Mit Messer, ohne Schein: 100 Arbeitsstunden

23.2.2020, 09:55 Uhr

Er hatte die 80 geforderten Arbeitsstunden nicht geleistet. Deswegen musste er sich erneut wegen eines Vergehens gegen das Waffengesetz und wegen Fahrens ohne Führerschein verantworten.

Am Bahnhofsvorplatz in Neumarkt hatte die Polizei bei ihm im Juli letzten Jahres ein so genanntes Butterfly-Messer gefunden. Zwei Mal war er im Sattel eines Mofas erwischt worden, das "frisiert" war und schneller als die erlaubten 25 km/h lief. Dafür hatte er keine Fahrerlaubnis.

Zunächst hätte er seine Arbeitsstunden im Bauhof der Stadt Neumarkt ableisten sollen. Aber daran hinderte ihn angeblich eine Fußverletzung, wegen der er die Sicherheitsschuhe nicht habe anziehen können.

Als ihm eine andere Stelle angeboten wurde, machte er geltend, dass ihm jetzt ein Job-Angebot dazwischen gekommen sei. Damit war es aber nach zwei Wochen schon wieder vorbei. Also wurde ihm gesagt, er solle an einem bestimmten Tag um 7.30 Uhr in einer Asylbewerberunterkunft auftauchen, um dort dem Betreuer zur Hand zu gehen.

Dem Gericht erzählte der junge Mann, er sei bereits um 7 Uhr an Ort und Stelle gewesen, und, nachdem sein Ansprechpartner nicht erschienen sei, sei er wieder nach Hause gegangen. Das erschien Petra Engster von der Jugendgerichtshilfe ziemlich unglaubwürdig. Sie hatte ihn am gleichen Tag kurz nach 8 Uhr angerufen und gefragt, wo er denn bleibe. Da habe der Angeklagte am Telefon einen sehr verschlafenen Eindruck gemacht. "Ich nehme ihm die Ausrede nicht ab", sagte die Sozialarbeiterin.

Diesmal waren es Richter Michael Müller und Staatsanwältin Ruderich, die den Angeklagten in milderem Licht sahen. Sie gaben ihm eine erneute Chance. Der Richter stellte das Verfahren nochmals ein. Allerdings kamen jetzt noch mehr Arbeitsstunden auf das Konto des jungen Mannes. Er hat mittlerweile 100 Stunden statt wie zuvor "nur" 80 Stunden abzuleisten.