Junger Freystädter schießt in der Bundesliga

30.1.2020, 10:55 Uhr
Junger Freystädter schießt in der Bundesliga

© Foto: Marcus Weier

Geplant hat der 19-Jährige, der in Freystadt lebt, eigentlich alles ganz anders. Als jedoch der Wechsel zum Bayernligisten SV Höbing als neue sportliche Herausforderung kurzfristig scheitert, landet er nach einer Hauruck-Aktion in Fürth.

Und dort stand er statt in der Bayernliga-Zweiten zum Saisonauftakt in der Bundesliga am Schießstand, "wohl, weil ich mich im Training nicht ganz blöd angestellt habe". Und, weil der erfahrene Trainer Hubert Bichler ihn als "sehr begabt" bezeichnet.

Ein Glücksfall also für beide Seiten, denn nach sieben Siegen in seinen neun Bundesligaduellen ist er maßgeblich daran beteiligt, dass der Saisonhöhepunkt für ihn, die deutsche Schießsport-Ikone Sonja Pfeilschifter, den Österreicher Georg Zott, Silvia Rachl und Maximilian Wolf mit der SSG Dynamit noch bevorsteht: Um die Medaillen bei der DMM-Endrunde geht es in Rotenburg/Fulda am 1./2. Februar für das Dynamit-Quartett.

Alles ringsum ausblenden

Gegner im Viertelfinale für den Süd-Dritten ist St. Hubertus Elsen, Zweiter im Norden, Vizemeister 2019 und im Vorjahr im Halbfinale mit 3:2 Endstation für die Fürther, die sich damals jedoch als Außenseiter auch über das erste Mannschafts-Bronze in der Bundesliga freuten.

"Favorit sind wir auch diesmal nicht", schätzt Pascal Walter die Lage realistisch ein, aber das ändert nichts daran, dass er sich bei allem Respekt vor der Konkurrenz "tierisch" auf den Wettkampf freut.

Gegner wäre dann im Halbfinale der Sieger aus Pfeil Vöhringen (Süd I) gegen SB Freiheit Osterode(Nord IV). Seine Devise trotz der lärmenden Kulisse von ungewohnt vielen Zuschauern: Alles ringsum ausblenden, sich auf den technisch sauberen Ablauf am Stand konzentrieren, "dann muss ich es ohnehin nehmen, wie es bei diesem Kampf um Bruchteile von Millimetern kommt".

Geduld und gute Nerven attestiert er sich, um die Häuser ziehen ist nicht sein Ding, würde ihn, der nach dem Abitur im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker absolviert, zu sehr ablenken. Andere Hobbys? Ein Kopfschütteln. Das Schießen allerdings gibt es seit rund einem Jahrzehnt in seinem Leben, der Anfang war ebenso außergewöhnlich wie der Weg in die hohen Leistungsgefilde.

Beim Tag der Vereine in Freystadt wurde damals Schießen angeboten auf Biathlon-Scheiben – und das hat ihm auf Anhieb Spaß gemacht. Im Jugendleistungsverein RWS Franken gehörte er in seiner Altersklasse mit dem Luftgewehr und auch in den Kleinkaliber-Disziplinen immer zur Spitzengruppe, "ganz vorn aber war ich eigentlich nie".

Dennoch: Die kontinuierliche Entwicklung des Talents blieb andernorts verborgen. Und so wurde er jüngst zur EM-Qualifikation der Junioren nach München-Hochbrück eingeladen, schaffte den Sprung ins DSB-Aufgebot für die Luftgewehr-Titelkämpfe im polnischen Wroclaw vom 23. bis 28. Februar auf Anhieb, "meine bisher größte internationale Herausforderung".

Bezeichnend für seine Karriere

Für Bundestrainerin Claudia Kulla ist der Fürther Schütze "die Überraschung, denn er war bis dahin unbekannt für uns, hat sich aber sehr gut präsentiert". Ungewöhnlich ist das für Pascal Walters Karriereverlauf nicht, schließlich hat ihn Sonja Pfeilschifter, jahrzehntelang eines der in aller Welt bekannten DSB-Aushängeschilder, nach seinem ersten Bundesliga-Auftritt und einem 10:9-Sieg im Stechen herzlich-deftig als "coole Sau" eingestuft. Mal abwarten, ob ihr bei Bedarf noch eine Steigerung einfällt . . .

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