Nepalhilfe Beilngries: Neue Schule in entlegener Ecke des Himalaya

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20.6.2022, 14:00 Uhr
Der Blick von oben Blick auf die derzeitige "Ramadev Basic School" in Tanjakot. Das leuchtend blaue Notdach aus Metall täuscht über den wahren Zustand hinweg.

© Michael Rebele, NN Der Blick von oben Blick auf die derzeitige "Ramadev Basic School" in Tanjakot. Das leuchtend blaue Notdach aus Metall täuscht über den wahren Zustand hinweg.

Sie gilt als die unterentwickeltste Region Nepals, die Karnali Provinz im Nordwesten des Landes. Kaum Infrastruktur und wenig Bildung. Eben dort entsteht derzeit das neueste Schulprojekt der Nepalhilfe Beilngries.

Unterricht: Die Situation im Innern der Schule ist desolat.

Unterricht: Die Situation im Innern der Schule ist desolat. © Michael Rebele, NN

"Schon allein wegen ihrer exponierten Lage ist diese Ecke Nepals besonders den Touristen vorbehalten, die selten begangene Pfade und die Ursprünglichkeit des Landes in einer grandiosen, abgeschiedenen Natur wie etwa um den Rara-See suchen", berichtet Michael Rebele, Vorstandsmitglied der Nepalhilfe Beilngries e.V.

Landwirtschaft für den eigenen Unterhalt bestimme dort das Leben der Menschen. "Zum nötigen Gelderwerb bieten Indien und auch das nördlich angrenzende Tibet die einzigen Möglichkeiten."

Für rund 360 Kinder

Die Ramadev Basic School in Tanjakot/Humla ist der Ort, in dem für 362 Kinder und deren 13 Lehrkräfte der erste von zwei Gebäudeeinheiten entsteht. Er ist mit 70.000 Euro veranschlagt. Die Errichtung dieses zweigeschossigen Baues mit vier Räumen, einem Toilettentrakt und der nötigen Wasserversorgung bietet zugleich für 100 Bewohner die Möglichkeit der Arbeit und Entlohnung unmittelbar vor ihrer Haustüre. Mittlerweile ist der Rohbau des Erdgeschosses fertiggestellt.

Diese Frauen leisten schwere körperliche Arbeit.

Diese Frauen leisten schwere körperliche Arbeit. © Michael Rebele, NN

Schon im Vorfeld hatten sich die Verantwortlichen der kleinen Gemeinde dazu entschlossen, die von der Regierung zur Verfügung gestellten 15.000 Euro aus dem „Karnali-Self Employment-Program“ in Anspruch zu nehmen um damit die Vorarbeiten, wie etwa die Schaffung eines entsprechenden Grundstücks und die Erdarbeiten zu finanzieren. Bis zum Ende des Jahres soll der erste Trakt fertiggestellt sein, ehe dann im kommenden Jahr die zweite Hälfte entsteht.

Beide werden dann das bisher bestehende und mit einfachsten Mitteln errichtete ebenerdige Gebäude mit seinen sechs Räumen einrahmen. "Dass dieses einer bautechnischen Ertüchtigung und Sicherung bedarf, geben die Bilder wieder auf denen das blau leuchtende Metalldach über den wahren Zustand hinwegtäuscht", so Rebele. Deshalb findet der Unterricht zumeist im Freien statt.

Der Rohbau des Erdgeschosses ist immerhin schon fertiggestellt.

Der Rohbau des Erdgeschosses ist immerhin schon fertiggestellt. © Michael Rebele, NN

Der Zufall will es, dass derzeit die „Kadoori Foundation“ in Tanjakot tätig ist, die sich der Strom- und Wasserversorgung in unterentwickelten Regionen annimmt. "So werden die Baumaßnahmen damit einher gehen."

Kein Anschluss ans Straßennetz

Noch bis vor einem Jahr war das nächstgelegene größere Dorf Simikot nur nach einem viertägigen Fußmarsch erreichbar. Die neue Schotterpiste erleichtert nun den Kontakt dorthin. Weiter geht es dann allerdings nur von dem kleinen Flugplatz, denn die gesamte Region ist nicht an das Straßennetz Nepals angeschlossen.

Shyam Pandit (2.v.re.), einer der lokalen Koordinatoren in Kathmandu, zu Gast bei Antragstellern  Him Bahadur Shahi (2.v.li.).

Shyam Pandit (2.v.re.), einer der lokalen Koordinatoren in Kathmandu, zu Gast bei Antragstellern  Him Bahadur Shahi (2.v.li.). © Michael Rebele, NN

Trotz der isolierten Lage war man aber auch dort auf die Aktivitäten der Nepalhilfe Beilngries aufmerksam geworden und hatte im vergangenen November bei den lokalen Vertretern in der Haupstadt Kathmandu mit einem akribisch ausgearbeiteten Bewerbungsschreiben auf die eigenen Belange zum Bau einer Schule aufmerksam gemacht. Vor dem Hintergrund der schon erwähnten infrastrukturellen Hemmnisse sah man die Anfrage in Kathmandu mit einer gewissen Skepsis. Nötige Absprachen, Kontrollen und die unabdingbaren persönlichen Kontakte schienen da nur schwerlich durchführbar.

Anfängliche Bedenken beseitigt

Shyam Pandit, einer der lokalen Koordinatoren in Kathmandu, machte sich deshalb im März dieses Jahres in einer sechstägigen Reise auf den Weg nach „Far West“ um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen. Er führte in dem auf 2.000 Metern gelegenen Dorf Gespräche mit den Antragstellern Him Bahadur Shahi und dessen Schwager Kal Bahadur Hamal, in deren Händen die lokale Koordination liegt. Zudem mit dem verantwortlichen Bauleiter, politisch Verantwortlichen und der Dorfbevölkerung.

Außenunterricht ist an der Tagesordnung.

Außenunterricht ist an der Tagesordnung. © Michael Rebele, NN

Wenige Wochen später kamen dann beide Antragsteller zu einem Treffen nach Kathmandu. „Unsere Dorfkinder besuchen eine Schule mit unzureichenden Einrichtungen wie undichten Dächern, zu kleinen Klassenzimmern, fehlenden Klassenmöbeln und Toiletten und vielem mehr. Wir haben einen hohen Anteil an Schulabbrechern, was auf eine Vielzahl sozialer Faktoren zurückzuführen ist, zu denen auch der Mangel an angemessenen Bildungseinrichtungen gehört“, fasste Him Bahadur Shahi seine Motivation zusammen. Letztendlich erfolgte damit die Zusicherung der finanziellen Unterstützung.

Fokus auf Peripherie

Ein weiterer Zufall sollte allen Beteiligten in die Hände spielen: Die nepalesische Regierung beschloss im Frühjahr 2022, den künftigen Schwerpunkt in den Bereichen Bildung und Erziehung auf die Förderung in den entlegenen Regionen des Landes zu legen, anstelle dem oft praktizierten Augenmerk um die großen Städte des Landes.

Da kommt das von der Nepalhilfe Beilngries geförderte Projekt auch in politischer und hoffentlich weiterer finanzieller Hinsicht gerade zur rechten Zeit.

Mehr zu Nepalhilfe Beilngries erfahren Sie hier.

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