Pölling: Gefährden die Jäger das Grundwasser?

15.1.2021, 06:30 Uhr
Pölling: Gefährden die Jäger das Grundwasser?

© Foto: Günter Distler

In dem Gutachten ist von einer Überschreitung der Grenzwerte unter anderem bei den Schadstoffen Blei, Arsen, Antimon und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) in den untersuchten Bodenproben die Rede. Es sei zu erwarten, "dass Sickerwässer unter den Lockergesteinen, die auch in der vorliegenden Untersuchung erbohrt wurden, als Grund-/Schichtwässer auf geringdurchlässigen Stauhorizonten der Vorflut zugetragen werden.

Angesichts der hohen Messwerte in den Bodenschichten kann somit beim derzeitigen Kenntnisstand nicht ausgeschlossen werden, dass das Sickerwasser am Ort der Beurteilung Schadstoff-Konzentrationen oberhalb des Prüfwertes der Bundesbodenschutzverordnung aufweist", heißt es wörtlich in der Untersuchung.

Ursache sind offenbar die über Jahrzehnte liegengebliebenen Schießrückstände, also Blei-Munition und zerschossene Wurfscheiben (siehe auch Bericht nebenan). Der Schießplatz in Pölling wird vom Jagdverband laut Lothar Sagerer, dem Vorsitzenden des Kreisverbands der Jäger, seit mindestens 45 Jahren betrieben. "Wir Jäger brauchen den Schießplatz, denn wir müssen das Schießen üben, damit das Wild schnell und schmerzlos stirbt", sagt Sagerer.

Jäger befestigen den Zaum um den Schießplatz

Die Bürger bräuchten sich aber keine Sorgen zu machen, "denn das Blei zersetzt sich nicht", behauptet Sagerer. Der Standort für den Schießplatz sei ideal, weil durch die Lehmschicht nichts ins Grundwasser durchdringen könne. Der Jagdverband arbeite mit den Behörden eng zusammen. "Wir wollen alles machen, was rechtlich erforderlich ist", so Sagerer. So habe der Jagdverband eine Diplom-Geoökologin als fachliche Begleiterin beauftragt und bereits einen Kostenvoranschlag für die Detailerkundung des Geländes eingeholt.

Die Bohrungen kosten demnach voraussichtlich rund 25 000 Euro. Außerdem soll der Wall als Kugelfang erhöht werden und der Zaun ertüchtigt und damit wildschweinsicher gemacht werden, was nochmals bis zu 23 000 Euro kosten werde.

"Wir haben nichts zu verbergen", kontert Sagerer die Kritik durch die Stadtratsgruppe Flitz, die den Umgang mit dem Schießplatz als zu sorglos kritisiert und auch das Landratsamt angreift. Dieses hatte nämlich bei der letzten Regelüberwachung des Schießplatzes, die nur alle sieben bis acht Jahre stattfindet, zuletzt im September 2020, keine Mängel festgestellt. Flitz fordert daher eine umgehende Aufklärung, "warum hier jahrelang nichts unternommen wurde und ob diese Bodenvergiftung beseitigt wird".

Landratsamt hat Gutachten im Mai 2020 weitergeleitet

Wolfgang Seitz, zuständig für die Abteilung Staatliches Abfallrecht, Bodenschutz und Altlasten am Landratsamt, lässt das nicht auf sich sitzen. Er betont, dass das Landratsamt den Schießplatz in Pölling bereits seit mehreren Jahren altlastentechnisch betreut und man sich mitten im Verfahren befindet. Am 10. Mai 2020 sei das Gutachten an den Betreiber weitergeleitet worden mit der Bitte um Sichtung und Besprechung der Inhalte.

 

Diese Besprechung habe am 10. September auf der Anlage stattgefunden. Dabei sei festgelegt worden, dass eine weitere Besprechung im vierten Quartal 2020 mit einem Sachverständigen erforderlich sei, um die konkreten nächsten Schritte festzulegen wie Grundwassermessstellen, Bohrungen und dergleichen. Bedingt durch Corona habe man am 13. November beschlossen, das Gespräch auf das erste Quartal 2021 zu verschieben. Vor wenigen Tagen sei der angesetzte Termin allerdings wetterbedingt auf den 9. Februar verschoben worden.

Der Betrieb der Anlage sei ohnehin mit Auflagen verbunden. Die Einhaltung werde regelmäßig überwacht. Aus der Sicht von Seitz besteht keine akute Gefahr für Mensch und Tier. Die Anlage könne also weiter betrieben werden. Ob sie saniert werden muss, werde die Detailerkundung zeigen. Seitz: "Gegebenenfalls wäre auch eine vorgezogene Sanierungsplanung denkbar."

CHRISTINE ANNESER

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