Kastl: Naturschützer wollen alte Linde retten

26.2.2019, 14:51 Uhr
Kastl: Naturschützer wollen alte Linde retten

© Foto: Kayser

Für jede der beiden Parteien ist die Sache klar: Die Naturschützer um Birgit Forster sehen einen jahrhundertealten Baum, der lange gewachsen ist, vielen Tieren ein Zuhause bietet, eine Menge Kohlendioxid in Sauerstoff umwandelt, Nahrung für abertausende von Wildbienen und anderen Insekten vorhält.

"Außerdem ist er prachtvoll anzuschauen, und das wollen wir für unsere Kinder und Enkel auch erhalten", sagt Birgit Forster, die sich mit einigen Mitstreitern per Brief an den Bürgermeister gewandt hat. Etwa 1,20 Meter ist der Stammdurchmesser, etwa 20 Meter die Krone.

Auf der anderen Seite ist der Bauherr, der sein Grundstück gekauft und sein Haus geplant hat. Ihm wurde vom Gemeinderat einstimmig signalisiert, dass sein Bauantrag genehmigt ist, einschließlich der Fällung des Baumes. Für den Bauherrn zählt zum einen, dass bautechnisch sein Haus per Kran nur gebaut werden kann, wenn der Baum weg ist. Zum anderen ragen Äste auf seinen Grund, bei Sturm könnten Teile des Baumes aufs Haus fallen — auch das spielt eine Rolle.

Zunächst, sagt der Kastler Bürgermeister Stefan Braun, hatte man geglaubt, der Baum stehe komplett auf dem Baugrundstück. Dann wäre die Frage nach Fällen oder nicht allein Sache des Besitzers. In Kastl gibt es keine Baumschutzverordnung, und auch auf der Naturdenkmalliste im Landratsamt Amberg-Sulzbach ist der Baum nicht verzeichnet – also wäre es eine private Entscheidung gewesen. Nun hat sich gezeigt: Die Gemeinde ist halber Miteigentümer.

Heimat für den Specht

Auch die Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Amberg-Sulzbach hat sich in einem Brief an den Bürgermeister und an die Untere Naturschutzbehörde für den Erhalt der Linde stark gemacht. Mindestens eine Spechthöhle beherberge sie, und Höhlenbäume seien ganzjährig geschützt.

Eine Zufahrt zum Grundstück sei gegeben, dafür müsse die Linde nicht weg. Nach ihrer Einschätzung sei der Baum vital, habe keine sichtbaren Schäden am Stamm und feine Verästelungen in allen Teilen der Krone, schreibt die zweite Vorsitzende Birgit May.

Dass dieser alte Baum ökologisch wertvoll ist, und dass Ersatzpflanzungen, die dann fällig werden würden, keinen tatsächlich vergleichbaren Ersatz schaffen können, sei klar, sagt Braun. Allerdings heiße es von der Unteren Naturschutzbehörde in Amberg-Sulzbach, der Baum sei nicht ganz gesund, es gebe Moosansätze und andere Schwachstellen. "Das kann aber auch noch lange gutgehen, das kann keiner genau sagen", so der Bürgermeister.

Braun sagt, er habe angesichts der neuen Forderungen der Naturschützer mit dem Bauherrn geredet, der hätte den Baum wohl auch stehenlassen, wenn es nicht um die technischen Schwierigkeiten beim Bau gegangen wäre. Sollte der Baum nun bleiben, würde er vom Grundstückskauf zurücktreten.

Dann müsste die Gemeinde ihm den Preis zurückerstatten und die Notarkosten übernehmen. Die Faktenlage sei, so Braun, im Moment eindeutig. Es gebe einen gültigen Beschluss des Gemeinderats, dass der Baum gefällt wird und der Bauherr so bauen kann, wie aktuell geplant.

Braun sagt, sein Ziel sei es, "Schaden von der Gemeinde abzuwenden". Ob das heißt, die Kosten für die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettete Gemeinde niedrig zu halten oder den Baum als ökologisch wertvollen Schatz zu erhalten – das sei schwierig zu entscheiden. Er wolle noch mit einigen Gemeinderäten reden.

Denn die Entscheidung müsse schnell fallen, wenn der Baum fallen sollte, müsste das noch vor dem 1. März passieren. Denn ab dann ist bis 1. Oktober das Baumfällen verboten.

In Kastl gebe es nicht mehr viele solche prächtigen Solitärbäume, plädiert Birgit Forster für den Erhalt des Baums. Es dauere nur kurz, so einen Baum umzusägen, aber es dauere Jahrhunderte, bis er wächst. Sie habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Linde stehen bleiben darf, und ein Plakat angebracht: "Baum in Not – rettet die Linde", steht dort.

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