Kein Fernbuslicht am Horizont

20.8.2014, 11:00 Uhr
Kein Fernbuslicht am Horizont

© Michael Müller

Jetzt soll geprüft werden, ob in der Jurastadt eine Haltestelle eingerichtet werden kann. Den entsprechenden Antrag hat CSU-Mann Heinz Sperber weitergereicht. Er sei vor allem von vielen jungen Leuten darauf angesprochen und gefragt worden: „Warum gibt es das bei uns nicht?“

Das will Sperber jetzt auch wissen. „Objektiv“ geprüft werden soll – zuständig sind laut Sperber die Stadtwerke –, ob ein Haltepunkt machbar ist. Denn grundsätzlich sei das ja vor allem für junge Leute eine feine Sache, so der Stadtrat. Als möglicher Standort kommt seines Erachtens nur der Busbahnhof in Frage.

Machbarkeit prüfen

Der dürfte allerdings – in der Branche ist Zeit Kundschaft – eher kein geeigneter Kandidat sein. Ein Haltepunkt in unmittelbarer Autobahnnähe aber möglicherweise schon. Und: Diese Option besteht durchaus, meint etwa CSU-Fraktionssprecher Markus Ochsenkühn.

Die Frage nach dem Wo ist schnell beantwortet: der Autohof. Die Autobahn ist nebenan und das Gelände ausbaufähig. Muss es auch. Denn aktuell belegen Lkw und abgestellte Fahrzeuge von Pendlerinnen und Pendlern die Flächen.

Aufgeschlossen in der Angelegenheit zeigt sich Helmut Himmler, Bürgermeister von Berg. An ihm kommt in der Sache niemand vorbei, liegt doch das Areal auf „seinem“ Hoheitsgebiet. Für ihn gelte: „Ich lehne nie etwas im Vornherein ab.“ Das Vorhaben müsse natürlich sorgfältig geprüft werden.

Alles Interesse vor Ort aber ist Makulatur, wenn die Anbieter nicht wollen. Und die fahren mehrheitlich Städte mit deutlich mehr als 40 000 Einwohnerinnen und Einwohnern an. An Neumarkt immerhin schon vorbei fahren dabei FlixBus, Meinfernbus und der neu auf dem Markt agierende ADAC-Postbus.

Grundsätzlich ausschließen will Bettina Engert, Leiterin der Pressestelle des Münchner Anbieters FlixBus, einen Haltepunkt Neumarkt keineswegs. Die Tour gen Wien beispielsweise führt ja bereits an der Stadt vorbei. Ein Haltepunkt vor Ort auf dieser Strecke kommt laut Engert jedoch aus Kostengründen nicht in Frage.

Weitere innerdeutsche Städte ins Liniennetz aufzunehmen, ist darüber hinaus ebenfalls kein aktueller Schwerpunkt des Unternehmens: „Momentan konzentrieren wir uns auf Angebote in Österreich, der Schweiz und in Tschechien“, erklärt Engert. Jede Woche komme gerade eine neue Linie hinzu.

Auch mittelfristig leuchtet für Neumarkt noch kein Fernbuslicht am Horizont: Denn derlei Pläne „für eine direkte FlixBus-Anbindung von Neumarkt gibt es derzeit nicht“. Als Grund nennt Engert die direkte Nähe zu Regensburg und der Stadt Nürnberg. Letztere fungiere mit den rund 20 FlixBus-Linien als „zentrales Drehkreuz in der Region“. Langfristig, so Engert, ist die Aufnahme Neumarkts in das FlixBus-Netz aber „nicht völlig“ ausgeschlossen.

Eine andere Politik verfolgt dagegen Meinfernbus. Der Anbieter mit Sitz in Berlin fährt zwar auch diverse Ziele im Ausland an, will seinen Schwerpunkt derzeit aber „innerhalb“ der Landesgrenzen setzen.

„Wir wollen deutschlandweit ein flächendeckendes Angebot einrichten“, erklärt dazu Pressesprecherin Marika Vetter. Dazu gehörten auch kleine und touristisch interessante Städte. Neumarkt sei bis dato aber noch in keinem Konzept als Haltepunkt vorgesehen.

Begehrlichkeiten, in das Liniennetz mit aufgenommen zu werden, gibt es zwischenzeitlich viele, ergänzt ihr Kollege Jörn Roßberg. Wünsche werden von Privatleuten, aber auch aus der Politik an den Anbieter herangetragen. Üblicherweise entwickle die Konzeptabteilung neue Linien, die dann bei den Städten beantragt werden. Der umgekehrte Fall freut. Vetter: „Das zeigt aber auch, wie groß der Bedarf ist.“

Deutliche Kritik

Der geht zumindest an Werk-Referent Karl-Heinz Brandenburger aus ganz bestimmten Gründen vorbei. Seine Argumente: Fernbusse verstopfen die Straßen nur zusätzlich und machen gleichzeitig der Bahn Konkurrenz(siehe auch Einschätzungen der Gewerkschaft). Die einen investierten hohe Summen in den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur, die anderen nutzten einfach die bestehende. „Jetzt mögen die Busse in einem guten Zustand sein, aber warten Sie mal ein paar Jahre. Geld für die Wartung ist da sicher nicht drin“, warnt er.

Vor 25, 30 Jahren seien die Bahn- und Postbusse wegen Unwirtschaftlichkeit abgeschafft worden. „Und jetzt kommen Fernbuslinien mit ihren Schleuderpreisen daher.“ Die wiederum nur über Billiglöhner möglich seien. „Diese Menschen können davon nicht leben – und andere, gute Arbeitsplätze werden zudem vernichtet“, ist Brandenburger überzeugt. Dem Vorhaben der CSU-Fraktion stehe er jedenfalls „äußerst skeptisch“ gegenüber.

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