Jugendrichter verhängt besondere Strafe: Angeklagte muss Aufsatz schreiben

8.3.2021, 12:06 Uhr
Im Zorn ist per Sozialen Netzwerken schnell etwas Böses getippt. Dass das Folgen hat, erlebte nun eine 19-Jährige, die vor dem Jugendrichter in Neumarkt stand. 

© Yui Mok/PA Wire/dpa Im Zorn ist per Sozialen Netzwerken schnell etwas Böses getippt. Dass das Folgen hat, erlebte nun eine 19-Jährige, die vor dem Jugendrichter in Neumarkt stand. 

 Das Jugendstrafrecht, dem ja der erzieherische Gedanke zugrunde liegt, erlaubt es dem Richter, auch außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen: Wie der Angeklagten als Hausaufgabe aufzugeben, einen Aufsatz zu verfassen, in dem sie sich mit ihrem Fehlverhalten auseinander setzt.

Der 19-Jährigen wurde vorgeworfen, am 29. August letzten Jahres eine Frau über ein Soziales Netzwerk ziemlich unsozial mit dem Tod bedroht zu haben. Einer Schimpfkanonade ließ sie ein "dann bring ich dich um" folgen.

"Extrem sauer"

Das räumte die junge Frau auch ein. Aber sie war überzeugt, auch allen Grund gehabt zu haben, extrem sauer zu sein. An jenem Tag machten sich nach ihrer Schilderung fünf junge Männer im Auftrag der Kontrahentin auf, ihrem Freund eine Abreibung zu verpassen.

Der hielt sich zu dem Zeitpunkt bei seinen Großeltern auf und hatte das gemeinsame Kind dabei. Um den Buben habe sie sich große Sorgen gemacht. "Da habe ich rot gesehen." Inzwischen herrscht Funkstille zwischen den beiden Frauen. Auf Anweisung der Polizei darf sich die 19-Jährige der anderen nicht nähern. Und daran halte sie sich, versicherte sie.

Schwierige Familiensituation

Natalia Welzl von der Jugendgerichtshilfe sprach von einer seit langem schwierigen Familiensituation der jungen Frau, die inzwischen erneut schwanger ist und mit ihrem Freund bei den Großeltern wohne und von diesen auch finanziell abhängig sei. Sie empfahl sozialpädagogische Unterstützung und die Anwendung von Jugendstrafrecht.

 

Staatsanwältin Lisa Rackl befürwortete wie Richter Marcel Dumke eine Einstellung des Verfahrens. Als Auflage muss die temperamentvolle junge Frau innerhalb einer Woche bei Gericht einen zehnseitigen Aufsatz abliefern, in dem sie sich mit ihrem verbalen Ausraster befasst.

Folgen fürs gesamte Umfeld

Auch die Folgen für sich selbst und ihre Kinder soll sie thematisieren, wenn sie sich künftig nochmal zu derartigen Äußerungen oder anderen Straftaten hinreißen lässt. Denn im Bundeszentralregister hat sie bereits zwei Eintragungen.


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