Nach 16 Jahren im Bundestag

Neumarkter MdB Alois Karl feierte mit Parteifreunden seinen Ausstand

14.8.2021, 06:00 Uhr
Ein halbes Leben für die Politik: Alois Karl war 15 Jahre Oberbürgermeister von Neumarkt und saß anschließend 16 Jahre im Deutschen Bundestag.

© Günter Distler, Günter Distler Ein halbes Leben für die Politik: Alois Karl war 15 Jahre Oberbürgermeister von Neumarkt und saß anschließend 16 Jahre im Deutschen Bundestag.

Die Gäste der Feier im Biergarten des Brauereigasthofes Blomenhof wollten ihren Augen nicht trauen – und Alois Karl erst recht nicht. „Ich bins, der Beste“, röhrte Markus Söder und griff sich das Mikrofon. Es war nicht Markus Söder, sondern der Kabarettist Wolfgang Krebs, bekannt durch seine Imitationen verschiedenster Polit-Granden, eingeladen hatte ihn Bernd Glas, der ihn kennt.

Söder lobt "AK"

Ihm sei „AK“ tausendmal lieber als „AKK“, ließ Söder alias Krebs wissen. Es war nicht reine Parodie, die folgte, sondern auch ein Lob auf den Bundestagsabgeordneten und seine Frau Hildegard: „Ohne gestandene Frauen gäbe es keine gestandenen Männer“, sagte er.

Markus Söder alias Wolfgang Krebs war der Überraschungsgast am Blomenhof. Alois Karl, seine mögliche Nachfolgerin als MdB, Susanne Hierl und Finanzminister Albert Füracker empfingen den "Landesvater".

Markus Söder alias Wolfgang Krebs war der Überraschungsgast am Blomenhof. Alois Karl, seine mögliche Nachfolgerin als MdB, Susanne Hierl und Finanzminister Albert Füracker empfingen den "Landesvater". © Günter Distler, Günter Distler

„Es braucht nur wenig, es braucht mich“, kalauerte Krebs und präsentierte sich als Bayerns oberster Bienenretter. „Wir pflanzen Douglasien, die sind schnell wachsend und immergrün – so, wie die CSU.“ Wobei Douglasien – „ich habe früher immer gedacht, das sind die Verkäuferinnen beim Douglas.“

Dann kam Stoiber

Perücke runter, Perücke rauf: Schon stoiberte Krebs los, dass allen die Ohren rauchten. Karl sei jetzt 16 Jahre im Bundestag gewesen, genauso lange wie Kanzlerin Merkel, aber: „Du bist mir sympathischer.“ Alois Karl sei im Haushaltsausschuss des Bundestags gewesen, obwohl er „nix vom Haushalt verstand“, sagte Krebs mit Blick auf Karls Frau. 100 Spiele habe er für den FC Bundestag absolviert. Es war ein wilder Ritt durch 16 Jahre, den Krebs hinlegte, mit vielen Lachern auf seiner Seite.

Jörg und Christiane Bauer garnierten die heitere Feier an einem lauen Sommerabend mit zünftigen Liedern. 

Jörg und Christiane Bauer garnierten die heitere Feier an einem lauen Sommerabend mit zünftigen Liedern.  © Günter Distler, Günter Distler

Es war aber auch ein ehrlicher Abend: „Für uns Amberger und Amberg-Sulzbacher war das vor 16 Jahren keine leichte Zeit“, sagte Patrick Fröhlich, Vorsitzender der CSU-Wahlkreiskonferenz Amberg, Amberg-Sulzbach und Neumarkt, ganz offen. Damals, als Alois Karl die Gunst der Stunde nutzte und sich gegen den Schnaittenbacher Rudolf Kraus durchsetzte, er der CSU-Direktkandidat wurde.

Kümmerer für ländlichen Raum

Schnell sei man aber von Karl überzeugt worden, dass er doch der richtige Mann sei. Dieser sei stets präsent und ansprechbar gewesen, habe Kontakte in die Ministerien hergestellt. Und das nicht nur in Wahlkampfzeiten. Er habe sich auch um den Ausbau der Straßen gekümmert, diese als die „Lebensadern des ländlichen Raumes“ gesehen.

Und dann hielt noch Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (wiederum Wolfgang Krebs) eine Laudatio auf Alois Karl. 

Und dann hielt noch Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (wiederum Wolfgang Krebs) eine Laudatio auf Alois Karl.  © Günter Distler, Günter Distler

Fröhlich: „Als unser Wahlkreisabgeordneter hat er in den letzten 16 Jahren die Interessen von Amberg, Amberg-Sulzbach und Neumarkt mit großem Nachdruck bestens vertreten. Er hat aber auch zuhause unzählige Projekte von Michelfeld bis Zell, von Pyrbaum bis Schnaittenbach angeschoben.

Jahr der Abschiede

„Wir haben uns immer die Wahrheit gesagt, auch wenn sie mal nicht schön war“, sagte Finanzminister Albert Füracker. Es sei ein historisches Jahr: „Bezos, Löw, Merkel und Alois Karl gehen“, sagte er. Karl habe, erst als Neumarkter OB, dann als MdB, ein halbes Leben für die Politik gelebt. Jetzt wechsle er in eine spezielle GmbH, sagte Füracker: „Geh mal, mach mal, bring mal, hol mal“, spielte er aufs Rentner-Dasein an.

Alois Karl sei mit Humor und Tatkraft unterwegs gewesen, im Bundestag rangiere er unter 709 MdB auf Platz sechs der Heiterkeitsskala, die er mit seinen Reden oft auslöste. Karl habe nicht Staub aufgewirbelt, sondern Spuren hinterlassen, für die Menschen immer das Beste gegeben.

"Feiner Kerl"

Auch der Amberger OB Michael Czerny kam noch einmal darauf zu sprechen: „Vor 16 Jahren haben wir gesagt, ein feiner Kerl ist er schon, aber halt ein Neumarkter.“ Aber Karl habe als Kommunalpolitiker in Berlin viel bewirkt, weil er eben als Kommunalpolitiker eine andere Sicht auf die Dinge im Land gehabt habe, weil er wusste, worum es ging. „Es wird uns einer fehlen, der Kontakte zu den Ministern herstellte, mit denen wir dann am Tisch saßen.“

„Meine schönste Zeit war die in der Kommunalpolitik“, sagte Alois Karl. Aber nach 15 Jahren als OB „fehlte ein bisschen die Erotik“, sagte er schmunzelnd. „Viele, die jetzt da sind“, nahm auch er den Ball noch einmal auf, „haben mich nicht gewählt. Aber heute mögen sie mich.“ Er habe in Berlin gezeigt, „dass wir nicht auf der Brennsuppn dahergeschwommen kommen.“

Ballonfahrt zum Geschenk

Seine Frau habe einmal gesagt, sie könnte bei „Wetten, dass“ mitmachen. Sie müsse nur an seinem Sakko riechen, dann könne sie sagen, in welchem Wirtshaus er gewesen sei, spielte er auf die vielen Termine im Wahlkreis an.

Ein besonderes Geschenk gab es von den Bürgermeistern aus dem Landkreis: Alexander Dorr überreichte einen Gutschein für eine Ballonfahrt. Und weil schon alles gesagt war, fasste sich CSU-Kreisvorsitzende und CSU-Direktkandidaten Susanne Hierl ganz kurz – und eröffnete das kalte Buffet.