Ohne Absperr-Zaun geht nichts am Naturbad

8.5.2019, 05:37 Uhr
Ohne Absperr-Zaun geht nichts am Naturbad

© Foto: Wolfgang Fellner

Es war eine lange Debatte, die sich da entspann: S. Bürgermeister Horst Kratzer sagte, das weitere Vorgehen hänge auch davon ab, wie der Streit zwischen der Gemeinde und der Firma, die im Bad seinerzeit die Wasserreinigungsanlage installiert habe, ausgehe. Den Prozess gegen das Unternehmen habe man derzeit eingestellt, es laufe ein Schlichtungsverfahren, um auf freiwilliger Basis zu einer Verteilung der Sanierungskosten zu kommen.

Im Moment sei das Bad gesperrt wegen der Haftungsfrage. Es habe Ende vergangenen Jahres mehrere Urteile gegeben, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten. Bei einem Unfall werde der Betreiber künftig massiv in Haftung genommen. Ohne Zaun und die Möglichkeit, das Bad abzusperren, gehe gar nichts mehr, sagte Kratzer. Er wolle im Rahmen der Sanierung des Bades auch die möglichen sicherheitstechnischen Aspekte berücksichtigen.

Fakt sei: Es bedürfe eines Zaunes; er habe sich für ein Modell mit einer Höhe von 1,20 bis 1,30 Meter entschieden, das das große Becken komplett umschließe. Komplett sicher sei man mit einer Höhe von zwei Metern, "aber wir wollen doch auch kein Gefängnisbad". Bei einer Höhe von 1,20 Metern müsse der Zaun aktiv überstiegen werden, Warnschilder werden angebracht. Außerdem werde es abschließbare Zugänge geben, um im Notfall das Becken sperren zu können. Wer dann im abgeschlossenen Bad bade und es geschehe etwas, müsse das selbst verantworten.

Geöffnet werde das Becken künftig, sagte Kratzer, wenn eine Badeaufsicht da sei. Nicht betroffen sind die Liegewiese oder der Generationenpark, der Kleinkinderbereich liege auch außerhalb des Zauns. Die Wasserwacht-Gruppe Postbauer-Heng sei wiederbelebt worden, es gebe zwei altgediente Wasserwachtler, die sich der Sache annehmen. Neun Mitglieder konnten neu geworben werden, die Gruppe sei nun 20 Köpfe stark. Die ersten wollen schon mit dem silbernen Rettungsschwimmer beginnen, der nötig ist, um Aufsicht führen zu können. Es werde aber vorerst keinen Ortsverein geben, sondern einen Stützpunkt, der von der Wasserwacht in Neumarkt geführt wird.

Kosten: rund 10 000 Euro

Den Bau des Zauns, sagte er, werde er am Tag nach der Sitzung beauftragen. Er werde rund 10 000 Euro kosten, das dürfe er als Bürgermeister abzeichnen. Denn so, wie es im Moment sei, gebe es keine Möglichkeit, das Bad abzusperren. Das Naturbad habe sich in den 30 Jahren seit der Eröffnung hoher Beliebtheit erfreut bei der Bevölkerung im Markt und in den Nachbargemeinden. Dass es nun zu einem lauten Aufschrei komme wegen der Sperrung, damit habe er gerechnet, sagte Kratzer: "Und das ist auch gut so, denn das heißt, das Bad wird gewollt und die Leute sind bereit, etwas zu tun."

"Die Rechtsprechung hat sich geändert", sagte Erwin Wiedermann, Sachverständiger für Naturbäder. Seinerzeit habe es noch gravierende Unterschiede zwischen Frei- und Naturbädern gegeben, inzwischen würden sich beide Einrichtungen in der Rechtsprechung immer mehr angleichen. Wiedermann: "Letztlich reduziert sich der Unterschied nur noch auf die Reinigung des Wassers."

Mit Freiwilligen alleine könne man den Badebetrieb nicht stemmen, sagte Jürgen Rupprecht: "Da brauchen wir Hauptamtliche." Geld sei genug da, konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen, wie das Asphaltieren von Flurbereinigungswegen zeige. Erich Pröpster lobte den Einsatz der Bevölkerung, wollte aber wissen, warum der Rat erst jetzt informiert werde, wenn sich die Situation doch aus einem Urteil aus dem Jahr 2017 ergebe. Das stimme so nicht, sagte Wiedermann: Die Urteile, die die Gemeinde jetzt zu diesem Schritt gezwungen hätten, seien erst Ende 2018 gefallen, "solange haben wir abwarten müssen". Kratzer erinnerte daran, schon in nicht-öffentlicher Sitzung die Thematik angesprochen zu haben.

"Kann man das Bad komplett an einen Förderverein übertragen", fragte Peter Gradl. Man solle die im Moment herrschende Euphorie nutzen, um Mitglieder dafür zu gewinnen. Der Verein sei gemeinnützig, an keine Ausschreibungen gebunden. Das gehe, sagte Wiedermann, und werde vielerorts auch praktiziert. Die Vereinsmitglieder könnten sich bei der Sanierung einbringen mit Arbeitsstunden, was die Kosten senken würde. Der Verein könnte das Bad betreiben, das Defizit des Betriebes die Gemeinde tilgen.

Um die Qualität des Wassers sorgte sich Gabriele Bayer. "Da sind zu viele Leute drin." Außerdem kämen die auch aus angrenzenden Gemeinden, "dann sollen die sich finanziell an der Sanierung beteiligen", forderte sie. Auch Andrea Huber forderte, die Wasserwacht nicht allein zu lassen, es müsse ein Bademeister eingestellt werden.

"Ohne Eintritt geht es nicht"

Belastbare Zahlen forderte Thomas Härtl. "Was da auf uns zurollt, ist mega." Klar sei, die Gemeinde brauche Personal, "dann geht es ohne Eintritt nicht", sagte er. Dann würden alle zahlen und es sei egal, woher sie kommen. Bürgermeister Kratzer verwies, was die Kosten der Sanierung angeht, auf Freystadt. Dort werden dafür 743 000 Euro in die Hand genommen. Bevor ein Zaun aufgestellt wird, müsse sich das der Bauausschuss ansehen, forderte Ludwig Häring. Der Bauausschuss könne sich das schon anschauen, sagte Kratzer, "nur wird dann der Zaun schon stehen". Er tue dies ungern, aber wenn das Bad zeitnah öffnen soll, müsse er sofort loslegen.

Warum er dann nicht schon vor fünf Wochen den Zaun geordert habe, wollte ein Rat wissen. Weil er das Thema vorher erst im Rat diskutieren wollte, sagte Kratzer. Erich Pröpster mahnte, dass ein Förderverein nicht nur dem Risiko-Transfer dienen dürfe, damit die Kommune aus der Verantwortung sei. Der Rat segnete schließlich das von Kratzer vorgestellte Vorgehen einstimmig ab.

Damit ist aber noch nicht klar, wie es im Großen weiter gehen wird. Bis zum Herbst, hofft man, werde man im Schlichtungsverfahren weiter sein. Dann müsse der Rat entscheiden, wie es mit dem Naturbad weiter gehen wird.

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