Christa Olbrich

Lesung mit Musik im Spitalinnenhof

19.7.2021, 22:40 Uhr
Christa Olbrich las im Spitalinnenhof aus ihrem Buch „Von der Kuhmagd zur Professorin“ vor. Gitarrist und Sänger Florian Schnellinger füllte die Pausen mit Musik.

© Anne Schöll, NNZ Christa Olbrich las im Spitalinnenhof aus ihrem Buch „Von der Kuhmagd zur Professorin“ vor. Gitarrist und Sänger Florian Schnellinger füllte die Pausen mit Musik.

Einen unterhaltsamen Abend im lauschigen Innenhof des Freystädter Spitals verbrachten die knapp 40 Zuhörer mit Autorin Christa Olbrich und ihrem Buch „Von der Kuhmagd zur Professorin“ sowie Gitarrist Florian Schnellinger.

Die Freude stand Kulturreferentin Irmgard Kellendorfer im Gesicht geschrieben, dass nach eineinhalb Jahren coronabedingter Pause wieder eine Kulturveranstaltung im Spital stattfinden kann. „Wir versuchen, nach dieser langen Zeit nun, wieder im kleinen Kreis unter Einhaltung der Abstandsregeln anzufangen“. Sie bezeichnete Professorin Olbrich als engagierte und erfolgreiche Powerfrau, die sich in einer Zeit, als es noch deutlich schwieriger war, einen Berufsweg zu finden, allen Schwierigkeiten zum Trotz durchgebissen hat.

Seit 2012 sei die Autorin im Ruhrstand und wohnt in Unterasbach, widmet sich ihren Bienen und anderen Tieren. Olbrich selbst erzählte und war gleich mitten in ihrem Buch, sie sei 1945 im Haus ihrer Großmutter im Sudetenland zur Welt gekommen. Ein Jahr später wurden die Eltern mit nur 30 Kilogramm Handgepäck und Kinderwagen aus dem Haus vertrieben und in einen Güterwagon verladen worden. Als die Mutter das Bahnhofsschild „Nürnberg“ gesehen hat, seien alle erleichtert gewesen, im Westen zu sein, denn viele Landleute seien auch nach Russland zwangsverschickt worden.

Die Familie landete im mittelfränkischen Haundorf, erhielt ein Dachzimmer zugeteilt. Mit Milch und Kartoffeln sei sie groß geworden, hat auf dem Bauernhof gearbeitet und die teilweise unfreundliche Einstellung der Dorfbewohner gegenüber den Flüchtlingen hautnah zu spüren bekommen.

Wie sie zum Titel ihres Buches kommt, erzählt sie so. Als sie aus der Volksschule gekommen ist, habe eine Bäuerin die Mutter gefragt, was das Mädchen werden soll und die Mutter habe geantwortet, wahrscheinlich Kuhmagd. Doch das wollte sie nicht. Nach nur sieben Jahre Volksschule geht sie ins Jugendhaus Stapf nach Nürnberg, wird Pflegehelferin am Klinikum Fürth, lernt den Beruf der Krankenschwester, studiert Diplompädagogik und wird schließlich Professorin für Pflegewissenschaften.

Bei ihrer Lesung streut sie viele persönliche Erlebnisse ein, die sie auch in ihrem Buch festgehalten hat. Aus dem Publikum wurde sie gefragt, wie sie es als Altkatholikin geschafft hat, in katholisch und evangelisch getragenen Einrichtungen zu arbeiten. Sie sei inzwischen evangelisch, aber das spiele keine Rolle, so Olbrich. Sie habe ihre Arbeit immer mit dem Aspekt „christlich“ begründet und das gelte für alle Glaubensrichtungen.

Ob sie wohl Tagebuch geführt hat, wollte ein Gast wissen. Nein, sagte sie dazu. Als sie in Ruhestand gegangen sei, seien viele Erinnerungen gekommen, so dass sie beschlossen hat, diese aufzuschreiben. Während des Schreibens sei ihr noch viel mehr eingefallen. „Es ist regelrecht geflossen“, beschreibt sie den Zustand, der schließlich die Grundlage für ihr Buch geworden ist.