Max Bögl in Sengenthal will Belegschaft verkleinern

18.9.2020, 22:45 Uhr
Max Bögl in Sengenthal will Belegschaft verkleinern

© Foto: Wolfgang Fellner

Bereits seit Tagen kursieren innerhalb und außerhalb des Unternehmens Gerüchte, wonach angeblich eine Reduzierung der Beschäftigtenzahl zwischen 300 und 700 Menschen bevorsteht. Mit über 6500 Mitarbeitern an weltweit mehr als 35 Standorten und einem Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro zählt Bögl zu den größten Bau-, Technologie- und Dienstleistungsunternehmen der deutschen Bauindustrie.

Doch Details des angeblichen Stellenabbaus waren nicht bekannt: nicht bei der Kommune, nicht bei der Bauinnung und nicht bei der IHK. Selbst die Industriegewerkschaft Bau war nach eigenen Angaben nur sehr oberflächlich informiert. Regionalleiter Karl Bauer wusste nur von "geplanten Umstrukturierungen" und einer Überprüfung der "Prozessabläufe" zu berichten, konnte aber keine Einzelheiten nennen.

Bögl-Betriebsrat beruhigt Belegschaft

Die IG-Bau-Branchensekretärin Petra Katens hatte zwar Kontakt mit dem Bögl-Betriebsrat, konnte aber auch nichts Genaues sagen. Immerhin so viel: Es habe bisher keine Kündigungen und keine Aufhebungsverträge gegeben — und dass der Betriebsrat im Moment "beruhigend" auf die Belegschaft einwirke.

 

 

NN-Anfragen beim Gesamtbetriebsrat und in der Bögl-Presseabteilung in dieser Woche blieben zunächst unbeantwortet. Erst eine NN-Anfrage direkt beim Aufsichtsratsvorsitzenden und Gesellschafter, Johann Bögl, löste einen Informationsfluss aus. Pressesprecher Jürgen Kotzbauer widersprach in einer Mail an die Neumarkter Nachrichten den Gerüchten, wonach die Firmengruppe Max Bögl "einen Stellenabbau von 10 Prozent der Belegschaft plant oder durchführt". Gleichzeitig kündigte der Leiter der Unternehmenskommunikation aber dennoch "personelle Maßnahmen" an. Wieviele Personen und welche Unternehmensteile von diesen "Maßnahmen" betroffen sind, sagte Kotzbauer nicht.

Anhaltender Boom in der Baubranche

Einerseits berichtet die Neumarkter Bauinnung von einem anhaltenden Boom der Branche. "Die Auftragsbücher sind gefüllt", sagte Vize-Innungsobermeister Oswald Hirsch. Bis Ende 2021 habe zumindest der Bau-Mittelstand "sehr gut zu tun". Innungs-Obermeister Werner Keckl kann mit den kursierenden Abbau-Plänen bei Bögl "nichts anfangen". Angesichts großer Aufträge im In- und Ausland habe er bei Bögl "eher das gegenteilige Gefühl gehabt".

Andererseits steht für Unternehmenssprecher Kotzbauer nicht die heimische Bauhochkonjunktur im Vordergrund: In Zeiten "weltweit großer Unsicherheiten" werde sich auch die Firmengruppe Max Bögl auf "zeitversetzt schrumpfende Märkte und einen härteren Wettbewerb in der Bauindustrie einstellen müssen".

Die Firmengruppe wolle in den nächsten Monaten "auf Sicht" fahren. Strukturen würden überprüft, Anpassungen vorgenommen, erklärte Jürgen Kotzbauer per Mail — ohne irgendwelche Details zu nennen. Man wolle künftig "zukunftsweisend und wettbewerbsfähig aufgestellt" sein. Solche Anpassungen würden "gezwungenermaßen leider auch mit personellen Maßnahmen verbunden sein".

Bögl: Abbau nur sozialverträglich

Der offensichtlich anstehende Personalabbau solle durch "die übliche Fluktuation, Befristungen, interne Stellenwechsel, Renteneintritte und andere sozialverträgliche Möglichkeiten" umgesetzt werden. Kotzbauer sprach von "massiven Unsicherheiten der Corona-Pandemie".

Die Firmengruppe folge erfolgreich den "Megatrends" und sei gut aufgestellt. In den vergangenen drei Jahren habe Max Bögl allein in Deutschland die Belegschaft um 700 Personen vergrößert. Das Unternehmen bilde Nachwuchskräfte aus und wolle im Moment 100 offene Stellen besetzen.

Aus der Sicht von Belegschaftsmitgliedern hat die Unternehmensgruppe offensichtlich wirklich strukturelle Probleme. Auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform www.glassdoor.de äußern sich langjährige und ehemalige Mitarbeiter: Dort ist von "bürokratischen Strukturen", "langsamen Vorgängen" und "wenig Ordnung" bei Bögl die Rede. Zwei Bögl-Mitarbeiter kritisieren Kommunikationsmängel der "Führungsetage" und der Beschäftigten untereinander.

Keine Kommentare