Klinikum muss Kosten in Millionenhöhe sparen

24.8.2006, 00:00 Uhr
Klinikum muss Kosten in Millionenhöhe sparen

Was an Belastungen auf das Klinikum zukommt: Die dreiprozentige Mehrwertsteuererhöhung wird «mit einem sechsstelligen Betrag“ zu Buche schlagen, prognostiziert Klinikums-Geschäftsführer Peter Weymayr, ebenso würden sich steigende Energiekosten auswirken. Des Weiteren: Wegen der Gesundheitsreform werde das Jahresbudget in Höhe von 43 Millionen Euro, das für Neumarkt und Parsberg zur Verfügung stehe, um 1,5 Prozent sinken. Minus 650 000 Euro.

Der Anteil der Personalkosten liegt bei 65 Prozent, also bei rund 28 Millionen Euro im Jahr. Laut Weymayr wird dieser Betrag um etwa eine Million Euro (anteilig 500 000 Euro für die Ärzte) steigen. Denn nicht nur der Marburger Bund erstritt höhere Tarife, sondern kurz zuvor auch ver.di.

Nur Ausgleich für Kürzungen?

Viele andere Krankenhäuser — etwa das Klinikum Nürnberg — stehen unter dem gleichen Druck. Der Vorwurf an die Ärzte: Die höheren Ärztegehälter, die sie in wochenlangem Streik erkämpft haben, erhöhen den Druck zusätzlich. Doch die Ärzte wehren sich. «Diese Erhöhung wird gerade einmal ein Ausgleich sein für die Kürzungen im vergangenen Jahr“, sagt der Mediziner Markus Hemmel, Sprecher der Neumarkter Klinikärzte.

Hintergrund: Seit Herbst 2005 greift für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern nicht mehr der Bundesangestelltentarifvertrag, sondern der Tarifvertrag im öffentlichen Dienst (TVöD). Mit der Folge: «Ärzte erhalten bis zu 15 Prozent weniger Geld“, sagt Hemmel. In einem Leserbrief an die Neumarkter Nachrichten spricht ein Mediziner gar von Einbußen bis zu 25 Prozent.

«Dieser Vorwurf ist nur zu einem Teil richtig“, meint Weymayr. Natürlich gebe es Einschnitte — so seien mit dem TVöD etwa Orts- und Kinderzuschlag weggefallen. Aber: Zum einen sei keiner der angestellten Ärzte durch die Umstellung schlechter dran (hier greift eine Vereinbarung zur «Besitzstandswahrung“). Zum anderen würden jüngere Ärzte besser bezahlt.

Dennoch räumt Weymayr auch Fälle wie diesen ein: Ein 35-jähriger Arzt mit drei Kindern, der in ein anderes Klinikum wechselt, müsste — zumindest nach Tarif — Einkommenseinbußen hinnehmen.

Jedoch: Praktisch würde es wohl anders aussehen. Wegen des Ärztemangels seien Ärzte in guter Verhandlungsposition, heißt es. Weymayr führt als Beispiel an: Wolle er einen Arzt aus Nürnberg abwerben, könne er ihm kein schlechteres Angebot machen. Das gleiche «Prinzip des Marktes“ soll greifen, wenn der Zeitvertrag eines angestellten Arztes ausläuft.

Anders formuliert: Den Ärzten stinkt es, dass das garantierte Einkommen für manche Kollegen geringer geworden ist. Der Klinikgeschäftsführer räumt das ein, relativiert aber die praktische Bedeutung, weil sich seiner Ansicht nach eine geringere Bezahlung der Ärzte derzeit kaum durchsetzen lasse.

Alles auf dem Prüfstand

Wie geht das Klinikum mit den steigenden Kosten um? Die Antwort ist schlicht: Man will sparen. «Es gibt keine Tabus, alles kommt auf den Prüfstand“ — Sachausgaben ebenso wie Personalkosten, ja sogar Ärztestellen, obwohl die doch erst aufgestockt wurden, um lange Bereitschaftsdienste zu vermeiden. Trotz Kostendrucks: Eine Schließung des Kreiskrankenhauses Parsberg steht nicht zur Diskussion.

Wozu auch: In diesem Jahr wird in Parsberg eine «Schwarze Null“ geschrieben. Und solange die Fallzahlen bei 2000 jährlich liegen, soll das Krankenhaus auch weitergeführt werden.

Abzusehen sei jedoch, dass es für Ärzte und Pflegekräfte eine «Arbeitsverdichtung“ geben werde, heißt es. Das Personal hat künftig also noch mehr zu tun. Zurückhaltender ist der Klinikumschef hingegen, wenn es um die Folgen der Kosteneinsparungen für die Patienten geht: «Wir hoffen, dass sich das nicht auf die Qualität auswirkt.“ ANDREAS DALBERG