Landkreis Neumarkt: Kinostart mit Verzögerung

16.6.2020, 09:09 Uhr
Landkreis Neumarkt: Kinostart mit Verzögerung

© Foto: Hans von Draminski

Abwarten scheint das Gebot der Stunde zu sein. Und dafür haben jene, die in Bayern oder dem Rest der Republik Kinos betreiben, auch handfeste Gründe. Die Hintergründe kennt Christoph Gumpert, Geschäftsführer des Neumarkter Cineplex-Kinos im Neuen Markt, das als Teil einer größeren Kino-Kette zur in Bayreuth verorteten "Thomas Filmtheater GmbH" gehört. Das Cineplex macht erst zum Mittwoch, 1. Juli, seine Säle wieder auf.

Dazu hat die "Thomas Filmtheater GmbH" eine ganze Reihe von Handreichungen zusammengestellt. Man arbeitet mit veränderten Öffnungszeiten. Fest steht: Es soll täglich Abendvorstellungen geben, zusätzlich wird am Wochenende nachmittags ein Familienprogramm angeboten.

"Für ein sicheres Kinoerlebnis hat das Cineplex ein Hygienekonzept erarbeitet und muss strikte Auflagen erfüllen", erklärt Geschäftsführer Christoph Gumpert und zählt auf: "Zwischen Angehörigen fremder Haushalte sollen 1,50 Meter Mindestabstand gewährleistet werden. In den Sälen werden dafür Reihen und Plätze zwischen den gebuchten Plätzen gesperrt. Alle Mitarbeiter und Besucher müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen", betont Gumpert. Der Infektionsschutz darf erst am Platz zum Essen und Trinken wieder abgenommen werden.

Das Cineplex Neumarkt muss außerdem wie alle anderen Kinos und Theater Besucherlisten führen und empfiehlt die Onlinebuchung für eine Erfassung der Besucherdaten, die mit dem Datenschutz konform ist. Die Einlasskontrolle vor Ort soll kontaktlos mit einem Ticketscanner erfolgen. "Zwischen den Vorstellungen werden Türgriffe, Handläufe, Oberflächen sowie sanitäre Anlagen desinfiziert und für alle Besucher stehen Desinfektionsmittel zur Händedesinfektion zur Verfügung", versichert Christoph Gumpert.

Das Programm werde laut Gumpert "eine bunte Mischung" mit Filmen, die entweder kurz vor dem "Lockdown" anliefen und nur kleinen Publikumskreisen zugänglich waren, neuen Blockbustern – und auch Independent-Produktionen und Autorenkino. Das Kinoerlebnis soll wieder Spaß machen.

Ob das funktioniert, bezweifelt Christa Hofbeck-Paulus, deren Familie die Lichtspiele Eulenspiegel im Café Beck in Freystadt seit fast 50 Jahren betreibt. Sie bezeichnet sich als "hundertprozentigen Kinofan", steht nach eigenem Bekunden hinter dem von der Staatsregierung verfügten "Lockdown" – und lässt den erst vor ein paar Jahren installierten Digitalprojektor dennoch abgeschaltet.

Fürchten ums Flair

Weil sie um Flair und Sonderkonzept ihres Kinos besorgt ist. Gehören doch zum Filmvergnügen im Café auch Speise und Trank, am Tisch sitzend konsumiert, was mit den Vorschriften zum Infektionsschutz nur schwer in Einklang zu bringen ist.

Christa Hofbeck-Paulus’ Fazit: Das Kino in Freystadt bleibt fürs Erste zu, Filme will sie dann wieder zeigen, wenn "wir unserem Publikum das gewohnte Kinoerlebnis bieten können". Zudem fehle es derzeit schlichtweg an Material, denn viele Filmstarts wurden in der Krise kurzerhand auf den Herbst verschoben. Darüber hinaus stehen die kleinen Kinos mit geringer Zuschauerkapazität in der Warteschlange weit hinter den großen Kollegen, was die Verteilung der neuen Kassenschlager angeht.

Das Berchinger BerLi-Erlebniskino und der Neumarkter Rialto-Palast befinden sich ebenfalls im Corona-Dornröschenschlaf. Bei beiden Lichtspielhäusern war gestern bis Redaktionsschluss niemand zu erreichen.

Die Internet-Präsenzen sprechen von "Betriebsurlaub" (Rialto) oder melden ganz lapidar, was durch die bislang geltenden Einschränkungen sowieso klar war: "Aktuell kein Kinoprogramm" (BerLi). Ein Hoffnungsschimmer: Auf der Rialto-Homepage wird für diesen Donnerstag, 18. Juni, 1 Uhr morgens, eine Vorstellung gemeldet. Hoffentlich kein Fehleintrag . . .

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