Susanne Weigl erzählt

"Katharina die Große" weckt Erinnerungen an die Kindheit

22.6.2021, 06:00 Uhr

© Wolfgang Fellner, NNZ

„Mein Vater hat damals die erste vollautomatische Gleisstopfmaschine mit Laserjustierung gekauft“, sagt Susanne Weigl, deren Kindheit in Nordrhein-Westfalen trotz der vielen Jahre in Neumarkt noch immer klar zu hören sind. Damals, das war Ende der 1960er Jahre, und die Maschine kostete ihren Vater Helmut Dyballa eine Million Mark. „Meine Mutter musste den Scheck unterschreiben – die hat gezittert.“

Rund 100 bis 120 Mitarbeiter beschäftigte ihr Vater seinerzeit in seiner Firma, die in Hamm ihren Sitz hatte und in der ganzen Republik tätig war. Einmal, weiß die Familien-Saga, musste sogar der Sonderzug mit Kanzler Willy Brandt vor einer Baustelle anhalten. Nach verheerenden Unwettern schickte die Bundesregierung die Firma ihres Vaters nach Rumänien, damit diese dort die zerstörten Gleise wieder reparierte; die Rechnung beglich Bonn.

Wie damals gearbeitet wurde, das ist auf einem kleinen Filmausschnitt zu sehen, den Susanne Weigl sich von Super 8 auf VHS und später auf CD hat speichern lassen. Schon in Farbe, wenn auch nicht mehr die beste Qualität, sieht man, wie es auf den Gleisbaustellen seinerzeit zuging. Viel und vor allem harte Arbeit war da noch angesagt, auch, wenn schon Bagger rollten und die Gleise einhoben.

Harte Arbeit statt Mega-Maschinen

Das machen heute Gleisbauzüge wie „Katharina die Große“, die von Spitzke eingesetzt wird. Da werden die Schienen angehoben, als ob sie aus Gummi wären, der Schotter getauscht, im nächsten Arbeitsschritt vom nächsten Zug die Schienen getauscht und die Schwellen ersetzt.

Zwischen Postbauer-Heng und Neumarkt erneuerten die Arbeiter die Gleise inklusive rund 3711 Meter Bettungsreinigung und rund 3847 Meter Planumsverbesserung. Dadurch wird der Bahndamm vor eindringendem Wasser geschützt und die Lebensdauer erhöht. Dazu kamen noch jeweils zehn Meter Bettungsreinigung und Planumsverbesserung konventionell, auf rund 2887 Meter bauten sie Geoverbundstoff ein und erneuerten 1130 Meter Entwässerungskanäle, über 670 Meter gab es neue Kabeltröge.

25.500 Tonnen Schotter ausgebaggert

Noch ein paar Zahlen: 25500 Tonnen Schotter wurden ausgebaggert, 13000 Tonnen Schotter im Unterbau erneuert. 12000 Tonnen Schotter reinigte die Maschine vor Ort, die neuen Schwellen brachten es auf ein Gewicht von 12638 Tonnen – und die neuen Schienen auf eine Länge von 15300 Meter. Die letzte Oberbausanierung auf dieser Strecke, ist bei Spitzke zu erfahren, fand 1983 statt. Damals wurden Schotter, Schienen und Schwellen getauscht. Während Spitzke derzeit abzieht, bleibt ein großer Berg ausgebauten Schotters auf einer Wiese neben der Bahnstrecke zurück. Der wird von Lastwägen peu a peu zum Recyceln gebracht und dann wieder verbaut.

Was noch zu sehen war: Auch ein Bombensuchtrupp war mit am Bahndamm im Einsatz zu Beginn der Arbeiten. Das hatte seinen guten Grund: Eine Georadarmessung hatte einige auffällige, sogenannte Verdachtspunkte ergeben. Letztlich blieben die aber in der Untersuchung ohne Befund.

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