Markus Genitheim erkundet Neumarkt von oben

20.10.2017, 15:02 Uhr
Das "Wohnzimmer" von Markus Genitheim. Der Gleitschirm mit Propeller-Rucksack.

Das "Wohnzimmer" von Markus Genitheim. Der Gleitschirm mit Propeller-Rucksack.

Motor an, zwei Schritte nach vorne – und schon steigt Markus Genitheim in die Luft. Der Propeller auf dem Rücken sorgt für den nötigen Schub, die Thermik tut ihr Übriges, damit sich der Gleitschirm in die Höhe schraubt.

Viele Neumarkter haben den 45-Jährigen schon gesehen. Entweder, weil sie ihn persönlich kennen; oder, weil sie ihn "von unten" beobachtet haben. Er ist der Mann, der mit dem Motor-Gleitschirm den Landkreis Neumarkt überfliegt.

Wer ihn am Himmel erwischen will, braucht nicht auf feste Uhrzeiten hoffen. Wenn Markus Genitheim "nur mal schnell fliegen geht", ist es fünf Uhr morgens, zwölf Uhr mittags oder 20 Uhr abends. "Immer, wenn Zeit ist", sagt Genitheim, der die Gelassenheit seiner Frau gelegentlich auf die Probe stellt.

Seine Tochter, Fanny, ist schon ganz heiß auf ihren ersten Einsatz als Co-Pilotin. Nächsten Monat, an ihrem 2. Geburtstag, wollen die Genitheims abheben. "Am liebsten möchte sie jetzt gleich starten. Alles, was sich am Himmel bewegt, ist ,Papa‘", erzählt der stolze Vater.

Vor dem Jungfernflug der Tochter ist Genitheim sogar ein wenig nervös. "Ich werde alles doppelt kontrollieren, damit ja nichts schief geht." Schiefgehen dürfte ohnehin nichts, immerhin beherrscht Genitheim sein Handwerk seit 26 Jahren. 15.000 absolvierte Flüge sprechen für sich. "Es ist noch nie etwas passiert", ergänzt er.

1990 wurde er mit dem Flug-Fieber angesteckt, als er am "Monte Voggo" erstmals abhob. Ein Jahr später machte er den Flugschein für Gleitschirme und packte noch die Motorfluglizenz drauf. Für Ausbildung und Ausrüstung müsse man rund 10.000 Euro investieren, so Genitheim. Allein der Rucksackmotor schlägt mit über 4000 Euro zu Buche. Er hat einen Zylinder, 30 PS und schluckt pro Stunde drei Liter. Bis zu fünf Stunden sind möglich, bis zu 70 km/h können Schirm und Pilot schnell werden.

Das Fliegen mit dem "kleinsten Flugzeug der Welt", wie er es nennt, ist für den Pöllinger aber noch viel mehr als nur Hobby. "Wer sein Leben liebt, der fliegt", sagt über seine Leidenschaft, die zugleich Broterwerb ist. In einem Hotel im Stubaital nimmt er Touristen mit in die Luft, gibt Flugstunden und am arbeitet am Boden als Skilehrer.

Markus Genitheim erkundet Neumarkt von oben

© Fotos: privat

Manchmal, da ist ihm "normales" Fliegen nicht genug und er stürzt sich aus 6000 Metern Höhe aus dem Heißluftballon. "Das würde ich heute nicht mehr machen", kommentiert er die Rekord-Aktion.

In Tirol ist Markus Genitheim für eine weitere rasante Nummer bekannt: Als "Propellerman from the Stubaital" heizt er dem Pisten-Publikum beim Après-Ski ein. Er startet seinen Rucksackmotor, schnallt die Skier an und schießt mit 100 km/h über die Piste. Bergauf.

In Neumarkt, wenn er mit seiner Familie die alte Heimat besucht, gönnt sich Markus Genitheim eine Auszeit vom Trubel in Tirol. Entspannung heißt für ihn: Abheben vom Boden. Motor an, zwei Schritte nach vorne – und schon segelt er über die Neumarkter Altstadt, Buchberg, den Baggersee und Wolfstein.

Keine Kommentare