Junger Sozialist aus Pyrbaum fordert Chancengleichheit

16.9.2017, 10:45 Uhr
Junger Sozialist aus Pyrbaum fordert Chancengleichheit

© Foto: André De Geare

Letzteres scheint schon gelungen: Seit Lenz dem Linken-Kreisverband Neumarkt vor zwei Jahren beigetreten ist, hat sich die Mitgliederzahl auf aktuell 30 praktisch verdoppelt und alle Neuen sind unter 30 Jahren, wie Kreisvorsitzender Norbert Finsterer bestätigt. So war es denn auch in erster Linie ein politisches Zeichen, einen jungen Kandidaten für die Bundestagswahl aufzustellen.

Kaum Chancen

Lenz ist noch Schüler, macht nächstes Jahr an der BOS sein Fachabitur, nachdem er zuvor die Mittlere Reife erworben und eine Ausbildung als Verkäufer bei einem Elektronikmarkt abgeschlossen hatte. Reelle Chancen, in den Bundestag einzuziehen, hat er nicht. Das Direktmandat dürfte er wohl kaum erringen und auf der Landes-Liste steht er nicht.

Trotzdem stürzt er sich in den Wahlkampf, steht an Infoständen, ist mit dem "Roten Blitz", einem alten Feuerwehrauto, unterwegs und geht von Haustür zu Haustür. "Da führen wir oft sehr spannende Gespräche", sagt Lenz. Es gehe um die Renten, prekäre Arbeitsverhältnisse, Flüchtlinge, auch Frieden sei ein großes Thema. "Auch in Neumarkt gibt es soziale Probleme, die hohen Mieten, zu wenig Sozialwohnungen, klassische Arbeiterfamilien mit befristeten Verträgen, zu niedrige Renten."

Seine Ziele sind soziale Gerechtigkeit, vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Er fordert Lösungen, die die Menschen aus prekären Arbeitssituationen holen, raus aus befristeten Verträgen. Er will den Reichtum umverteilen, die Steuern für Spitzenverdiener und Superreiche erhöhen. Der Mittelstand mit Jahreseinkommen bis 85 000 Euro könne dagegen entlastet werden.

Dann wäre es für Mittelständler auch finanzierbar, Auszubildenden den Mindestlohn zu zahlen, um deren Existenz zu sichern, fordert Lenz. "Die Azubis leisten oft schon nach kurzer Zeit vollwertige Arbeit." Überhaupt liegt ihm die Jugendarbeit am Herzen. Es brauche mehr Pädagogen, die besser bezahlt werden müssten. Bei der Flüchtlingsthematik setzt sich der 19-Jährige dafür ein, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Er spricht sich grundsätzlich gegen Abschiebungen aus. Er ist gegen Waffenexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr, schließlich hätten die bisherigen Militäraktionen keine Erfolge gebracht, "nur Destabilisierung und Tote".

Aufforderung zum Kampf

Lenz bezeichnet sich als Sozialisten, will die Produktionsmittel anders verteilt sehen. Es gehe um Chancengleichheit und ein würdevolles Leben für alle. Er fordert die Menschen zum "außerparlamentarischen Kampf" auf, meint damit Gewerkschaftsarbeit, Streiken für Lohnerhöhungen, aber auch Demonstrationen, die Druck auf die Politik ausüben. Es brauche mehr Mitbestimmung, mehr Demokratie, etwa durch Volksentscheide.

Wie kommt der Kandidat damit bei den Wählern an? "Ihr habt schon gute Forderungen, aber eure Flüchtlingspolitik gefällt mir nicht." Den Satz hört Lenz öfter im Wahlkampf. So mancher setze die Linken immer noch mit der SED gleich. "Das war nun wirklich vor meiner Zeit", sagt Lenz, der hofft, dass möglichst viele Leute zum Wählen gehen, egal ob sie ihn wählen oder nicht.

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