Opfer und Täter saßen einträchtig vor Gericht

20.11.2014, 22:46 Uhr

So viel Harmonie war nie vor den Schranken des Amtsgerichts Neumarkt. Täter und Opfer – ein Täter war zugleich Opfer gewesen – kennen sich ja auch untereinander. Dass es zwischen ihnen im Juli dieses Jahres so heftig gekracht hatte, lag ganz offensichtlich am hohen Grad ihrer „Promilisierung“.

Was an jenem Abend auf dem Festplatz in Köstlbach passiert war? Ein 37-Jähriger schubste, warum auch immer, einen 16-Jährigen und schlug ihm ins Gesicht. Das rief einen 22-jährigen Verwandten des Jugendlichen auf den Plan: Er warf eine Bierflasche nach dem Angreifer und traf diesen im Gesicht. Das Wurfgeschoss verursachte dort leichte Rötungen, verbunden mit Schmerzen.

Faustschlag ins Gesicht

Dem nicht genug, glaubte ein weiterer 22-Jähriger, seine Freundin wäre ebenfalls von der Flasche getroffen worden. Er versetzte dem Flaschenwerfer einen Faustschlag ins Gesicht, was diesen einen Backenzahn kostete.

Gestern saßen die beiden 22-Jährigen und der 37-Jährige lammfromm nebeneinander auf der Anklagebank. „Keiner hat Interesse, etwas gegen den anderen zu unternehmen, auch nicht zivilrechtlich“, stellte Verteidiger Alois Kölbl gleich einmal klar.

Richter Rainer Würth machte die Probe aufs Exempel: Auf die Frage „War es so gewesen?“ erntete er ein einhelliges „Ja“; auf „Hat irgendwer von Ihnen ein Strafverfolgungsinteresse?“ ein einhelliges „Nein“.

Auch der Jugendliche, der seinerzeit die erste Abreibung bekommen hatte, hatte dem ältesten Angeklagten längst vergeben. Richter Würth wurde so viel Eintracht fast unheimlich: „Sollen wir ihn ein halbes Jahr einsperren?“, hakte er noch einmal ironisch nach.

Dann ging es schnell: Dem Vorschlag des Richters, das Verfahren gegen eine Geldauflage in Höhe von jeweils 1500 Euro einzustellen, stimmten Staatsanwalt, Verteidiger und Angeklagten sofort zu. Auch wenn der 37-Jährige bereits strafrechtlich vorbelastet und der Flaschenwurf des 22-Jährigen als gefährliche Körperverletzung zu werten war.

Letzte Warnung

Doch auf den pädagogischen Effekt wollte Würth bei allem Konsens nicht verzichten: „Letzte Warnung, Herrschaften“, gab er dem netten Trio aus der ersten Reihe mit auf den Weg. Bis zum 10. Dezember haben die drei nun Zeit, ihren Obolus an die Bürgerstiftung Neumarkt zu überweisen.

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