Klebl liefert auch Gefängnisse schlüsselfertig

3.6.2009, 00:00 Uhr
Klebl liefert auch Gefängnisse schlüsselfertig

© André De Geare

Immerhin blieben gut 90 Minuten inklusive Werksrundgang, die Werner Klebl dazu nutzte, die Ministerin über Firmengeschichte und Firmenphilosophie zu unterrichten.

Der Europaabgeordnete Albert Deß, Bundestagsabgeordneter Alois Karl, Landtagsabgeordneter Albert Füracker und Klebl-Betriebsratsvorsitzender Peter Prison hatten die Staatsministerin an der Pforte in der Gößweinstraße erwartet.

Sein Großvater, erzählte Werner Klebl, habe vor mehr als 100 Jahren klein angefangen. Angebaute Klohäuschen mit Luftabzug war eine frühe Spezialität des Bauunternehmens, das heute sogar schlüsselfertige Gefängnisse hinstellt.

1200 Mitarbeiter in acht Gesellschaften, die 100 Prozent zu Klebl gehören, hat die Holding derzeit. Der Jahresumsatz 2008 betrug 365 Millionen Euro. Für dieses Jahr erwartet Klebl eine leichte Steigerung. Aufträge über zehn Millionen Euro sind aktuell in Arbeit. Für 2010 ist er aber nicht so zuversichtlich.

Für große Marken

Klebl baut unter anderem für die großen Automobilunternehmen und den Einzelhandel. Beide Branchen sind krisengeschüttelt, was sich nächstes Jahr in den Investitionen auswirken dürfte.

Schon Mitte der 90er Jahre habe sich das Unternehmen davon verabschiedet, ein Alleskönner zu sein. Die Konzentration auf Bau, Fertigteile und Handel habe Klebl in Zeiten der Bauhandwerkskrise vor dem Untergang gerettet, ist sich der Inhaber sicher.

Gut sei es auch gewesen, vor allem auf den deutschen Markt zu setzen. Inzwischen hat Klebl vier Fertigteilwerke erworben, die in Insolvenz gegangen waren, aber strategisch gut in Deutschland verteilt sind. Vor drei Monaten kam ein weiteres Werk in Rinteln bei Hannover dazu. Auch hier stand die Insolvenz vor der Tür.

Entschieden lehnt Werner Klebl Gefälligkeitspolitik bei der Auftragsbeschaffung ab. Er baue auf Qualität, Pünktlichkeit in der Bauausführung und Offenheit im Umgang mit dem Auftraggeber. Und er baut auf eine Belegschaft, die auf allen Ebenen voll mitziehe.

Das Spektrum der Projekte reicht vom Stadion, über Verwaltungsgebäude bis zur Produktionshalle. Ein wenig selbstkritisch ist Werner Klebl da schon. «Natürlich sind solche Flundern», wie er ausgedehnte Flachbauten nennt, «städtebaulich eine Katastrophe. Aber wenn sie schon gebaut werden müssen, dann von uns.»

In diesem Zusammenhang wurde er von Emilia Müller auf Bögl angesprochen. Ob sich die Firmen nicht ergänzten. Da mussten die Ortsansässigen ein wenig schmunzeln. «Wenn sie irgendwo in Deutschland was bauen wollen», beschrieb Klebl die Konkurrenzsituation mit dem größeren Rivalen, dann müssen sie Bögl und Klebl anschreiben und sie kriegen einen guten Preis.»

Auch das Konjunkturprogramm II war Thema in der Runde. Indirekt würde Klebl davon profitieren, weil sich der Markt dadurch entspanne.

MdEP Albert Deß, der selbst aus der Landwirtschaft kommt, erinnerte an die Bedeutung Klebls als Arbeitgeber für Nebenerwerbslandwirte. Begehrte Arbeitskräfte seien das, bestätigte Werner Klebl: «Die kennen sich mit Maschinen aus und können hinlangen.»