Neumarkter Zustellerin wirft Briefe in Müllcontainer

14.9.2018, 09:31 Uhr

Wegen Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses stand die 39-Jährige vor dem Amtsgericht Neumarkt. Ganz so dramatisch, wie sich das anhört, war es freilich nicht. Geheimnisse hat sie nicht verletzt, sie hatte nur Briefe, die ihr zum Austragen anvertraut waren, ungeöffnet in einen Müllcontainer geworfen. Von Februar bis Juni dieses Jahres waren immer wieder Sendungen statt im Briefkasten im Sammelbehälter bei einer Asylbewerber-Unterkunft gelandet – 170 an der Zahl.

Die Sache flog nicht etwa auf, weil ein Adressat zu lange vergeblich auf einen Brief gewartet hatte. Erst als der Container geleert wurde, fiel dem Hausmeister einer Firma der ungewöhnliche Inhalt auf, und er verständigte das zuständige private Zustellungsunternehmen aus Regensburg.

Bei einer stichprobenartigen Untersuchung, so der damalige Vertriebsinspektor als Zeuge, konnten alle genauer in Augenschein genommenen Briefe der Angeklagten beziehungsweise ihrem Zustellbezirk zugeordnet werden. Zudem wohnt sie nur in geringer Entfernung zum Fundort. Der Anzeige bei der Polizei folgte eine gerichtlich angeordnete Wohnungsdurchsuchung, die jedoch keine weiteren belastenden Hinweise brachte.

Pünktlich aufgestanden

Die Angeklagte wies alle Vorwürfe von sich. Sie sei Tag für Tag pünktlich aufgestanden und ihren Pflichten gewissenhaft nachgekommen. Wie die Briefe in den Müllcontainer gekommen sind, könne sie sich nicht erklären. Richter Rainer Würth und Staatsanwalt Robin Pyka auch nicht, außer, die 39-Jährige hat sie selbst da hinein geworfen.

Freilich machte es auch das Vorleben der Angeklagten nicht leicht, an ihre Unschuld zu glauben. 13 Vorstrafen wegen kleiner Betrügereien und Schwarzfahrten hat sie schon auf dem Kerbholz. Aber jedes Mal war sie mit einer Geldstrafe davongekommen. Damit müsse jetzt Schluss sein, forderte Robin Pyka. Er plädierte für eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten mit drei Jahren Bewährungszeit — und als spürbare Auflage 100 Stunden Arbeit in einem gemeinnützigen Projekt.

In ihrem Schlusswort blieb die Mutter dreier Kinder bei ihrer Behauptung, sie sei das nicht gewesen. Das machte aber wenig Eindruck auf Richter Rainer Würth, der sie zu einem halben Jahr Haft mit drei Jahren Bewährung verurteilte. Die Arbeitsauflage legte er auf 50 Stunden fest, abzuleisten im Neumarkter Tierheim.