Ehrenamt

Pöllinger suchen einen besseren Namen für das Bürgerzentrum

10.5.2021, 12:03 Uhr
Pöllinger suchen einen besseren Namen für das Bürgerzentrum

© Foto: Stefan Hippel

„Das ist nur die Spitze des Eisberges" - Richard Graf meint damit die angebliche Empörung eines Teils der Pöllinger Bürger über den von der Stadt Neumarkt gewählten Namen für das neue Bürgerzentrum: "Haus des Engagements."

Einen regelrechten "Aufschrei" habe es gegeben. Pöllinger würden diese Bezeichnung als fremd und seltsam empfinden, meint des Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, der auch CSU-Stadtrat ist. Viele würden sich einen Namen wünschen, "der mit Pölling was zu tun hat". Deshalb läuft im Moment eine Postkartenaktion und eine Vorschlagsrunde per Internet.

Sein Appell an die Stadt: Man möge einen "Minimalkonsens" beim Namen finden, um eine "Totalopposition" der Bevölkerung zu verhindern.

Totalopposition? Spitze des Eisberges? "Der Junior wünscht sich ein Fahrrad und der Papa kauft einen VW-Bus." Dieses Bild wählt Vereinschef Richard Graf im Gespräch mit den Neumarkter Nachrichten und erinnert an die ursprüngliche Idee: Die örtlichen Vereine wollten ein Pöllinger Gemeindezentrum schaffen, das von ihnen betrieben wird. Die Stadt habe dann von dem Projekt "Besitz ergriffen" und wolle ein überregionales "Nachhaltigkeitszentrum" daraus machen.

Von einer versprochenen Beteiligung der Pöllinger Bürger am Planungsprozess der Stadt sei dann nie mehr die Rede gewesen. "Nicht eine E-Mail, nicht ein Gespräch" habe es laut Richard Graf zur Konzeption gegeben. "Es ist nicht viel übriggeblieben von einem Bürgerhaus."

"Bücherei und Eine-Welt-Schatzkammer wurden defacto rausgeworfen"

Der "Missmut" unter den Pöllingern sei unter anderem wegen des Umgangs mit der Eine-Welt-Schatzkammer und der Stadtteilbibliothek groß, berichtet der Vorsitzende des Heimatvereins. Keinen abschließbaren Raum, sondern nur "ein paar Regalmeter" habe man den beiden Pöllinger Einrichtungen in dem Acht-Millionen-Euro-Projekt zugestehen wollen. "Defacto sind beide rausgeekelt und rausgeworfen worden", schimpft der CSU-Stadtrat.

Die rund fünf Millionen Euro Städtebauförderung des Bundes seien nicht geflossen, damit sich "die Pöllinger Vereine wiederfinden", hält Stadt-Sprecher Dr. Franz Janka der Kritik entgegen. Stadtteilübergreifend müsse die Nutzung sein.

Da sei es nicht möglich gewesen, wegen sechs und drei Öffnungsstunden pro Woche einen Raum exklusiv zur Verfügung zu stellen. Der kirchliche Träger der Bücherei habe ohnehin eine andere Lösung gewählt.

Ein Raum trägt den Namen "Pölling"

Im künftigen "Haus des Engagements" könnten Pöllinger unbestritten Räume nutzen. Das gelte aber auch für Vereine aus dem ganzen Stadtgebiet. Und der 150 Quadratmeter große Saal für 190 Besucher sei für "kleinere überregionale Veranstaltungen" vorgesehen. Und dieser werde den Namen "Raum Pölling" tragen, erklärte Janka auf NN-Anfrage.

Das Neumarkter Rathaus verweist angesichts der Kritik auf die jeweils großen Mehrheiten im Gesamtstadtrat: für die Namensgebung "Haus des Engagements", für das Konzept und für die Verwendung der Räume.

Alte Schule, Bürgertreff, Haus der Begegnung oder Pöllinger Bürgerhaus?

Derweil bleibt der Pöllinger Stadtrat Richard Graf bei seiner Kritik, dass man "bei der Benennung bewusst jeglichen Bezug zur Verortung vermieden hat". Graf hat nach einer Postwurfsendung an alle Haushalte bisher rund 300 Karten mit Vorschlägen zurückerhalten. Via Internetseite seien per E-Mai etliche weitere Namensvarianten eingegangen. Beispiele: Alte Schule, Bürgertreff, Haus der Begegnung, Pöllinger Bürgerhaus.

Bis Ende Mai will der Heimatverein die Ideen aus der Bevölkerung sammeln. Grafs förmlicher Stadtratsantrag zielt darauf ab, dass die Kommune die Namensgebung überdenkt und aus den Vorschlägen einen alternativen auswählt.

"Wenn man es versäumt, die Pöllinger mitzunehmen, tritt Resignation ein."

An dem "demokratischen Findungsprozess" sollten alle Bürger beteiligt werden. Allerdings wolle er "nicht in einer harten Auseinandersetzung auf die Stadt zugehen", erklärte Graf den NN. Nicht ohne zu bedenken zu geben: "Wenn man es versäumt, die Bevölkerung mitzunehmen, dann tritt Resignation ein."

Aus der Sicht der Stadt Neumarkt wird es aber voraussichtlich hier keine Korrektur geben. Stadt-Sprecher Janka: "Es ist die Beschlusslage des Stadtrates, an der wir uns orientieren."

Unter www.poelling.bayern kann man seinen Namen für das "Haus des Engagements" einreichen.

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