Ohne Stromhaisl geht im Landkreis das Licht aus

14.10.2017, 17:18 Uhr
Ohne Stromhaisl geht im Landkreis das Licht aus

Schnelles Internetz für alle, wie Gerhard Polt sagen würde, lautet der Schlachtruf dieser Tage. Im letzten Weiler des weißblauen Freistaates soll jeder User mit vollem Datenturbo ins weltweite Netz durchstarten können. FTTH, fiber to the home, also Glasfaser in jedes Haus. Die Glasfaser wird durch schlanke Röhrchen geblasen, gefädelt, gepustet, so sie nicht auf den letzten Metern zum Endverbraucher wieder als gemeines Kupferkabel daher kommt, das genommen wird, weil es da ist und konkurrenzlos im Kostenvergleich.

Angezapft werden kann das Netz aber nur, wenn der PC samt Router läuft. Und dafür braucht es erst einmal Strom. Der kommt aus der Steckdose, über oft alte Verbindungen, auch sie konkurrenzlos im Kostenvergleich, doch der Weg dorthin ist ein weiter. Und ein ausgetrampelter alter, der seit über 100 Jahren beschritten wird. Denn die Elektrifizierung Bayerns setzte bereits weit vor dem Ersten Weltkrieg ein.

In Neumarkt und im Umland ging die Elektrifizierung unterschiedliche Wege. Während in der Stadt bald die Freileitungen verschwanden, die sich von Haus zu Haus schwangen, dauerte das in vielen Dörfern noch bis in die 70er Jahre.

Was nicht verschwand, sind die Transformator-Stationen. Von denen findet sich heute noch in allen Orten mindestens eine, wenn nicht sogar zwei. Auf dem flachen Land führen Stromleitungen zu ihnen, in manchen Bereichen sind es schon Erdkabel. Aber: Sie werden immer noch benötigt. Und sie werden weiter benötigt. "Sie sind ein wichtiger Bestandteil, um jeden Haushalt mit Strom versorgen zu können", sagt Manuel Köppl, Pressesprecher der Bayernwerke in Regensburg.

Ohne Stromhaisl geht im Landkreis das Licht aus

© F: wof

Die Transformator-Stationen: Das sind meist schlanke, hohe Bauten, in die die Freileitung hineinführt. Früher führten auf der anderen Seite die Ortsleitungen heraus, die sich von Dach zu Dach schwangen, wie man es heute noch aus den USA kennt.

Die Strom-Haisl, wie sie oft nur heißen, sind manchmal an die hundert Jahre alt. Einmal gebaut, sind sie als schon vorhandene Infrastruktur immer weiter benutzt worden. Der Transformator wechselte, die Hülle blieb.

In und um Neumarkt herum sind die Stadtwerke Neumarkt, die Bayernwerke und ENergie aus Nürnberg im Einsatz. Die Stadtwerke haben das Stadtgebiet als Netzbetreiber unter sich, die Bayernwerke sind vor allem in den Landgemeinden, die nach der Kreisgebietsreform 1972 im Osten dazugekommen sind, der Versorger.

Dementsprechend sind auch die Trafo-Stationen: Der Pulverturm in Neumarkt ist immer noch eine, auch wenn man keine Kabel mehr sieht. In den Dörfern östlich von Neumarkt sind die Trafohäusel oft so unscheinbar, dass man den Kabeln des Verteilernetzes folgen muss, das von außen kommt, um sie zu finden. Was im Sinne des Erfinders war: Die Stationen sollten so aufgestellt werden, dass sie nicht stören, also gut in die Bebauung integriert sind.

Es gibt aber auch die hässlichen Blöcke, die am Straßenrand stehen in all ihrer Pracht. Beispielsweise in Berg oder Postbauer-Heng, Fertigteilwerke, die so hässlich sind, dass man einfach hinschauen muss. Richtung Nürnberger Land gibt es aber auch gelungene Bauten, wie in Großvoggenhof mit Holz verkleidet oder in Altdorf: Die dortigen Stadtwerke haben ein Umspannwerk als Maisacker bemalen lassen. Man kann zum Mais stehen, wie man will, das Umspannwerk jedenfalls hat etwas.

Aber ob Hausheim, Kettenbach, Kittenhausen oder Voggenthal: Hier bleibt das Trafohäusel, wie es ist. Unscheinbar bis hässlich. Aber unverzichtbar, damit das Licht nicht ausgeht.

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