Mit Doktor-Koffer nach Sydney oder neuen Vertrag testen?

18.8.2006, 00:00 Uhr
Mit Doktor-Koffer nach Sydney oder neuen Vertrag testen?

Einige Dutzend Männer und Frauen in weißen Kitteln waren mit Transparenten und Trillerpfeifen unterwegs, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen und um an einem Info-Stand am Oberen Markt ihre Forderungen den Bürgern zu erklären. Sie haben erfolgreich für einen eigenen, arztspezifischen Tarifvertrag mit der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) gekämpft: Zehn bis 13 Prozent mehr Lohn wurden nach einem 30-stündigen Verhandlungs-Marathon in Düsseldorf ausgehandelt.

Ob die Streikenden damit so richtig zufrieden sind, ist fraglich. Die Vorgeschichte: Vergangenen Oktober seien die Ärzte aus dem BAT-Tarif in den weniger attraktiven Tarif-Vertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) umgruppiert worden, sagt ein Klinik-Arzt. Für ihn habe das eine Gehalts-Einbuße von 20 Prozent bedeutet. Nun zahlen die Arbeitgeber zehn bis 13 Prozent mehr — «und tun so, als würden sie uns was drauflegen, aber das ist unsauber gerechnet“, so der Mediziner.

Die Umgruppierung in den TVöD sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte, sagte der Sprecher der Neumarkter Klinik-Ärzte, Markus Hemmel. Nun, da die Einigung erzielt ist, ist der Streik vorbei. Andernfalls hätten die Neumarkter Klinik-Ärzte auch in der kommenden Woche weitergestreikt, so Hemmel.

Auf allen Stationen sei während des Streiks ein Notdienst eingerichtet worden, ergänzte ein weiterer Arzt. Notfälle würden behandelt und die Intensivstation nicht bestreikt.

Peter Weymayr, Geschäftsführer des Neumarkter Klinikums, bewertete den Krankenhaus-Betrieb während des Streiks als «relativ ruhig, die Notfallpatienten werden gut versorgt“: Ein Problem sieht er in den Tarifunterschieden zwischen kommunalen Krankenhäusern und Unikliniken — die zahlen nämlich mehr. So könnten kommunale Häuser Probleme haben, qualifiziertes Personal zu bekommen.

Eine Abwanderung ins Ausland habe er von Neumarkter Klinikärzten bisher nicht erlebt. Einige Kollegen schieben tage- oder wochenweise Dienst in anderen europäischen Ländern, sagte ein Arzt.