familienkonflikte eskalieren. Oft musste dabei auch Peter Schlierf schlichtend eingreifen. Seit 30 Jahren ist er Polizist. „Vielleicht zehn Mal war ich in dieser Zeit an Weihnachten daheim“, weiß der Dienstgruppenleiter der Polizei-Inspektion Neumarkt. Seine Frau habe sich damit abgefunden. „Ich war schließlich schon Polizist, als wir uns kennen lernten“, sagt er. Heute hat er frei. Dafür arbeitet seine Frau: „Die steht bis Ladenschluss im Geschäft“.

Seit 40 Jahren an Weihnachten und auch an Silvester im Einsatz ist Fritz Etzold, der Fotograf der Neumarkter Nachrichten. In der Heiligen Nacht geborene „Christkindl“, Wohnungsbrände, Weihnachtsmessen . . . Der „alte Fotografen-Hase“ Fritz Etzold hat sie alle abgelichtet. „Ich war immer auf Abruf“, erzählt er.

Als es noch keine Handys gab, stand das Diensttelefon über die Feiertage in der Privatwohnung. Es klingelte auch beim Weihnachtsessen. „Die Kinder kannten es nicht anders“, sagt Etzold. Er selbst auch nicht: Schon sein Vater hatte als Fotograf für eine Zeitung gearbeitet.

Nur einmal ist es Fritz Etzold mulmig geworden. Bei Sengenthal hatte sich ein tödlicher Verkehrsunfall ereignet. Sein Sohn war in derselben Nacht mit einem Auto desselben Typs unterwegs. „Da schießen einem schon viele Gedanken durch den Kopf“, sagt er.

Während es in den meisten Abteilungen des Klinikums Neumarkt zum Fest ruhiger zugeht als im Jahresdurchschnitt, herrscht auf der dortigen Intensivstation normaler Betrieb. 16 Betten stehen bereit. „An Weihnachten sind die fast immer belegt“, sagt Anita Losch. Ein weiterer „Schwung“ von Patienten komme erfahrungsgemäß in der Zeit zwischen den Jahren. „Manche wollen bei der Familie sein und zögern die Behandlung hinaus“, vermutete Peter Erhard. Zusammen mit Daniela Hubert haben er und Anita Losch Dienst in der Christnacht.

„Man gewöhnt sich daran. Schließlich muss man jedes Jahr an einem der Feiertage arbeiten“, sagt Daniela Hubert. Das gehöre zum Beruf.

„Bei uns fällt das Familienfest nicht aus“, sagt Heidi Gerner von der ambulanten Krankenpflege des BRK. Ihre Patienten besucht sie nach einem festen Plan. So ist sie rechtzeitig wieder bei ihrem Mann und den zwei Söhnen. Auch bei ihren Patienten rücken die Familien enger zusammen, deshalb ist sie sogar früher als gewöhnlich wieder zu Hause: „Teilweise möchten die Angehörigen gar nicht, dass man an diesem Tag kommt“ sagt Gerner.

Störrische Schranken

Diese Berechenbarkeit gibt es beim Notdienst der Stadtwerke nicht: Bei einer Panne müssen die Männer kommen. Ulrich Marco betreut die Parkhäuser. „An Weihnachten gibt es recht viele Störungen“, sagt er aus Erfahrung. Das liege aber nicht am Datum, sondern weil an den Feiertagen viel Verkehr sei. Er tauscht deshalb lieber einmal öfter die Parkmünzen aus und kontrolliert die Schranken.

Auch für Gerhard Ruderer gilt erhöhte Wachsamkeit: „Im Winter arbeiten die Wasserrohre mehr“, sagt er. Die Gefahr von Brüchen sei größer als in anderen Jahreszeiten. Der Elektro-Notdienst: Wolfgang Lobensteiner und Wolfgang Hofbauer haben sich auf ruhige Feiertage eingerichtet. „Das Netz ist in Ordnung“, sagen sie.

Margit Ehrnsberger kann dem Dienst am Heiligen Abend nur Positives abgewinnen. „Es herrscht eine ganz besondere Stimmung“, findet die Pflegerin von der Caritas-Sozialstation. Wenn man aus der Stadt heraus fahre, sei die Landschaft so friedlich. „Wenn dann noch Schneeflocken fallen.“ Die Patienten würden sie schon voll Freude erwarten. „Mir macht die Arbeit Weihnachten besonders viel Spaß!“, sagt Margit Ehrnsberger.