Neumarkter Hausarzt: "Für einen Turbo brauchen wir mehr Impfstoff"

10.5.2021, 14:07 Uhr

"Die Kampagne läuft deutlich an", sagt Dr. Klaus Kubitschek, Sprecher des Neumarkter Ärztenetzwerks. "Aber für einen Turbo ist mehr Impfstoff notwendig. Wir hätten ohne Probleme ein Vielfaches der zugeiteilten Impfdosen bei unseren Patienten verimpfen können."

Dabei können sich die Zahlen durchaus sehen lassen. Seit dem 30. März dürfen alle in Bayern niedergelassenen Haus- und Fachärzte sowie ärztliche Psychotherapeuten Impfdosen bestellen und verimpfen. Allein am letzten Donnerstag haben niedergelassene Ärzte 99.871 Menschen geimpft. Insgesamt wurden fast 1,2 Millionen Impfungen in den Praxen vorgenommen. Im Kassenbezirk Oberpfalz beteiligen sich 597 Praxen an der Kampagne. 8.372 Spritzen haben sie am Donnerstag gesetzt. Insgesamt führten sie 116.060 Corona-Impfungen durch.

Am Anfang waren es 30 Impfdosen pro Hausarzt

Der Neumarkter Hausarzt Kubitschek hat am 5. April, dem Dienstag nach Ostern, die ersten Ampullen erhalten. Knapp 30 waren es. Mittlerweile ist die Menge gestiegen. Vergangene Woche erhielt seine Praxis 30 Dosen des Biontec-Vakzins und 50 Dosen Astrazeneca.

Das sind nicht viel, wenn man den Versorgungsschlüssel bedenkt, wonach eine Hausarztpraxis für etwa 1400 Einwohner zuständig sein soll. Dementsprechend lang ist die Warteschlange in den Praxen. Auch wenn schon ein Viertel der Bevölkerung geimpft ist und die Impfstoffe für Kinder noch nicht zugelassen sind.

Die Menge der gelieferten Dosen ist deutlich niedriger, als das, was die Praxen in der Vorwoche bestellt haben

Der Impfstoff wird zentral zugeteilt. Das Bundesgesundheitsministerium gibt vor, wie viele Impfdosen welches Herstellers jeweils für die Praxen zur Verfügung stehen. Die Ärzte melden einen Bedarf an. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch so viele Dosen bekommen.

Der Ablauf sieht so aus: Gestern hat Dr. Kubitschek erfahren, wieviel Impfstoff von welchen Firmen in der übernächsten Woche voraussichtlich zur Verfügung steht. An diesem Wochenende informiert er seine Patienten, die nach der Priorisierung an der Reihe sind. Am Montag weiß er dann, wie viele Impfdosen benötigt werden. Am Freitag erfährt der Mediziner, wieviel Vakzin am Montag drauf tatsächlich geliefert wird.

"Wie viele Impfdosen die einzelne Praxis erhält, ist davon abhängig, wie hoch die Bestellmenge insgesamt ist und wieviel der Großhandel an die Apotheken liefert", erläutert Dr. Axel Heise, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern. Aktuell ist die Menge der gelieferten Dosen immer noch deutlich niedriger, als das, was die Praxen in der jeweiligen Vorwoche bestellt haben.

Es ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Die auch im Nachhinein noch einen erhöhten Organisationsaufwand nach sich zieht. Schließlich müssen etwa die sechs Dosen einer Biontech-Ampulle in zwei Stunden verimpft sein. Wenn nur einer der Patienten absagt, weil er sich etwa einen Infekt eingefangen hat, telefonieren die Helferinnen die Nachrücker auf der Warteliste ab.

Bestelllimit pro Praxis für Astrazeneca zum ersten Mal komplett aufgehoben

In dieser Woche wird sich viel ändern. Dann kann sich jedermann mit Astrazeneca impfen lassen, unabhängig von der Priorisierung. Auch wird wohl das Bestelllimit pro Praxis für Astrazeneca zum ersten Mal komplett aufgehoben, sagt Pressesprecher Heise. "Wie sich das auswirken wird, können wir noch nicht vorhersagen, da dies das erste Mal der Fall sein wird."

Vielleicht zündet dann der Turbo.

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