Jahrhundertsommer ließ Solarstrom in Neumarkt fließen

14.1.2019, 06:30 Uhr
Jahrhundertsommer ließ Solarstrom in Neumarkt fließen

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Jahrhundertsommer ließ Solarstrom in Neumarkt fließen

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"Dieser Zuwachs ist fast ausschließlich auf die erhöhte Sonneneinstrahlung zurückzuführen", sagt Stadtwerke-Chef Dominique Kinzkofer. So speisten die Betreiber von Photovoltaik-Anlagen im Jahr 2016 noch 13,1 Millionen Kilowattstunden (kW/h) in das Netz der Stadtwerke ein, 2017 waren es 13,5 kW/h. Seitdem kam keine größere Anlage im Stadtgebiet hinzu, so dass die zusätzlichen 1,1 Millionen kW/h auf das Konto der ungewöhnlich vielen Sonnenstunden im vergangenen Jahr gehen.

Davon profitierten die vielen kleinen Energieunternehmer, die einige kleine Module auf dem Dach ihres Einfamilienhauses oder der Garage haben. Aber ihre "Stromernte" ist nur gering gegenüber den größten Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet, diese befinden sich am Bahndamm bei Pölling, am Bauhof sowie bei den Firmen Fritz Berger und Dahmit, deren Nennleistung sich am Megawattbereich bewegt.

Trotzdem ist der Sonnenstrom nur die Nummer zwei bei den regenerativen Energiequellen in Neumarkt - und zwar mit weitem Abstand. Unbestrittene Nummer eins ist die Windkraft. 41,5 Millionen kW/h speisten die Windstrom-Müller vergangenes Jahr in das Netz der Stadtwerke Neumarkt ein.

Windkraft ist die Nummer eins

Der Wert ist seit Jahren konstant, da keine neuen Windräder gebaut werden seit Einführung der 10H-Regel in Bayern. Nach ihr muss der Abstand eines Windrads von Wohnungen mindestens zehn Mal so weit sein wie die Anlage hoch ist. Bei einem 200 Meter hohen Standard-Windrad wären das 2000 Meter. Solche Standorte, die auch noch windhöffig sind, gibt es nicht mehr im Stadtgebiet, auch nicht in den Ortsteilen. Die Stadtwerke Neumarkt haben einen guten Überblick über die in der Kreisstadt produzierten regenerativen Energien, weil der Strom in ihr Netz eingespeist wird und sie die Vergütung an die Betreiber auszahlen. In 2017 wurden 15,37 Millionen Euro Einspeisevergütung für erneuerbare Energien ausgezahlt. Die Abrechnung für 2018 ist noch nicht abgeschlossen. Aber es wird wegen der guten Solarstromernte ein höherer Betrag sein.

"Für uns ist das ein reiner Durchlaufposten", sagt Kinzkofer. Denn die Stadtwerke rechnen ihrerseits ab mit der Firma Tennet, die das übergeordnete Hochspannungsnetz betreibt. "Wir werden als Verrechnungsstelle genutzt." Für diese Dienstleistung erhalten die Stadtwerke Neumarkt keine Vergütung, sie ist eine gesetzliche Pflicht

Aber wie managen die Stadtwerke Neumarkt die Einspeisungen regenerativer Energien? Schließlich weht der Wind wann er will und auch der Sonnenschein lässt sich nicht planen. Die Antwort findet sich hinter einer mit elektronischem Schloss gesicherten Tür im zweiten Stock des Gebäudes in der Ingolstädter Straße.

Überwachung am Monitor

Günter Rappel und Markus Meyer sitzen in der Leitwarte vor einer Wand von PC-Monitoren und überwachen die Netze der Stadtwerke. "Und zwar für alle Medien, also Strom, Wasser, Gas und Wärme", sagt Rappel. Alle Anlagen sind mit den Servern in der Zentrale verbunden, senden ständig Daten. "Jeder Bit, der reinkommt, wird bei uns grafisch dargestellt", sagt Meyer. Bemerken sie einen Druckabfall oder einen Kurzschluss alarmieren sie die Störungstrupps.

Doch für das Management der regenerativen Energien ist Tennet zuständig. Ist zuviel Strom im Übertragungsnetz werden Verbraucher zugeschaltet - oder es gibt die Anweisung nach Neumarkt, einzelne Erzeuger abzukoppeln. Bisher musste in Neumarkt allerdings noch kein Windrad und keine Solaranlage abgeschaltet werden. Aber wer weiß, was der nächste Jahrhundertsommer bringt.

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