Neumarkt: 365-Euro-Ticket muss warten

9.8.2019, 06:30 Uhr
Neumarkt: 365-Euro-Ticket muss warten

© Foto: Michael Krejci

Neue eigenständige Buslinien werden in Bad Abbach dafür nicht eingerichtet. Die Bürger können viel mehr die bestehenden Busse von RVV und RBO im Gemeindegebiet zum neuen Tarif nutzen, um von A nach B zu kommen. Die Einführung erfolgt für den Landkreis Kelheim kostenneutral. Für eventuelle Einnahmeverluste der Bus-Unternehmen wird der Markt Bad Abbach aufkommen, kündigte Bürgermeister Ludwig Wachs an. Der Kelheimer Kreistag hat dafür nun den Weg frei gemacht.

"Wir arbeiten auch am 365-Euro-Ticket. Aber am Ende sind auch die Kommunen gefragt", hat Ministerpräsident Markus Söder erst dieser Tage wieder im Interview mit den Nürnberger Nachrichten betont. Beim ÖPNV-Gipfel im April hatten die Staatsregierung und die Kommunen über die Einführung eines solchen Tickets beraten. Für Schüler und Auszubildende sollte es in Bayern womöglich schon ab Herbst 2019 ein 365-Euro-Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr geben, hieß es damals.

Doch daraus wird erst mal nichts. "Das ist verschoben auf 2020 oder 2021", weiß Michael Gottschalk, Wirtschaftsreferent und Pressesprecher des Landkreises Neumarkt. Das Problem sei die Schulwegkostenfreiheit, die bisher nur für die nächstgelegenen Schulen gelte. "Wenn die Schüler ein 365-Euro-Ticket haben, das für den gesamten Verbundraum gilt, dann könnten sie damit ja auch deutlich weiter entfernte Schulen besuchen", erklärt Gottschalk. Dies wiederum könnte zu deutlichen Verschiebungen in der Schullandschaft führen, was der Freistaat bisher offenbar nicht berücksichtigt habe. "Die Verschiebung der Reform ist uns aber ganz recht", sagt Gottschalk, eine Einführung im Herbst 2019 wäre aus seiner Sicht überstürzt gewesen.

Viele Details zum 365-Euro-Ticket sind ohnehin noch ungeklärt. Die Kernfrage sei die Finanzierung, heißt es beispielsweise beim Münchner Verkehrsverbund. Das neue Ticket müsste für den MVV kostenneutral sein. Das heißt, die Einnahmeausfälle müssten ausgeglichen werden. Laut Söder will der Freistaat den Verkehrsverbünden anbieten, zwei Drittel der anfallenden Kosten zu tragen. In Erlangen und Nürnberg sieht man in der Co-Finanzierung freilich ein großes Problem. Und im Doppelhaushalt des Freistaats für die Jahre 2019/20 ist dafür bisher auch kein Geld eingeplant.

Nur noch zwei Tarifstufen

Weil es mit dem 365-Euro-Ticket also noch dauern wird, setzt der Landkreis Neumarkt auf andere Maßnahmen. "Wir haben beim VGN schon vor eineinhalb Jahren einen Antrag auf Vereinfachung unseres Rufbussystems gestellt", sagt Michael Gottschalk. Es soll am besten nur noch zwei Tarifstufen geben, Stufe 1 innerhalb der Gemeinde, Stufe 2 für weitere Fahrten. Und die sollen nach den Vorstellungen des Landkreises billiger werden. Es gibt im Landkreis Neumarkt als Ergänzung zum bestehenden Linienverkehr 20 Rufbus-Linien.

Die Verhandlungen mit dem VGN sind laut Gottschalk noch zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. "Der VGN verweist auf sein festes Tarifsystem." Da die festen Buslinien nur die Hauptorte des Landkreises, nicht jedoch die Dörfer bedienen, wäre eine Verbilligung des Rufbussystems aus Sicht des Landkreises kein Widerspruch, so Gottschalk. Zudem sei die Bestellung der Rufbusse über eine App angedacht, "das wäre bedienerfreundlicher". Da der Wunsch danach aus mehreren Landkreisen im VGN-Gebiet kommt, soll diese gemeinsam entwickelt werden.

"Wir brauchen nicht zuletzt mehr Angebote, wenn wir die Menschen zum Umsteigen bewegen wollen", sagt Gottschalk. "Wir wollen das Rufbussystem auf den ganzen Landkreis ausdehnen." Die Frage nach den Kosten beantwortet der Wirtschaftsreferent so: "Das muss es uns wert sein."

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