Nach Seil-Attacke: Radler fordert 89.000 Euro Schadenersatz

13.8.2019, 20:53 Uhr
Am Main-Donau-Kanal in Berching ist ein Radfahrer im Mai 2017 in ein gespanntes Nylonseil gefahren. Er erlitt beim Sturz schwere Verletzungen. Nun fordert er Schadenersatz vor Gericht.

Am Main-Donau-Kanal in Berching ist ein Radfahrer im Mai 2017 in ein gespanntes Nylonseil gefahren. Er erlitt beim Sturz schwere Verletzungen. Nun fordert er Schadenersatz vor Gericht.

Erst in allerletzter Sekunde sah er es, das schwarze, etwa einen Zentimeter dicke Nylonseil: Es war in Kopfhöhe gespannt. Am 20. Mai 2017, gegen 8 Uhr, blieb ein damals 54-jähriger Radfahrer auf dem Radweg entlang des Main-Donau-Kanals daran mit seinem Hals hängen.

Der Mann war an jenem Morgen in Berching (Landkreis Neumarkt) unterwegs, um Brötchen zu holen. Mehr als zwei Jahre nach dem Unglück erstritt er vor der 2. Zivilkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth Schadenersatz. Der Mann fordert 89.000 Euro, über die Höhe muss noch entschieden werden. Er war zum Zufallsopfer einer unsinnigen Tat geworden – entstanden aus einer Idee im Alkoholrausch.

Der Mann, der ihm das angetan hat, ein damals 22-Jähriger, war in der vorangegangenen Nacht mit Freunden unterwegs. Er spannte das Seil, als er sternhagelvoll nach Hause trabte – die Clique hatte an der Uferpromenade mit einem orangefarbenen Rettungsring die Fernsehserie "Baywatch" nachgespielt. Und während sich der Großteil der Gruppe schon entfernt hatte, zerrte er das Bergungsseil des Rettungsrings über den Weg und band es fest. Gefährliche Körperverletzung brachte ihm im Dezember 2017 drei Jahre und drei Monate Freiheitsstrafe ein. Er ist nun auch verpflichtet, den Schadenersatz zu bezahlen.

Wirbel mit Metallplatte versteift

Außerdem wurde ein damals 16- Jähriger zu drei Wochen Dauerarrest verurteilt. Er hatte, ebenfalls bekifft und betrunken, seinen Kumpel beobachtet, aber später nicht – etwa durch einen Anruf bei der Feuerwehr – dafür gesorgt, dass das Seil gelöst wird. An der Tat beteiligte er sich nicht, daher muss er nun keinen Schadenersatz leisten.

Der verunglückte Radfahrer leidet bis heute unter den Folgen des Sturzes: Er bekam eine künstliche Bandscheibe, zwei Wirbel wurden mit einer Metallplatte versteift. Ein verspannter Schultergürtel blieb ihm, oft fühlen sich seine Finger so pelzig an, dass er keinen Apfel schälen kann. Er schilderte vor Gericht, dass er sich durch den Unfall sein Leben nicht beeinträchtigen lassen wolle. Er trieb sein Leben lang Sport, ging laufen, schwimmen und Ski fahren – und längst fährt er wieder Rad.

Auch in Nürnberg wurde Ende Mai eine bekannte Solo-Harfenistin und Professorin Opfer einer hinterhältigen Falle: Zwei Jugendliche spannten an der Wöhrder Wiese eine Hundeleine über die Fahrbahn, sodass die Radlerin stürzte und sich schwer verletzte.