Mehr Handball-Vereine, aber weniger Aktive

12.2.2017, 18:02 Uhr
Mehr Handball-Vereine, aber weniger Aktive

© Foto: Edgar Pfrogner

Beim Bezirkstag in der Dr.-Dietmar-Trautmann-Sportanlage geht es in erster Linie um die turnusmäßige Neuwahl der Bezirksleitung für die nächsten drei Jahre, bei der Guzik noch einmal antreten will, und natürlich um die Besetzung zahlreicher anderer wichtiger Gremien.

Mindestens ein ebenso wichtiges Thema ist jedoch die allgemeine Entwicklung im regionalen Handball – und da kann der 69-Jährige den Gästen keine allzu rosigen Aussichten präsentieren.

Wie die meisten Traditionssportarten hierzulande leidet auch der Handball seit Jahren an einem immer stärker werdenden Mitgliederschwund. Auch wenn Guzik in seiner nun schon über 20-jährigen Amtszeit sogar die ein oder andere Boomphase – beispielsweise nach der Weltmeisterschaft 2007, als die deutsche Handball-Nationalmannschaft im eigenen Land den Titel geholt hatte – erlebt hat, ist der Langzeittrend dennoch konstant negativ.

Ein Minus von vier Prozent

Die aktuellen Zahlen sind allerdings etwas irreführend. Denn seitdem sich die Bezirke Mittelfranken Nord, Ost und Oberpfalz 1999 zum Bezirk Ostbayern zusammengeschlossen haben – Guzik war damals als Oberpfalz-Vorsitzender federführend beteiligt – ist die Zahl der Vereine sogar von damals 68 auf heute 84 angestiegen. Gleichzeitig ist aber die Zahl der in Vereinen aktiven Handballer kontinuierlich nach unten gegangen. Ein Widerspruch, der sich bei genauerem Hinsehen leicht aufklären lässt.

So sind die Zahlen im Jugendbereich derzeit besonders rückläufig. Für das vergangene Jahr hat der Bezirk Ostbayern ein drei- bis vierprozentiges Minus zu verzeichnen, was laut Guzik bedeutet: „Es sind zehn Mannschaften weniger.“

Bei den B- bis A-Junioren und -Juniorinnen, also im Bereich zwischen 14 und 18 Jahren, sei die Verwerfung am größten, weil die Jugendlichen in dieser Zeit einfach am meisten abgelenkt seien und sich viel mehr für andere Dinge als den Handball interessierten, wie Guzik vermutet.

Die Folge ist, dass sich die Vereine aufgrund des akuten Nachwuchsmangels immer häufiger zu Spielgemeinschaften zusammenschließen. Bestes Beispiel hierfür ist der Gastgeber des Bezirkstags, der TSV Winkelhaid. Mit den Nachbarn vom TV Altdorf haben die TSV-Verantwortlichen vor rund eineinhalb Jahren die JSG Eintracht Nürnberger Land gegründet. Ein weiteres Beispiel, aus dem Landkreis Neumarkt, ist die SG Rohr/Pavelsbach.

Schiedsrichter fehlen

Da jede neue Spielgemeinschaft als eigener Verein gewertet wird, lässt sich so auch das Paradox aus mehr Vereinen bei gleichzeitig sinkenden Mitgliederzahlen auflösen.

Das Nachwuchsproblem schlägt allerdings auch noch auf andere Bereiche durch. Denn aufgrund sinkender Mitgliederzahlen sei es, so Guzik, für die Vereine immer schwieriger, ihre Funktionärsposten zu besetzen.

Ebenfalls davon betroffen ist die Gilde der Unparteiischen. Wie der Fußball leidet auch der Handball akut an Schiedsrichtermangel, für den es laut Guzik, der selbst seit 50 Jahren als Referee aktiv ist, wohl keine schnelle Lösung geben wird.

Bislang müssen die Vereine pro gemeldeter Mannschaft einen Schiedsrichter stellen oder, wenn das nicht möglich ist, einen finanziellen Ausgleich an den Verband zahlen. Um dem entgegenzuwirken, will der Verband ein neues „Schiedsrichter-Fehlzahl-Konzept“ erarbeiten, das auch am Sonntag auf dem Bezirkstag diskutiert werden soll.

Allerdings: Im Vergleich mit anderen Bezirken stehen die Ostbayern noch gut da, findet Guzik. Anderswo sei der Rückgang noch viel dramatischer. Und immerhin habe die Region mit dem Handball-Bundesligisten HC Erlangen seit einiger Zeit ein neues „Zugpferd“, das viele Zuschauer anziehe und auch die Jugend begeistere.

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