Lupburg: Herz-Ersatzteile aus dem 3D-Drucker

5.9.2017, 09:15 Uhr
Lupburg: Herz-Ersatzteile aus dem 3D-Drucker

© Foto: Wolf-Dietrich Nahr

Was der Beamer im FIT-Vortragsraum an die Leinwand wirft, löst beim Betrachter Beklemmung aus: verkalkte Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen können. Professor Ulf Noster von der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg erklärt dem Laienpublikum, dass man den Patienten Hoffnung geben kann: Durch das Einführen von kleinen Röhrchen, die die Gefäßwände stützen sollen.

Das Setzen von solchen "Stents" gibt es bereits, aber der Hightech-3D-Drucker FIT AG will nun gemeinsam mit der Universitätsklinik Regensburg und der OTH diese medizinische Technik wesentlich verbessern. Mit Hilfe der additiven, aufbauenden Technik soll es möglich sein, mit besten Werkstoffen hochkomplizierte Strukturen für die millimeterkleinen Gefäßhülsen zu fertigen. Vorteile: Die Herz-Stents von morgen sollen viel weniger Verletzungen in den besser stabilisierten Blutgefäßen verursachen und vom Körper besser vertragen werden als das alte Material.

221 000 Euro von Stiftung

Finanz-Staatssekretär Albert Füracker und der Präsident der Bayerischen Forschungsstiftung, Prof. Dr.-Ing. Heinz Gerhäuser, übergaben Dr. Wolfgang Baier, Präsident der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg, einen Förderbescheid für das Projekt in Höhe von 221 300 Euro. Das Forschungsvorhaben gilt als eine Art Modellprojekt für den geplanten Technologiecampus in Lupburg unweit der FIT AG. Nach Angaben des Hochschul-Präsidenten soll diese Einrichtung am 1. Januar 2019 ihren Betrieb aufnehmen.

"Es ist wichtig, dass die Firmen bei Innovationen nicht alleingelassen werden", erklärte Füracker die Förderung von strategisch wichtigen Forschungsvorhaben. Die FIT AG werde bei dem Projekt selbst mehr als die staatlichen Fördermittel einsetzen, versicherte der Finanz-Staatssekretär. Von 1990 bis 2017 habe die Bayerische Forschungsstiftung 839 Projekte mit insgesamt 550 Millionen Euro unterstützt — bei entsprechenden Firmeninvestitionen in Höhe von 663 Millionen Euro. Füracker: "Die Verbundprojekte sollen eine hohe Wertschöpfung bewirken."

Maschinen selbst entwickelt

Der Technologiecampus stellt eine große Chance für das FIT-Geschäftsfeld "Forschung und Entwicklung" dar, denn laut FIT-Chef Carl Fruth wolle man diese Aktivitäten ausweiten. Das Lupburger Unternehmen bearbeitet hier offensichtlich zentrale Themen der vehement voranschreitenden Digitalisierung industrieller Produktionsprozesse. Unter anderem entwickelt der Betreiber der weltweit größten additiven Fabrik eigene industrielle 3D-Drucker und hochkomplexe Software für Steuerungsprozesse.

Bei einem Rundgang durch die Fertigung erklärte Carl Fruth auch, warum er überall in der Fabrik große Bilder von appetitlichen Speisen hat aufhängen lassen: ein Symbol für die sehr individuellen Anforderungen der Kunden. Fruth: "Die Geschmäcker sind verschieden."

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