Neumarkt: Läden ploppen auf

15.3.2018, 11:31 Uhr
Neumarkt: Läden ploppen auf

© Foto: Haderlein

Als die Designerin und Grafikerin Marion Stiegler beim Pressetermin durch die Räume der Klostergasse 21 schlendert und dabei über die altrosafarbene Raufasertapete streicht, hat sie bereits die ersten Ideen für die Neugestaltung im Kopf.

Die Ursensollenerin wird ab April in die Räume neben der Metzgerei Nießlbeck einziehen – doch nicht auf Dauer: Nur wenige Wochen wird ihr Laden dort aufploppen, um danach wieder zu verschwinden.

Das Konzept der sogenannten Popup-Läden gibt es bereits in mehreren Großstädten und soll zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen können Vermieter die Zeit, bis ein neuer, dauerhafter Mieter gefunden ist, durch solche Zwischennutzungen überbrücken. Zum anderen bekommen junge Unternehmen und Designer die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren, können das vorhandene Angebot einer Stadt ergänzen und sich so am Markt etablieren.

Marion Stiegler nennt sich mittlerweile "eine Popup-Mutti": Eine Handvoll solcher Läden hat sie in Amberg bereits geführt – immer mit einer Nutzungsdauer zwischen einer und mehreren Wochen. In Neumarkt wird die Mutter und Ehefrau, die ein kleines Label für Wohntextilien aus selbst entworfenen Stoffen gegründet hat, bis 19. April residieren und gleich andere Kreative mit ins Boot holen.

"Die Kunden werden bei uns unter anderem Wohntextilien, Wohnaccessoires aus Beton, Modeschmuck und Pflegeprodukte finden", so Stiegler.

Wer nun zweifelt, ob dieses bunt zusammengewürfelte Sortiment zusammenpasst, erhält von der Ambergerin prompt die Antwort: "Auf lediglich eine Produktschiene zu setzen, ist nicht mehr zukunftsfähig. Wenn ich nur Kissen in meinem Laden anbiete, finden Kunden, die keine Kissen suchen, das völlig doof und kommen vielleicht gar nicht erst rein."

Bunt gemischt und ausgefallen

Ihr Motto lautet daher: "Wir müssen in Produktwelten denken: In meinem Neumarkter Popup-Store kann man sich also selbst sowie seinem Zuhause etwas Gutes tun und durch eine Geschenkidee auch noch einer Freundin." Eine Linie, die auch viele andere Popup-Ladenbetreiber fahren: bunt gemischt und möglichst individuell bis ausgefallen sein.

So auch "Chaos Couture Vintage", die nach Marion Stiegler die Klostergasse 21 in Beschlag nehmen werden: Laut Christian Eisner, Geschäftsführer von "aktives Neumarkt", handelt es sich dabei um ein kreatives Paar aus Deining, dessen Mode und Accessoires vom Segeln inspiriert sind. Bis 26. Mai sind ihre Produkte zu bestaunen und natürlich zu kaufen.

Von 1. bis 30. Juni übernehmen dort dann "Finckys Kreativshop" zusammen mit "Die kleine Perlenwerkstatt". Besonders ersterer ist manch einem vielleicht von den Rizzi-Ordnern bekannt. Diese wird es gemeinsam mit zahlreichen Stiften zum Ausprobieren in dem Laden geben. "Und wir werden Schreib-, Mal- und Bastel-Workshops anbieten", kündigte der Kreativshop-Chef Wolfram Finck an.

Außerdem wird das nachhaltige Modelabel "I am Free" im Mai nach Neumarkt kommen. Dafür ist der Ort aber noch unklar. Denn, so Christian Eisner: "Das Modell der Popup-Läden könnte Schule machen." Er hofft, dass sich noch weitere Vermieter bei ihm melden, die den Leerstand ehemaliger Geschäftsräume so auffangen wollen.

Denkbar ist bei dem Popup-Konzept auch, dass sich ein Startup etabliert, der Vermieter zufrieden ist und beide Seiten sich darauf einigen, das Geschäft weiterlaufen zu lassen – ein Kann, aber kein Muss, wie die Anwesenden beim Pressetermin berichten.

Kosten entstehen beiden Seiten (Popup-Shop-Betreibern und Vermietern) während der Popup-Phase übrigens kaum, wie Christian Eisner erklärt: "Hergerichtet und dekoriert wird in Eigenregie. Und wenn der Vermieter keine Miete verlangt, verlangen wir bei jungen Startups auch keine. Lediglich ein Zuschuss zu den Nebenkosten ist fällig."

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