Neue Trasse ein Segen für Postbauer-Heng

30.5.2019, 20:43 Uhr
Neue Trasse ein Segen für Postbauer-Heng

Rupprecht hatte die Mitglieder nicht nur der BI in Postbauer-Heng, sondern auch der angrenzenden Orte zur Präsentation ins Feuerwehr-Zentrum des Ortes geladen, rund 40 waren gekommen. Die Landkarten mit den Trassenverläufen stehen im Internet. Rupprecht hatte die Kartenabschnitte kopiert, ergänzt und anschaulich komponiert. Er gab den Zuhörern einen guten Leitfaden an die Hand, um sich bei Tennet, wie von Tennet gewünscht, zu melden.

Der Netzplaner hat die neue Trasse von Altdorf nach Dietfurt durch das sehr dicht besiedelte Nürnberger Land, das ebenfalls stark verbaute Gemeindegebiet Postbauer-Heng und dann hinunter nach Dietfurt und weiter zum Endpunkt in Altheim geführt unter der Vorgabe, im Ortsgebiet einen Abstand von 400 Metern links und rechts der neuen Trasse einzuhalten, außerorts müssen es nur 200 Meter sein.

Der Verlauf der neuen Trasse ergibt sich damit fast logisch, wie auch die auf der Karte eingezeichneten Schutzkreise zeigen. Denn: Viel Platz ist nicht mehr vorhanden in diesem zugebauten Land im Jahre 2019. Der in der Karte verzeichnete Korridor führt bei Ezelsdorf über den Brentenberg, in gehörigem Abstand zum Waldkindergarten und durch die bewaldete Bergflanke zum Goldkegel an der Bezirksgrenze. Hier schwingt die Trasse um und führt, im entsprechenden Abstand, vorbei an Buch durch den Wald hinauf, um hinter dem Sportareal des SV Postbauer die B 8 zu passieren und über dem Trend und dem Gradlhof wieder hinunter Richtung Köstlbach zu führen.

Hier gibt es zwei Korridore: Einer über die Photovoltaik-Anlagen an der Bahn, der andere etwas weiter Richtung Neumarkt hinunter. Dann geht es erneut quer durch den Wald am Tyrolsberg hinüber und schließlich über die Kreisstraße hinunter zur Bestandstrasse, entlang der es Richtung Berngau weitergeht. Dort umfährt die neue Trasse Allershofen im Westen, kommt dabei aber Neuricht schon arg nahe.

Der Zündfunke

Die gewaltigen Schneisen durch oder die Trassen über den Wald waren der Zündfunke: Da werde viel Natur zerstört, monierte ein Mann. Was werden die Bucher sagen, wenn plötzlich die Trasse unterhalb des Ortes verläuft, fragte ein anderer. Das sei Landschaftszerstörung, wenn bis zu 70 Meter hohe Maste über den Wald führen, sagte ein anderer.

Was denn die maximale Höhe wäre, wollte ein dritter wissen. 99 Meter, sagte Rupprecht, denn ab 100 Meter müssten Warnlichter auf die Maste gesetzt werden. Das werde wohl keiner wollen. Bürgermeister Horst Kratzer, der ebenfalls vorbeischaute, sagte zu dem Thema: "Was ist das kleinere Übel? Den Wald mit 60-Meter-Masten zu überspannen oder breite Schneisen durchs Holz schlagen?"

Damit sei die Energiewende völlig verfehlt, sagte ein Zuhörer: Weniger Autofahren, weniger Fleisch essen, den Energieverbrauch reduzieren, Solarzellen aufs Dach, das sei nötig, aber nicht neue Stromtrassen, um überbordende Mobilität nun mit Strom getriebenen Fahrzeugen aufrecht zu erhalten. Jeder müsse da bei sich anfangen, nur das werde die richtige Energiewende bringen.

Ein anderer sagte, es brauche gar keine neue Trassen. Das seien EU-Projekte, angeschoben vom Kapitalmarkt, um Geschäfte zu machen. Da werde Strom von Norwegen nach Italien durchgeschickt, Kohle- und Atomstrom verschoben, und das ohne Kosten, das sei unmöglich. Vor allem, weil Deutschland als Land in der Mitte des Kontinents von allen möglichen Trassen gekreuzt werde. Es brauche gar keine neuen Trassen.

Ein anderer beharrte darauf, dass die alte 220-kV-Trasse aus den Orten raus müsse. Er habe es nicht sagen wollen, aber er habe Krebs, schuld sei die Stromtrasse, neben der er lebe. Keiner habe ihm gesagt, er solle dahin ziehen, sagte ein anderer. Er solle ihn nicht falsch verstehen, aber jeder habe doch gewusst, wo er sich ansiedle. In Postbauer-Heng fänden sich sogar der Netto und eine Pflegestation direkt unter der Trasse.

"Das führt doch zu weit, darum geht es heute gar nicht", versuchte eine Frau die Diskussion einzufangen. Der Markt habe die einmalige Chance, die Trasse quer durch den Ort loszuwerden, sagte sie. Man müsse dabei aber darauf achten, dass andere nicht belastet werden, dass die neue Trasse naturverträglich sei. Das sei doch das Ziel. Sie fand Jürgen Rupprecht an ihrer Seite: "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass – das geht nicht", sagte er und erhielt Unterstützung von Markus Reuter, dem Sprecher der BI-Allianz P53 aus Ezelsdorf. Er habe jahrelang auf die Trasse geschaut; wenn diese nun verschoben werde, treffe es möglicherweise auch andere, aber die Abstände seien eingehalten, sagte der.

Der Abstand von 400 oder 200 Metern sei anzuzweifeln, sagte ein anderer in der stellenweise sehr lauten Diskussion. Das seien Definitionen, so, wie bis heute an die Trasse heran gebaut werden darf, was in Postbauer-Heng geschah. Da gab es sogar Ausnahmegenehmigungen, um bis unter die Kabel zu kommen. Was manche nutzten.

Am Ende des Diskurses stand der Appell Rupprechts, dass sich alle BIler mit den Plänen befassen und der Tennet Rückmeldung geben sollten. Denn fest stehe: Die Chance, die Trasse aus dem Ort zu bekommen, müsse wahrgenommen werden. "Für Postbauer-Heng ist es doch ein Segen, wenn die Trasse raus kommt", sagte ein Teilnehmer unter lautem Applaus.

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