"Mister Weißwurst" baut ein neues Hotel

26.4.2017, 09:15 Uhr

© Foto: Fritz Etzold

"Wir schieben das Vorhaben schon seit einiger Zeit vor uns her", gibt Norbert Wittmann zu. Lange stand die Frage im Raum: Umbau oder Abreißen? Denn seit Wittmann mit seiner Frau Hildegunde den Betrieb in der Bahnhofstraße 1988 von seinen Eltern übernommen hat, ist dieser kräftig gewachsen.

1989 modernisierte man die Metzgerei, später wurde das Hotel erweitert. Zuletzt kamen das Weißwurstmuseum und die Akademie hinzu, die auch für eine gewisse überregionale Bekanntheit gesorgt haben. Inzwischen beschäftigen Metzgerei, Restaurant und Hotel insgesamt 32 Mitarbeiter.

Irgendwann hat das Gebäude nicht mehr zu den Betriebsabläufen gepasst. "Die Mitarbeiter haben viele unnötige Wege und müssen schwere Dinge in die oberen Stockwerke tragen", sagt Wittmann. Nicht zuletzt hat sich auch die Haustechnik und das Einkaufsverhalten geändert. "Da müssen wir mitziehen."

Einzug schon Ende 2018

Und weil die dritte Generation das Unternehmen weiterführen möchte – Tochter Nadja ist Hotelfachfrau und Metzgereiverkäuferin, Sohn Tim Metzgermeister und Koch, Nesthäkchen Jana lernt gerade Hotelfachfrau – und die Zinsen sehr günstig sind, hat sich die Familie für die Sechs-Millionen-Euro-Investition entschieden.

Der Zeitplan ist sportlich: Im März 2018 soll der Abriss der Bahnhofstraße 21 beginnen, spätestens im November soll es fertig sein. Möglich wird dies durch Fertigelemente, die komplett mit allen Leitungen angeliefert und montiert werden. Die Fassade wird mit Holz und Jurakalk aus dem Landkreis gestaltet.

Schon im Januar 2018 zieht die Metzgerei mitsamt dem Laden in das Nachbarhaus in der Bahnhofstraße 19. Sie wird eine sogenannte "Erlebnismetzgerei". Das Hotel in dem neuen Gebäude wird von bisher 33 Zimmern mit 65 Betten auf 55 Zimmer mit 105 Betten aufgestockt. Das Tagungszentrum wird erneuert, unter anderem mit einem Konferenzraum für 80 bis 100 Personen.

Das Restaurant wird etwa 100 Plätze bieten und zwei unterschiedliche Bereiche haben: eine "Weißwurststube im Stil einer Bayerischen Urhütte" und ein "Bayerisches Steakhaus". Für erlebnisorientierte Gäste jenseits der Weißwurst gibt es einen "Showroom" für Fleischseminare, Wurstseminare und "Steaktasting", wo der jüngst zum Fleisch-Sommelier fortgebildete Wittmann die Kunst der gehobenen Zubereitung nahebringt.

Noch befindet man sich am Ende der Planungsphase. "In etwa vier Wochen reichen wir die Pläne bei der Stadt ein", sagt Wittmann. OB Thomas Thumann sei selbstverständlich frühzeitig eingebunden gewesen.

Gestern hatte Norbert Wittmann die Stadträte eingeladen. Denn in der Sitzung am Donnerstag wird ein Projekt "Hotel am alten Bauhofgelände" vorgestellt.

Geheimnis noch nicht gelüftet

Bisher hat die Stadtverwaltung nicht damit herausgerückt, wer dahinter steckt. Auch die Kommunalpolitiker haben keine Unterlagen erhalten. Möglicherweise ist der Interessent ein Betreiber von mehreren Hotels aus Nürnberg.

Bisher sind die Neumarkter Hotels zu Messezeiten voll ausgelastet, ansonsten gibt es eigentlich immer freie Kapazitäten. "Die Ketten kalkulieren anders als wir Familienbetriebe", sagt Wittmann. Zu Messezeiten gingen die Preise sehr stark nach oben, zwei Tage später werden die Zimmer nachgeworfen. In der Folge würden sie in der schwachen Zeit Gäste abziehen.

Bei den anwesenden Stadträten lief er damit offene Türen ein. "Wir müssen sehr genau darauf achten, dass wir nicht unseren örtlichen Betrieben das Wasser abgraben", sagt Richard Graf, OB-Kandidat der CSU.

Fraktionsvorsitzender Markus Ochsenkühn sagte, dass man dem Hotel im Neuen Markt zugestimmt habe, weil es bisher kein Vier-Sterne-Hotel gegeben habe. "Diese Situation besteht jetzt nicht mehr." Und Heiner Zuckschwert (UPW) führte ausführlich aus, dass Familienbetriebe das Herz und die Seele einer Stadt seien.

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