Nachverdichtung: Grüne Oasen verschwinden

29.9.2016, 05:55 Uhr
Nachverdichtung: Grüne Oasen verschwinden

© Foto: Fellner

Zwei Baueinheiten wird der Bauträger Siebentritt und Donauer dort hoch ziehen, die 56 Wohneinheiten umfassen. An der Druckmüllerstraße entsteht der erste Block. Weil zwischen Druckmüller- und Schopperstraße 3,50 Meter Höhenunterschied sind, wird er ein Erdgeschoss und zwei Vollgeschosse haben. An der Schopperstraße sind es Erdgeschoss und drei Vollgeschosse. Beide Baukörper, sagte Architekt Robert Resch, liegen gut 25 Meter auseinander, auch sonst habe man die Abstandsflächen mehr als großzügig eingehalten, um mehr Wohnqualität zu bekommen: „Das wird ein Quartier mit viel Licht.“

Man habe zudem bereits mit den Anliegern gesprochen und diese über die Pläne informiert. Jeder Block verfügt zudem über eine Tiefgarage mit rund 30 Stellplätzen und vier Außenparkplätzen. Die Wohnungen haben zwischen 50 und 100 Quadratmeter Größe.

Es lag an Werner Thumann, erneut das Thema Nachverdichtung anzusprechen. Bei diesem Projekt klappe das, sagte er, da seien Parkplätze, die Blocks liegen an einer vielbefahrenen Straße, dem Föhrenweg. Viel Grün sei zudem vorhanden, auch nach dem Bau: Aber das gelte nicht für die gewachsenen Siedlungen am Stadtrand; hier müssten Regeln geschaffen werden, mahnte er an. Der Rat nahm das Bauvorhaben letztlich positiv zur Kenntnis, da es nur um eine Vorstellung ohne Beschlussfassung ging.

Ausführlich debattierten die Räte das Thema einer möglichen Stellplatzsatzung für Neumarkt, obwohl OB Thumann gleich zu Beginn warnte, er wolle nur ein Meinungsbild abrufen, wie so eine Satzung gesehen werde. Eine Stellplatzverordnung sei kein Neumarkter Thema, sagte Verkehrsreferent Jakob Bierschneider. In Neumarkt laufe „die Fahndung nach bezahlbarem Wohnraum“; Stellplätze, egal ob in einer Tiefgarage oder auf dem Grundstück, kosteten Geld, was die Wohnung teurer mache, „deshalb beißt sich das“. München oder Augsburg hätten die Stellplatzanforderung bei sozialem Wohnbau sogar heruntergefahren. „Wir wollen Nachverdichtung, um wertvollen Grund draußen zu schützen“, mahnte er; außerdem könne man das nicht mit einer einzigen Zahl festschreiben.

Auch Ferdinand Ernst mahnte zur Vorsicht: „Nicht übertreiben“, sagte der Rat, im Beruf Immobilienspezialist bei der Sparkasse. Es gebe mit Sicherheit viele gute Gründe dafür, aber ebenso gegen eine Stellplatzordnung. Da solle man nicht übers Ziel hinausschießen, „der Markt regelt das schon“.

Einen anderen Aspekt brachte Wolfgang Knychalla ein. Der Architekt erinnerte daran, dass der Individualverkehr langfristig doch gesenkt werden soll. Von der Tendenz neige man aber dazu, mehr Stellplätze zu fordern. Genau damit fördere man den Individualverkehr, sagte er: „Das ist ein kompliziertes und hoch sensibles Thema.“ Zusätzliche Stellplätze verteuerten zudem den Wohnungsbau, sagte er, und erinnerte an das städtische Wohnbauprojekt in Pölling: Hätte es dort noch mehr Stellplätze gebraucht, wäre eine Tiefgarage nötig geworden und dann wären die Wohnungen zu einem ganz anderen Preis auf den Markt als jetzt.

Noch einmal nachgehakt

Hier hakte Werner Thumann noch einmal ein: In den alten Siedlungsgebieten seien die Straßen oft schmal, da fehle es an Gehwegen und wenn, seien diese gerne zugeparkt. Hier müsste man darauf achten, dass bei der Nachverdichtung eben nicht Erdgeschoss plus ein Stockwerk entstehe, hier müsse es beim Erdgeschoss mit Dach bleiben: Dann bleibe auch die Zahl der Stellplätze überschaubarer.

Die Debatte korrespondierte gut mit einer Bitte, die Günter Stagat vorbrachte: Bürger aus dem Lährer Weg hatten ihn angesprochen, dass sie nicht mehr aus ihren Grundstücken herauskommen, weil auf der gegenüberliegenden Straßenseite alles zugeparkt sei.“ Könne man da keine schraffierte Fläche anbringen, fragte Stagat. Eigentlich nein, sagte Stadtbaumeister Matthias Seemann. Laut Gesetzgeber sei es zumutbar, auch drei Mal rangieren zu müssen, bis man da rauskomme. Und: Jeder käme dann mit einem Einzelwunsch, das ufere aus.

Auch die Arbeit an einer Stellplatzverordnung ufere aus, sagte Ursula Plankermann. Es heiße immer, die Verwaltung ächze unter der Last der Arbeit und für so ein Regelwerk sei dann doch noch Luft vorhanden. „Zumal sich das anhört, als würde es eine Aneinanderreihung von lauter Ausnahmen werden“, sagte sie.

Schließlich gelang es OB Thumann, die Diskussion wieder einzufangen, die er eigentlich gar nicht haben wollte. Bei einer Probeabstimmung ging es 7:6 für die Befürworter einer Satzung aus. Jetzt muss die Verwaltung überlegen, ob sie sich trotz des Gegenwindes des Themas annimmt.

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