Pilsach: Bürgerinitiative will Druck machen

11.1.2020, 06:30 Uhr
Pilsach: Bürgerinitiative will Druck machen

© Andre De Geare

Die Besucher kamen nicht nur aus Pilsach oder den direkt an der Autobahn anliegenden Ortsteilen, sondern auch aus den umliegenden Ortschaften wie Wimmersdorf, Danlohe, Ischhofen und Rödelberg.

Karsten Kölbl und Bernhard Simson stellten als Vertreter der Bürgerinitiative die bisherigen Fakten, Details und auch das grobe Konzept vor. Im Moment kursierten viele Gerüchte, doch kaum jemand könne Genaueres sagen in Bezug auf den Neubau der Brücke, wie Karsten Kölbl betonte. Feststehe allerdings: "Wir müssen was machen", so Kölbl und daher habe man vor knapp zwei Wochen die Bürgerinitiative ins Leben gerufen, an deren Ende der Lärmschutz auf der Autobahnbrücke stehen soll. Wichtig sei hier vor allem: "Wir schaffen das nur miteinander, wir brauchen jeden Einzelnen mit dabei."

Wie Simson weiter ausführte, saßen acht Gründungsmitglieder schon mehrfach zusammen, als Sprecher fungierten Simson selbst, Karsten Kölbl und Werner Mikulasch, der an diesem Abend leider verhindert war. Im ersten Schritt der Bürgerinitiative gehe es um die Rückmeldung aus der Bevölkerung, ob das Thema relevant sei, um Vorschläge, Ideen und um Mithilfe und Unterstützung.

Pilsach: Bürgerinitiative will Druck machen

© Maria Krauß

Zur Ausgangssituation gab Kölbl einen Rückblick auf den Bau der Brücke im Jahr 1971 mit einem vergleichsweise sehr geringen Verkehrsaufkommen. Stellenweise war die Autobahnbrücke über Pilsach auch noch ein beliebtes Ziel beim Spaziergang. In den 80er Jahren wurde ein kontinuierlicher Anstieg des Verkehrs verzeichnet und zudem bebte oft auch das ganze Pilsachtal, wenn die Panzer der US-Truppen über die Brücke und durch die Gemeinde fuhren. Rasant und massiv erhöhte sich das Verkehrsaufkommen dann in den 90er Jahren, insbesondere der Lkw- und Schwerlastverkehr durch die Transitstrecken und die damit verbundene Anbindung an die südosteuropäischen Staaten. Der Verkehr sei "explodiert auf der Autobahnbrücke", so Kölbl.

Bisher hat es laut Simson eine Sanierung 2008 gegeben, bei der die Widerlager ausgetauscht worden waren und auch ein Flüsterasphalt eingesetzt worden war, allerdings wenig nachhaltig und kaum eine Verbesserung der Lärmbelastung, da der Verkehr stetig zunehme. Aktuell sei dies eine massive Belastung der Bevölkerung und deren Lebensqualität, denn prinzipiell sei der Lärm bei ungünstigen Windverhältnissen auch deutlich bis nach Danlohe zu hören.

Die Verkehrsprognose 2025 als Grundlage für den Gesamtverkehrsplan Bayern im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie geht "bei der Güterverkehrsleistung in Bayern von einer Steigerung um über 53 Prozent bis zum Jahr 2025" aus – im Vergleich zu 2007, wie Kölbl informierte. Es werde also "noch schlimmer, noch krasser" im Hinblick auf Lärm, Feinstaub und andere Belastungen.

Dass die Autobahnbrücke neu gebaut werde, sei sicher, da diese den Anforderungen der zukünftigen Verkehrsbelastung statisch nicht mehr gerecht werde oder zumindest grenzwertig sei. Die Bürgerinitiative bemängelt hier "mangelnden Informationsfluss seitens der Behörden und Verantwortlichen" und eine Nicht-Einbindung der Bürger. Die Klassifizierung der Baumaßnahmen und der fertigen Brücke sei dabei ebenso mehr als fragwürdig. Denn da die Brücke nicht als "Neubau", sondern als "Ersatzbau" eingestuft werde, sei ein Lärmschutz gesetzlich nicht notwendig und auch nicht vorgesehen.

Auch die Gemeinde Pilsach nahmen die Sprecher der BI Lärmschutzwand Autobahnbrücke ins Gebet und sprachen in diesem Zusammenhang von Versäumnissen. Denn tatsächlich sei die neu geplante Brücke eine technisch völlig andere Brücke, wenn auch gleicher Art und gleicher Funktionsweise. Mit einem sogenannten Ersatzbau sei auch das vereinfachte Genehmigsverfahren möglich, welches allerdings die Einspruchmöglichkeiten schwieriger macht und limitiert. Für den Bau bestehe damit kein Rechtsanspruch auf eine Lärmschutzwand und nur Mindermaßnahmen wie Flüsterasphalt, Spring- und Spritzschutz sowie ein Erdwall am Parkplatz Rödelberg. "Das kann nicht unser Ziel sein", betonte Kölbl. Er wies darauf hin, dass man wohl bei dem vereinfachten Bau- und Genehmigungsverfahren keine Chance mit einer Klage hätte.

Ende Oktober letzten Jahres habe es zu diesem Thema ein Treffen mit der betroffenen Autobahndirektion, sowie MDB Alois Karl, Vertretern der Gemeinde und Anwohnern gegeben. Karl bot an, Ausschau nach Pilotprojekten und innovativen Ideen zu diesem Thema zu halten und sagte auch seine Unterstützung zu, welche man auf jeden Fall in Anspruch nehmen müsse und werde.

Die nächsten Ziele der Bürgerinitiative sind laut Simson die Einbringung und Information der Bürger sowie Intervention bei den politisch Verantwortlichen und rechtzeitige Einflussnahme auf die Planung, damit am Ende die Lärmschutzwand steht.

Nach aktuellen Probebohrungen soll wohl in diesem Jahr mit der Planung begonnen werden und wenn die Planungsfeststellung erst mal laufe, werde es schwierig werden, noch etwas zu erreichen, daher müsse man schnell handeln.

Zuerst wurde noch am Abend mit einer Unterschriftenaktion gestartet, des weiteren will man Kontakt zur Gemeinde, zu Behören und Politikern suchen, um eine fundierte Informationsgrundlage zusammenstellen zu können. So könne eine ständige Information der Bürger erfolgen.

Simson führte weiter aus, dass man Arbeitsgruppen erstellen möchte zur Klärung der Schwerpunkte Bautechnik, Umweltrecht, Lärmschutzrecht, Baurecht, Grundrecht, Grundstücksrecht, Vereinsrecht und Klagerecht. Freiwillige werden gesucht. Bis dahin könne man durch Demos, Plakate oder Aktionen weiter Aufmerksamkeit erzeugen, ebenso wie mit Online-Petitionen, Briefaktionen, Info-Veranstaltungen mit Behörden oder Vertretern der Bundes- und Landespolitik.

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