Miet-Ärger: Wohnen in Neumarkt ein Luxusgut

12.7.2019, 09:53 Uhr
Miet-Ärger: Wohnen in Neumarkt ein Luxusgut

© Foto: André De Geare

IG Bau-Bezirksvorsitzender Christian Lang sieht beim Neubau damit "deutlich Luft nach oben". Entscheidend sei, was gebaut werde: "Die Wohnungen müssen zum Portemonnaie und zum Lohn der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen."

Bernd Lautenschlager vom gleichnamigen Maklerbüro rechnet grob geschätzt mit einem Bedarf von 250 bis 500 neu zu bauenden Mietwohnungen in Neumarkt. Generell bestehe die Tendenz zu kleineren Haushalten und damit auch zu kleineren, möglichst bezahlbaren Mietwohnungen. "Wir haben genügend Anfragen", sagt er. "Sehr gesucht" seien im Stadtgebiet auch Grundstücke mit 500 bis 600 Quadratmetern zum Bau von Einfamilienhäusern. Preise von 400 Euro pro Quadratmeter seien längst keine Seltenheit mehr.

Makler Matthias Haubner von Kirsch und Haubner empfiehlt zur ausreichenden Versorgung von Neumarkt mit Mietwohnungen "eine Leerstandsquote von fünf Prozent". Diese werde bei der aktuell "hohen Nachfrage" keineswegs erreicht. Der Grund: "Neumarkt ist ein attraktiver Standort" für potenzielle Mieter.

Der Makler unterstützt deshalb den Vorschlag des bayerischen Bauministers Hans Reichhart, der den Ausbau von Spitzböden und Dachgeschossen genehmigungsfrei stellen wolle, um möglichst schnell zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.

Auch die Stadtverwaltung müht sich um Abhilfe bei der Wohnungsmisere. So wurden am Deininger Weg 27 Sozialwohnungen geschaffen. Diese hätten laut Stadt-Pressesprecher Dr. Franz Janka zusammen mehr als 2000 Quadratmeter Wohnfläche. Die Wohnungsgrößen betragen 48 bis 113 Quadratmeter.

Insgesamt verfüge die Kommune über deutlich mehr als 300 Mietwohnungen. Außerdem würden in stadtnahen Baugebieten seit Jahren ständig neue Grundstücke für Bauwillige zur Verfügung gestellt.

Laut IG Bau sei es dringend erforderlich, die steuerliche Abschreibung im Mietwohnungsbau von derzeit zwei auf drei Prozent zu erhöhen. Darüber hinaus brauche der soziale Wohnungsbau eine Förderung von mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr durch Bund und Länder – und für Jahre.

In diesem Jahr unterstütze der Bund den Bau von Sozialmietwohnungen mit nur 1,5 Milliarden Euro, ab 2020 werden die Mittel sogar auf eine Milliarde abgesenkt. Zudem fallen pro Jahr rund 80 000 Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung – deutlich mehr, als in den letzten Jahren neu gebaut wurden. Und: Auch "der Bau braucht eine Perspektive. Und die bekommt er durch eine dauerhaft und verlässliche Förderung." Nur dann würden in der gesamten Prozesskette — von der Baustoffherstellung bis zur Verarbeitung auf dem Bau — die dringend notwendigen Kapazitäten ausgebaut.

Genau diese Signale fehlten allerdings in der Wohnungsbaupolitik: So schaffe etwa das zeitlich begrenzte Baukindergeld keine nachhaltigen Impulse. "Es ist fatal, die Wohnungsbaupolitik von Wahl zu Wahl zu planen, statt verlässliche und wirksame Rahmenbedingungen zu schaffen." Immerhin sei der Wohnungsbau bei wachsender Bevölkerung "unverzichtbar und ein wichtiger Motor der Binnenkonjunktur". Das gelte auch für den Kreis Neumarkt.

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