Opernspaß im kühlen Wald

27.8.2018, 15:29 Uhr
Opernspaß im kühlen Wald

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Nachdem der Berchinger Freundeskreis Christoph Willibald Gluck und die Pocket Opera Company Nürnberg in diesem Sommer mit dem Pasticcio "Le voyage magique – Eine zauberhafte Reise" bereits eine Freilicht-Opernproduktion gestemmt hatten, begnügte sich die längst zu den Fixpunkten im Gluck-Kalender zählende "Landpartie" diesmal mit der Wiederaufnahme des komischen Singspiels "Der bekehrte Trunkenbold". Kein Fehler, denn die vom Künstlerischen Leiter der Pocket Opera Company, Franz Killer, federleicht und zwerchfellerschütternd inszenierte Komödie mit Musik sorgte vergangenes Jahr für einhellige Begeisterung.

Opernspaß im kühlen Wald

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Wenn Klaus Meile sich als völlig durchgeknallter, vorgeblich italienischer Impressario und Regisseur sein Ensemble aus dem Publikum zusammencastet, unter das sich die Profi-Sängerinnen und -Sänger Gertrud Demmler-Schwab und Constanze Wagner (Sopran), Christopher Kessner und Josef Niklaus (Tenor) sowie Robert Eller (Bariton) gemischt haben, bleibt kein Auge trocken und sogar der Himmel weint eine Weile Lachtränen. Das und die spürbare Abkühlung sorgen dafür, dass die viereinhalb Wanderstunden über Stock und Stein rund um Berching für die Gäste der launigen Freilicht-Oper nicht zur Tortur werden.

So kann man im Bauernhof, an zwei Kapellen und nicht zuletzt im kühlen Wald erleben, wie ein dem Suff verfallener Landwirt (Niklaus) seine Nichte Marie (Wagner) an einen Saufkumpan (Eller) verschachern will. Seine Rechnung hat er allerdings ohne seine höchst resolute Ehefrau (Demmler-Schwab) gemacht, die dafür sorgt, dass das junge Mädel seinen Traummann (Kessner) bekommt. Lachen macht vor allem das "Teufels-Tribunal", bei dem sich die drei Verschwörer gegen das Säufer-Komplott als Teufel verkleiden und den beiden Trunkenbolden einheizen – Todeserfahrung und Stockschläge inklusive.

Zum erlösenden Happy-End vor der Aloisius-Kapelle dauert es rund sechs Fußkilometer und viereinhalb Stunden inklusive Gulasch- und Weißwein-Pause. Dass die Zeit wie im Flug vergeht, ist dem Tempo und der subtilen Ironie der Inszenierung zu verdanken, die immer wieder mit viel Sinn für Humor Bezüge zum Hier und Heute herstellt. Da sitzt die Frau des Bauern etwa unter der Trockenhaube und bekommt von Marie die Haare gemacht. Dabei wird singend jene Intrige geschmiedet, die dem alkoholisierten Bauern und seinem Kumpel seine Verheiratungs-Ideen austreiben soll. Gedankenverloren greift Marie zum Rasierpinsel und seift ihre Mitstreiterin ein – das Gelächter der Zuschauer könnte tosender nicht sein.

Legendäre Wutrede

Klaus Meiles Abwandlung der legendären Trapattoni-Wutrede strapaziert auch dann heftig die Lachmuskeln, wenn man sie mit einem Jahr Abstand noch einmal hört: "Ellerrrr, was erlaube sisch?", fragt der schräge "Regisseur" mit hörbarem Grimm ob der vorgeblichen Textschwächen seines Darstellers. Der verwandelt sich am Ende in den gewandten Chordirigenten, der er im richtigen Leben (unter anderem) ist – und bringt die Menschen zum Singen. Stark.

Hans von Draminski

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