König der Kamine in Postbauer-Heng beigesetzt: "Kago war ein Macher"

20.3.2021, 14:48 Uhr
König der Kamine in Postbauer-Heng beigesetzt:

© Wolfgang Fellner

Der Wind pfiff kalt über den Gottesacker, trieb Schneeflocken und Graupel vor sich her. Hinter dem Sarg mit dem großen Rosenbouquet lief in Endschlossschleife der Film über Karl-Heinz Kagos Leben, der schon seit Samstag im Internet zu sehen ist, veröffentlicht kurz nach dem Tod des 79-Jährigen. "In meinem Herzen bleibst Du für immer, in Liebe, Lucie", stand auf der cremefarbenen Schleife auf dem Sarg, davor zahllose Kränze und Gestecke, in deutsch, französisch beschriftet.


Schlossherr der Kamine: Karl-Heinz Kago ist tot


König der Kamine in Postbauer-Heng beigesetzt:

© Foto: Wolfgang Fellner

"Er war ein offener, umgänglicher Mann", sagte Pfarrer Casimir Dosseh. Karl-Heinz Kago und seine Frau hätten großzügig gespendet für ein Waisenhaus in seiner Heimat Togo, sagte Dosseh, als er sich mit der Bitte darum an den Unternehmer gewandt habe. Und noch kurz vor seinem Tod habe Kago zu ihm gesagt, "Casimir, wir sehen uns im Himmel wieder". Kago habe eine Inventur seines Lebens gemacht, so der Geistliche, und sei heimgekehrt.

Prägender Investor

"Abschied nehmen ist ein schwerer Moment", sagte Bürgermeister Horst Kratzer. Kago habe seit den 70er Jahren sein Lebenswerk aufgebaut, Postbauer-Heng sei und werde auch immer mit dem Namen Kago und der wechselvollen Firmengeschichte verbunden bleiben. "Alles verdanken wir ihm, dem Kamin", zitierte Kratzer die Tafel auf dem Bauwerk auf dem Kago-Grundstück an der Hauptstraße. Ein Spruch, über den manche gelächelt hätten, der aber genau das aufzeige, was Kago war, "er ist und bleibt ein Mauerer", zitierte Kratzer Kagos Ehefrau Lucie.

Kago habe mit Hans Bradl, ebenfalls 1941 geboren, aus Postbauer-Heng das gemacht, was es heute sei: Der eine politisch, der andere als Investor, der in der Ortsmitte Geschäftshäuser und ein Hotel baute, der im Gewerbegebiet wuchs ohne Ende: "Man konnte die Flächen gar nicht so schnell ausweisen, wie Kago sie brauchte."


Besuch beim französischen Präsidenten


Dass der Selfmade-Man dabei auch manchmal über das Ziel hinausschoss, unterschlug Kratzer nicht. Sein Motto sei gewesen, "wer klein denkt, ist schnell weg". Danach habe er auch gehandelt, auch Fehler gemacht. Manchmal, sagte Kratzer, habe er auch so manchen Paragraphen nicht ernst genommen, nach dem Motto, "Fehler sind auch dazu da, um sie zu machen". Und Kago sei ein Macher gewesen.

Auch wenn es am Ende in der Insolvenz mündete. Das Kago-Schloss, dessen Dach man bis zum Friedhof herüber sieht, sei nicht mehr der Rückzugsort der Familie geworden, der es hätte sein sollen. Die goldenen K an vielen Objekten in der Gemeinde würden verblassen. Die Geschichte und das, was Kago für Postbauer-Heng geleistet habe, bleibe. Und, vergaß Kratzer nicht: "Er hat seine Leute nie alleine gelassen."

Polarisierend und charismatisch

Davon waren etliche zur Beerdigung gekommen, Michael Vogel, früher Geschäftsführer, sprach für sie. Karl-Heinz Kago habe polarisiert, sei aber eine charismatische Unternehmer-Persönlichkeit gewesen. 250000 verkaufte Kamine, Senator, unter Bayerns besten 50, Kago als eine der Marken des Jahrhunderts neben Hipp oder Mercedes, zählte er auf. "Man muss stabil sein", sei die Losung seines Chefs gewesen, der Schwäche an sich nie kannte. Das Wort aufgeben habe nicht zu seinem Wortschatz gehört. Dabei sei Kago nie nachtragend, sondern immer versöhnlich gewesen, sagte Vogel und erzählte ein paar persönliche Begebenheiten aus dem Unternehmensalltag.

Anschließend folgte die Beisetzung im Familiengrab. Das hatte sich Karl-Heinz Kago nach eigenen Vorstellungen schon vor geraumer Weile errichten lassen. "Dr. h.c. Karl-Heinz Kago, geboren am 26. September 1941", steht schon auf dem Grabstein, das Todesdatum wird jetzt dazu kommen. Den massiven Grabstein ziert ein üppiger Kaminofen, darüber steht: "Bekannteste Ofenbauerfamilie Deutschlands". Und darunter prangt ein goldenes K auf dem Marmor. Wohl bald das letzte in Postbauer-Heng.

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