"Müllers Gesetz": Müll zieht noch mehr Müll an

11.4.2019, 10:00 Uhr

© Fellner

Kreisauf, kreisab bewaffnen sich in diesen Wochen umweltfreundliche Bürger mit Müllsäcken und Greifern und säubern ihre Heimatgemeinde von Abfall jeglicher Größe und Art. Sie nennen es "Rama Dama". Auch in der Großen Kreisstadt Neumarkt rafften sich rund zehn Bürger zum Frühjahrsputz im Gelände auf. Doch hätte es ein Vielfaches an Mitsammlern und Zeit benötigt, um allen illegal entsorgten Müll im Stadtgebiet aufzugabeln.

Denn davon gibt es eine ganze Menge. Besonders Hundehalter, die mit ihren neugierigen Schnüffelnasen viel in den Randzonen Neumarkts unterwegs sind, wissen ein Liedchen von Müllhalden zu singen. Zum Beispiel eine NN-Leserin, die mit ihrer Hündin häufig im Stadt-Nordosten Gassi geht: in Wolfstein, Mühlen, Altenhof, Schafhof. "Es ist unglaublich, was alles weggeschmissen wird und wohin", sagt die Neumarkterin. Neben Hausmüll und Bauschutt auf Brachen mitten in der Stadt entdeckt sie Plastikplanen im Wald und auch schon mal Autoteile unterhalb des Krähentischs.

Georg Ziegler könnte die Liste bis ins Unendliche fortführen. "Ein Schuhschrank am Straßenrand, Müllsäcke am Brückengeländer, Autobatterien in der Landschaft – nichts, was es nicht gibt", sagt der Chef der Stadtgärtnerei. Er schätzt den Anteil an Mitbürgern, denen es völlig egal ist, wo ihr Abfall landet, auf fünf bis zehn Prozent. "Die gab es schon immer und wird es auch immer geben."

Sein Tipp an Zeugen solcher Freveltaten: Das Handy zücken und ein Foto vom Täter schießen. Nur so könne man ihn zur Verantwortung ziehen. Selten entlarve er oder sie sich selbst. Wie bei einer Müllablagerung in Stauf: Darin fanden die Entsorger einen Briefkopf mit dem Namen der Schuldigen. Die Frau habe ihre Strafe gezahlt, erzählt Ziegler.

Wichtig sei vor allem, dem Bauhof gleich mitzuteilen, wo größere Abfallhaufen liegen. "Wir versuchen, sie sobald wie möglich abzuholen." Denn wie ein ausgeschlachtetes Autowrack oder verfallenes Haus in einer Großstadt Kriminalität anzieht, so vermehren sich bei uns Müllsäcke am Straßenrand.

Dieses Phänomen menschlichen Verhaltens hat auch Georg Ziegler immer wieder beobachten können. "Da lässt einer zum Beispiel seinen Plastiksack nach dem Ausleeren neben dem Grüngut-Container liegen. Schon am nächsten Tag liegt da der nächste und bald schon stehen volle Müllsäcke daneben." Je länger das Zeug herumliege, umso größer werde der Haufen.

Dann gebe es noch die Kandidaten, die ihren Hausmüll kategorisch in Papierkörben versenken. In Neumarkt an rund 20 Stellen, darunter Spielplätzen. Da helfe auch kein Deckel mit schmaler Öffnung, sagt der Stadtgärtner: "Dann lehnen sie die Säcke an die Stange."

Ziegler verweist auf die Wertstoff- und Recyclinghöfe im Landkreis. Eine Abgabe – für ein paar wenige Euros – sollte einem die Umwelt schon wert sein. Sperrmüll wird nach Anmeldung beim Landratsamt abgeholt: bis zu vier Mal im Jahr kostenlos.

NICOLAS DAMM

 

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