MLF: Ausstellung mit Stacheln, Hörnern und Krallen

21.2.2020, 11:11 Uhr
MLF: Ausstellung mit Stacheln, Hörnern und Krallen

© Foto: André De Geare

Ergänzt werden die Keramiken von Tuschezeichnungen an den Wänden: Die "Gestalt-Zeichen" von Alfred Kremer (1895 bis 1965). "Innenleben" heißt die Ausstellung.

Sawadas Werk hat, erläutert Dornacher, erstmals auf der Biennale in Venedig Aufmerksamkeit erregt, als 2013 nur wenige seiner Keramiken im "enzyklopädischen Palast" zu sehen waren. Auch Dornacher war fasziniert und plante schon, das Werk des Künstlers nach Neumarkt zu holen.

Als Kind schon wurde bei Sawada Autismus diagnostiziert, er kommuniziert, so Dornacher weiter, so gut wie gar nicht mit seinen Mitmenschen. Als Therapie kam er mit dem Material Ton in Berührung. Er lebt abgeschieden in den Bergen, seine Skulpturen werden zweimal im Jahr gebrannt, mit offenem Feuer. Per Abbildungen hat Sawada deutlich gemacht, seine Skulpturen seien Meeresgeschöpfe.

Dornacher möchte das Werk des Künstlers nicht nur unter der Überschrift "Outsider Art" sehen – so heiße es, dass Autisten das Wiederholen des Immergleichen Sicherheit gebe. Eine Formensprache mit wiederkehrenden Motiven sei aber auch bei Baselitz oder Giacometti zu erleben, sagt Dornacher. Sawadas Tongeschöpfe mit kugeligen Bäuchen und Drachenblick erschließen sich aus verschiedenen Blickwinkeln.

Im Krieg verschüttet

An den Wänden hängen Tuschezeichnungen von Alfred Kremer in relativ kleinem Format. Sie stammen aus der letzten Schaffensphase Kremers, er war krank und oft bettlägerig und konnte nicht mehr an der Leinwand arbeiten, sagt Dornacher. "Gestalt-Zeichen" nannte er die schwarz-weißen Werke, die ganz verschiedene Themen aufgreifen: Der Künstler war einen ganzen Tag lang im Ersten Weltkrieg verschüttet, auch diese Erfahrung verarbeitete er in seinem Werk; er befasste sich mit Contergan-Skandal ebenso wie mit dem Papst und erotischen Motiven.

Im Obergeschoss, das in den fünf Wochen Museumsruhe komplett renoviert wurde, sind die Räume neu bestückt: Die Spur-Kollegen von Lothar Fischer sind nun mit neuen Werken vertreten, Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer.

Die Ausstellung "Innenleben" hat im MLF am Sonntag, 23. Februar, um 11.30 Uhr Vernissage, sie ist bis 14. Juni zu sehen. Das Begleitprogramm beginnt mit der Vernissageführung von Marie-José van de Loo am Sonntag um 15 Uhr und einem Rundgang mit Kunsthistoriker Florian Sundheimer und Pia Dornacher am Donnerstag, 12. März, 19 Uhr.

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